Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
Vom Netzwerk:
erinnerte sich jetzt auch an zwei kleine Kinder, einen dunkelhaarigen Jungen und ein goldhaariges Mädchen. Aber jetzt war sie allein. Waren die beiden nur Einbildung gewesen oder Teil eines seltsamen Traumes? Oder hatte sie wirklich de Warennes Kinder getroffen? Eines davon war ein Prinz oder eine Prinzessin, wenn die Gerüchte stimmten.
    De Warenne. Er war bei der Hinrichtung dabei gewesen und hatte nicht zugelassen, dass sie den grausamen Tod ihres Vaters sah. Hatte er sie wirklich so beschützend in den Armen gehalten? Oder hatte sie das geträumt? Amanda war verwirrt. Ihre Erinnerung war blass, zusammenhanglos, und es fiel ihr schwer zu unterschieden, was Wahrheit war und was nicht.
    Aber so traurig sie auch sein mochte – wann immer sie an Papa dachte, wurde sie von einer Woge der Verzweiflung überschwemmt – sie fühlte sich ein wenig besser. Zum einen war sie nicht mehr ganz so zerschlagen und erschöpft. Und zum anderen verspürte sie Hunger.
    Um ihre Beobachtung zu überprüfen, setzte Amanda sich auf und streckte sich. Ihre Beine protestierten nicht, ihr Magen knurrte, und der Raum blieb überraschend ruhig.
    Sie warf die Bettdecke beiseite und hielt inne. Himmel, sie hatte in einem Bett geschlafen, das einer Königin würdig gewesen wäre. Die Decken waren aus Seide, die Farben der Vorhänge genau mit den Wandbehängen abgestimmt – es passte alles zusammen und war entweder aus Seide, Satin, Samt oder Brokat.
    Sie hatte gewusst, dass de Warenne reich war, natürlich, aber sie hatte nicht geahnt, dass er so lebte. Aber sie war auch noch nie im Haus einer reichen Person von Adel gewesen.
    Sie setzte sich auf und spürte, wie schön sich die feine Baumwolle an ihrem Körper anfühlte. Als sie zum Fenster trat, kam sie an einem großen Spiegel vorbei, dessen vergoldeter Rahmen mit Rosetten und Ranken verziert war. Sie erhaschte einen Blick auf ihr Spiegelbild und blieb stehen.
    Es war, als erblickte sie eine Fremde.
    Eine hübsche und sehr weibliche Frau sah ihr entgegen, schön gekleidet in ein mit Spitzen verziertes Nachthemd, das helle Haar fiel ihr über die Schultern beinahe bis zur Taille. Die Frau hatte große grüne Augen mit langen, dichten Wimpern, dunkel wie ihre Brauen. Ihr Gesicht war ein wenig rosig, die Haut von der Sonne leicht gebräunt, und sie hatte volle rote Lippen. Ihre Schultern und ihre Arme waren nackt. Wenn es irgendetwas auszusetzen gab, dann dass ihre Schultern vielleicht ein wenig breit waren, ein Hinweis auf sehr unweibliche Kraft. Aber das fiel kaum auf, weil das Baumwollnachthemd sich so um ihre Brüste schmiegte. Kleine Spitzenbänder hielten es fest, aber es war tief ausgeschnitten und unter dem Busen leicht gerafft. Amanda bemerkte, dass sie errötete, als sie sich selbst so beobachtete.
    Sie sah nicht aus wie die Tochter eines Piraten, sie sah aus wie eine Frau von bester Herkunft.
    Erschrocken drehte sie sich um und öffnete rasch die Vorhänge. Es war bereits Nachmittag, die Sonne stand hoch am Himmel und bewegte sich nach Westen. Das Fenster ihres Schlafzimmers ging zum Hafen hinaus, und als nächstes fiel ihr Blick auf ihr Lieblingsschiff, die Fair Lady. Der Rumpf war rot und schwarz gestrichen. Obwohl sie nur fünftklassig war, bot ihre Takelage einen beeindruckenden Anblick, und Amanda war wie immer fasziniert. Unzählige Male hatte sie de Warenne auf seinem Achterdeck beobachtet, während seine Männer die Segel setzten und die Fregatte ihren Liegeplatz verließ. Wie oft hatte sie zugesehen, wie die schöne Fair Lady Fahrt aufnahm, während der Wind ihre Segel blähte? Manchmal hatte sie das Schiff von einem der Waffentürme am Hafen aus beobachtet, wie es davonsegelte, aufs Meer hinaus fuhr bis es nur noch ein Punkt war, der in den endlosen Weiten zu verschwinden schien. Wie oft hatte sie sich gefragt, wie es wohl sein mochte, auf einem solchen Schiff immer am Wind entlang zu segeln?
    Und dann sah sie das Schiff, das ihren Namen trug.
    Fort Charles lag gegenüber dem Hafen auf einer kleinen Halbinsel, die sich südöstlich in das karibische Meer erstreckte. Obwohl es unter der britischen Flagge segelte, die Masten zerbrochen waren und eine große Entfernung zwischen ihnen lag, erkannte Amanda das Schiff sofort. Wieder überkam sie der Kummer in all seiner Heftigkeit.
    Versprich mir, dass du nach England gehst, zu deiner Mutter .
    Sie hörte Rodneys Stimme so laut und deutlich, als befände er sich im selben Raum mit ihr. Sie fuhr herum, doch er stand nicht

Weitere Kostenlose Bücher