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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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ihre Schultern. Plötzlich wurde Amanda sich bewusst, dass ihre Schultern nackt waren. Ihr Körper war nur umhüllt von einem Nachthemd aus feiner, mit Spitzen besetzter Baumwolle. Sie hatte keine Ahnung, was aus ihren Kleidern geworden war und wessen Hemd sie hier trug.
    „Sie trauern um Ihren Vater. Das ist verständlich“, sagte de Warenne leise. „Ich habe nach meinem Schiffsarzt geschickt. Er wird Ihnen Laudanum geben. Das wird helfen.“
    Die Tränenflut verebbte. Amanda drehte sich auf den Rücken und sah zu ihm auf. Rasch nahm er seine Hand von ihrer Schulter. „Laudanum“, sagte sie benommen. Sie wusste, was Laudanum bewirkte. Als sie sich einmal während ihrer Kindheit das Handgelenk gebrochen hatte, hatte sie davon etwas bekommen, und der Schmerz hatte sofort nachgelassen. Würde das mit ihrem Kummer ebenfalls passieren?
    De Warennes Miene wirkte angespannt. In seinen Augen jedoch las sie Mitleid und Verständnis. „Falls es Ihnen ein Trost ist – ihr Vater ist rasch gestorben.“
    Wieder begann sie zu weinen.
    „Es wird nachlassen. Der Schmerz wird aufhören. Das verspreche ich Ihnen, Miss Carre.“
    Sie schüttelte den Kopf, sie wusste nicht, wie das möglich sein sollte. „Ist Ihr Vater – tot?“, stammelte sie.
    „Nein. Aber meine Mutter starb, als ich ein kleines Kind war.“
    Sie erschrak, und ihre Tränen versiegten. „Wirklich?“
    Er nickte ernst. „Sie starb bei der Geburt meiner jüngsten Schwester, Eleanor.“
    Mühsam setzte Amanda sich auf, und er legte einen Arm um sie, um ihr behilflich zu sein. Ihr wurde schwindelig, und sie hielt sich an seinem muskulösen Oberarm fest, wobei ihr noch schwindeliger wurde. Sie lehnte sich an ihn und berührte mit ihrer Stirn seine Brust. Das Bett begann, sich heftig zu drehen.
    „Sie müssen sich hinlegen und die Beine hochnehmen“, befahl er streng.
    Amanda konnte nicht antworten, weil sie versuchte, sich von dem Schwindelgefühl zu befreien. Aber ganz plötzlich lag sie auf dem Rücken, und alle Kissen flogen auf den Boden, außer einer großen Nackenrolle aus blauem Samt, die unter ihre Knie gelegt wurde. Das Bett drehte sich langsamer, endlich wurde es ganz ruhig. Amanda öffnete die Augen, um festzustellen, dass de Warenne an ihrer Hüfte saß, einen Arm zusammen mit dem Kissen unter ihre Knie geschoben, und sie aufmerksam ansah.
    „Sie sind entkräftet“, sagte er leise. „Wann haben Sie das letzte Mal etwas gegessen?“
    Sie wusste es nicht mehr. „Es geht mir gut. Ich werde niemals ohnmächtig. Ich weiß gar nicht, warum mir so komisch ist.“
    Abrupt sprang de Warenne auf und zog ihr das Nachthemd bis hinunter über die Waden. Er drehte sich um. „Statt hier an der Tür herumzulungern, Alexi, sag einem Diener, er soll Miss Carre eine Schale mit Suppe und etwas Weißbrot bringen.“
    Der Junge nickte mit großen Augen und lief davon.
    „Ich bin nicht hungrig“, sagte Amanda und kam sich jetzt sehr dumm vor. Sie begann, mit dem Fuß das Kissen unter ihren Beinen wegzuschieben, und konnte nicht vergessen, dass de Warenne die Hand unter ihrem Nachthemd gehabt hatte.
    Er umfasste ihre Knie, sodass sie sich nicht rühren konnte.„Ich vermute, Sie haben seit Tagen nichts gegessen. Wenn Sie Ihrem Vater nicht ins Grab folgen wollen, dann müssen Sie besser auf sich achtgeben, Miss Carre.“
    Er sah ihr in die Augen. Amanda konnte den Blick nicht abwenden – sie war wie betäubt. Es schien beinahe, als sorgte er sich tatsächlich um sie, aber das war unmöglich. Etwas wie Interesse erwachte in ihr und durchbrach ihre Trauer. „Ich will nicht sterben“, sagte sie langsam und begriff, dass sie das ernst meinte.
    Er lächelte ein wenig. „Gut.“
    Als Amanda das nächste Mal erwachte, versuchte helles Sonnenlicht, die blauen und weißen Vorhänge zu durchdringen. Sie blinzelte hinauf zu dem mit Rüschen verzierten Himmel über ihrem Bett, und alles fiel ihr wieder ein. Sie war in Windsong, Papa war tot. Sie war unendlich traurig.
    Sie fragte sich, wie viel Zeit seit der Hinrichtung vergangen war. Vage erinnerte sie sich, Suppe und Brot gegessen zu haben, nicht einmal, sondern öfter, erinnerte sich an ein hübsches, rundliches Mädchen mit leuchtendrotem Haar, das ihr beim Essen geholfen hatte. Dann fiel ihr der Arzt mit dem weißen Backenbart wieder ein, der sie untersucht und ihren Puls gemessen hatte. Sie musste auch Tee mit Laudanum getrunken haben, und das nicht einmal, sondern mehrmals.
    Vorsichtig sah Amanda sich um und

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