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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ochse«, sagte Thor. Er fühlte sich unbehaglicher, mit jedem Moment, den er Loki zuhörte.
    »Kuh! Ochse!« Loki machte eine wegwerfende Geste. Er wurde zornig. »Was ist das für ein Leben, das einen Mann zwingt, nachts und im Winter und Sturm hinauszugehen, um nach einem entlaufenen Tier zu suchen und damit nicht nur sein Leben zu riskieren, sondern auch das seiner Familie, Thor? Wäre ich in dieser Nacht wirklich gestorben, dann hätte ich damit auch die getötet, für die ich die Verantwortung getragen habe. Aber ich habe mich anders entschieden. Ich habe beschlossen, etwas zu ändern.«
    »Und? Ist es dir gelungen?
    »Sich mich an«, antwortete Loki. »Sieh dich an. Heute sind wir Götter. Heute verbeugen sich Könige vor uns, und ganze Heere gehorchen unserem Befehl.«
    »Und deine Familie?«
    »Hat mich nie wieder gesehen«, sagte Loki. »Aber ich habe für sie gesorgt, wenn es das ist, was deinem Gewissen zu schaffen macht, Bruder – so wie du für deine Familie, nebenbei bemerkt.« Er trank einen weiteren, deutlich längeren Schluck Wein, währenddessen er Thor aufmerksam über den Rand seines kostbaren Trinkgefäßes hinweg im Auge behielt. »Das wolltest du doch wissen, oder? Was aus deiner Familie geworden ist. Du bist so wenig zu ihr zurückgekehrt wie ich zu meiner.«
    »Loki!«, sagte Urd.
    »Er hat gefragt«, sagte Loki. »Sollte ich ihn belügen?«
    »Natürlich nicht, aber –«
    »Wir sind aufeinander angewiesen, Urd«, fuhr Loki fort. »Jetzt und umso mehr in den Zeiten, die vor uns liegen mögen. Ich hätte niemals geglaubt, dass es einmal nötig sein würde, aber ich fürchte, ich muss Thors Freundschaft zum zweiten Mal erringen. Soll ich mit einer Lüge beginnen?«
    Urd antwortete nicht darauf, aber um ein Haar hätte Thor es getan. Um ein Haar hätte er ihn angeschrien, ohne überhaupt zu wissen, warum. Alles, was Loki ihm gesagt hatte, war wahr. Aber da war noch mehr. Hinter dieser vollkommenen Ehrlichkeit verbarg sich etwas Düsteres und Abscheuliches, ein Geheimnis, so ungeheuerlich, dass er es nicht zu kennen brauchte, um seine Verderbtheit zu spüren.
    »Freundschaft?« Das Wort löste einen Missklang in seinen Ohren aus, den er nicht erklären konnte.
    Loki lachte. »Ich sehe, du erinnerst dich doch noch an das eine oder andere?«
    »Nein.«
    »Doch«, behauptete Loki. »Vielleicht hast du die Dinge vergessen, aber nicht, was sie bedeuten. Ja, wir waren Freunde, aber das bedeutet nicht, dass wir immer einer Meinung waren. Ichwerde dir nichts verschweigen und auch nicht versuchen, dir irgendetwas vorzumachen.«
    »Auf die Gefahr hin, dass ich mich erinnern könnte?«
    »Du hast tatsächlich nichts von deiner Scharfzüngigkeit verloren«, sagte Loki. »Du wirst dich erinnern, früher oder später, da bin ich sicher. Aber so lange kann ich nicht warten. Ich brauche dich hier.«
    »Wozu?«
    »Als Freund«, antwortete Loki. »Als Stellvertreter. Und um dein Wort zu halten.« Er kam seiner nächsten Frage zuvor. »Du hattest so etwas wie einen Handel mit Bjorn, wie Urd mir berichtet hat. Aber ich fürchte, er hat nicht vor, sein Wort zu halten.«
    »Sie sind abgezogen.«
    »Aber nur, weil sie deinen Zorn und die Kraft deines Hammers fürchten«, antwortete Loki. »Und nicht viel weiter fort als einen Tagesritt von hier. Hugin und Munin berichten von einem gewaltigen Heer, das sich zusammenzieht, tausend Reiter, wenn nicht mehr. Sie werden zurückkommen, und jemand muss sie aufhalten, sollten sie vor der Flotte mit unseren Kriegern eintreffen.«
    »Ich allein?«, fragte Thor zweifelnd. »Gegen tausend Reiter?«
    »Gleich morgen mit der ersten Flut breche ich mit dem Naglfar auf und fahre der Flotte entgegen, um sie zu größerer Eile anzutreiben«, antwortete Loki. »Ich lasse dir jeden Mann und jeden Krieger hier, den ich entbehren kann, und unsere Schwestern haben gute Arbeit geleistet. Du hast mehr treue Anhänger hier in Oesengard, als du glaubst. Du bist nicht allein.« Es schüttelte so heftig den Kopf, dass sein Haar flog. »Mit ein wenig Glück wird es zu keinem Kampf kommen. Das Naglfar ist schnell, und der Wind steht gut. Aber es wäre fatal, sich darauf zu verlassen und vielleicht um wenige Augenblicke zu spät zu kommen. Diese Stadt ist gut befestigt und leicht zu verteidigen, sowohl zum Land als auch zum Meer hin.«
    »Ich weiß«, sagte Thor.
    »Du warst schon immer der bessere Stratege von uns«, pflichtete ihm Loki bei. »Dann brauche ich dir auch nicht zu sagen, wie viele

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