freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
Gott des Feuers nicht gäbe, und die, die ihn verkünden. Vielleicht wäre ich nicht einmal mehr am Leben.«
Ja, vielleicht. Es war müßig, darauf zu antworten, deshalb tat er es auch nicht, sondern sah wieder die verblassenden Linien auf der Wand an. Sie erzählten eine Geschichte, aber es war nicht nur die, die Urd darin las. Sie war älter, viel, viel größer und umso vieles schrecklicher. Auch er kannte sie nicht, aber vielleicht nur, weil sich etwas in ihm noch dagegen sträubte.
Aber wie lange noch?
Erneut spürte er, wie die Schatten dunkler wurden und sich zu Dingen zusammenballen wollten, schloss die Augen und ballte die Hände so fest zu Fäusten zusammen, dass seine Gelenke wie trockenes Reisig knackten. Die unsichtbare Dunkelheit zog sich zurück, und das Kratzen an seiner Seele hörte auf.
»Du hättest es mir sagen müssen.«
»Was?« Urd seufzte. »Du hast mich nie gefragt. Und ich hatte nicht das Gefühl, dass dich Geschichten von alten Göttern interessieren. Oder der Glaube der Menschen.«
Thor wünschte sich, dieses Gespräch draußen führen zu können. Er hatte die Gespenster verjagt, die an seinen Gedanken kratzten, aber dieser Ort machte ihm nach wie vor Angst. Vielleicht nicht dieser Ort selbst, aber das, was er bedeutete.
»Das … stimmt«, sagte er, zögernd und mit einem unbehaglichen Räuspern, mit dem er sich zugleich herumdrehte. »Vielleicht war das ein Fehler. Dann erzähl mir jetzt davon.«
»Die Menschen meinen, wir würden einen neuen Glauben verkünden, aber das –«, begann Urd, registrierte erst dann, dass er ihr schon gar nicht mehr zuhörte, sondern schon wieder auf dem Weg zum Ausgang war, und beeilte sich, ihn einzuholen, bevor sie mit nur ganz leicht veränderter Wortwahl noch einmal ansetzte. »Die Menschen meinen, die Lichtbringer würden einen neuen Glauben verkünden, aber das stimmt nicht. Es sind die alten Götter, deren Wort sie in die Herzen der Menschen tragen. Der einzigen Götter, Thor. Odin, Freya und Balder.«
Thor brach sein Schweigen erst, als sie die Halle verlassen hatten und aus dem Schatten des Turmes heraustraten und er das Gefühl hatte, wieder freier atmen zu können. »Es reicht, wenn du mir davon erzählst«, sagte er. »Du musst nicht predigen.«
Die Worte taten ihm schon leid, bevor er sie vollkommen ausgesprochen hatte, aber Urd seufzte nur und sah allerhöchstens ein wenig betrübt aus, nicht verletzt. »Das habe ich wahrscheinlich verdient«, sagte sie. »Aber der Glaube der Lichtbringer ist nicht schlecht. Was sie in seinem Namen tun, ist es vielleicht, aber nicht ihr Glaube an sich. Die alten Götter waren das Beste, was den Menschen jemals widerfahren ist. Als sie über die Welt geboten haben, da herrschte Frieden unter den Menschen. Niemand musste um seine Freiheit fürchten oder das Leben seiner Kinder.«
»Du sprichst von denselben Göttern, in deren Namen deine Brüder und Schwestern ganze Länder unterwerfen und diejenigen lebendig verbrennen, die sich weigern, an sie zu glauben?«, fragte er. Urd legte wieder die Hand auf den Bauch. »Mit einem neuen Glauben ist es manchmal wie mit einem neuen Leben«, sagte sie. »Manchmal muss es erst schlimmer werden, bevor es besser wird, und die Geburt kann sehr schmerzhaft sein.«
»Aber ihr verkündet nicht das Wort der alten Götter«, sagte er. Und wenn, dann waren es nicht dieselben Götter, die er unter diesen Namen gekannt hatte. »Ihr verkündet das Wort des Feuergottes.«
»Loki, der Gott des Feuers, ja.«
Thor blieb überrascht stehen. »Loki?«
»Er hat viele Namen«, bestätigte Urd. »Und wer wäre passender, um die Welt mit Feuer zu erobern und den alten Aberglauben aus den Herzen der Menschen zu brennen? Aber nach ihm werden andere kommen. Die alten Götter werden zurückkehren. Thor, und die Lichtbringer werden die sein, die ihnen dabei helfen. Wenn Odins Reich wieder seinen angestammten Platz eingenommen hat, dann werden wir es sein, die an seiner Seite in Walhall sitzen.«
Es fiel Thor schwer, zu glauben, was er hörte. »Du … willst mich auf die Probe stellen?«, fragte er stockend. »Oder machst dich über mich lustig?«
»Über dich? Einen leibhaftigen Gott? Wie könnte ich das?« Sie schnitt ihm mit einem energischen Kopfschütteln das Wort ab, als er etwas sagen wollte. »Ich weiß, du bist kein Gott. Jedenfalls behauptest du es. Aber was immer du auch in Wahrheit sein magst, du warst dort drinnen. Du hast gesehen, wozu Menschen fähig sind, die an
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