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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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Menschenmenge schweifen, die sich in der Mittagshitze auf dem Platz zwischen King’s House und dem Gerichtsgebäude versammelt hatte. Schön gewandete Damen mit weißen Sonnenschirmen und gut gekleidete Gentlemen mit Spazierstöcken schlenderten um den Galgen herum und plauderten gelassen, während sie darauf warteten, dass das Fest begann. Grob gekleidete Seeleute tranken Grog und kniffen ihre Huren, einige Matrosen tanzten mit ihren Mädchen zu der heiteren Inselmelodie, die ein schwarzer Fiedler spielte. Ein paar Jungen warfen Steine auf das Gerüst, als wäre es eine Zielscheibe. Sie lachten blutdürstig. Er wandte sich ab und betrachtete die andere Seite des Platzes. Ein Regiment Soldaten stand in Hab-Acht-Stellung vor dem Gerichtsgebäude, und weitere Soldaten patrouillierten im Park umher, für den Fall, dass der Gefangene zu fliehen versuchte. Sein Herz schlug wie wild. Wo war sie nur?
    In wenigen Minuten würde Carre aus dem Gefängnis seinem Schicksal überstellt werden. Clive war sicher, dass La Sauvage hier irgendwo war.
    Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, wie besessen vom Schicksal ihres Vaters und ihrer Rolle in dem schrecklichen Drama. Er vermutete, dass sie sich nicht damit begnügen würde, an diesem Tag nur zuzuschauen, aber was konnte sie tun? Eines wusste er: Er würde nicht zulassen, dass sie ihr Leben ebenfalls wegwarf. Wenn sie vorhatte, Carre das Leben zu retten, dann würde er sie aufhalten, ehe die Soldaten es taten.
    Plötzlich spürte er, dass ihn jemand ansah. Er drehte sich um und blickte zu King’s House hinüber. Im Obergeschoss stand ein großes Fenster weit offen, und von dort aus beobachtete Woods die Szenerie.
    Mit finsterer Miene wandte Clive sich ab. Aus dem Augenwinkel sah er, dass einer der Jungen einen Stein an den Fuß des Galgens warf, sein Lachen klang grausam. Und er glaubte, einen erstickten Laut gehört zu haben – das Schluchzen einer Frau.
    Er blickte hinab zum Unterbau des Galgens. Dort sah er einen kleinen Haufen von Lumpen und eine Flut mondheller Haare. Aufgebracht drängte Clive sich durch die Menge und stieß dabei grob mehrere Gentlemen beiseite. Die Menschen wichen zurück, als sie bemerkten, wie entschlossen und wütend er war. Die Jungen hörten auf, mit Steinen zu werfen, als er näherkam, wurden still und erblassten. Einen von ihnen packte er am Hemd und riss ihn zur Seite. „Ehe dieser Tag vorüber ist, wirst du dich vor mir verantworten“, sagte er.
    Kreidebleich flüsterte der Junge: „Sie ist doch nur die Tochter des Piraten.“
    Clive stieß ihn gegen die Schulter, so fest, dass der Junge zu Boden fiel. Die anderen flohen, der Übeltäter kroch durch die Menge, feige, wie er war, dann richtete er sich auf und ergriff ebenfalls die Flucht.
    Clive drehte sich um und kniete nieder. „Miss Carre?“
    Sie kauerte unter dem Holz, wo ihr Vater in der Schlinge stehen würde, hinter einem der dicken Pfosten, die Knie an die Brust gezogen, die Augen unnatürlich groß und glänzend, als wäre sie im Fieber. Sie erschien ihm sehr klein und verängstigt zu sein, ein winziges Wesen, das sich vor der gefährlichen Welt versteckte. Clives Herz schmolz dahin.
    „Kommen Sie heraus.“ Er sprach sehr leise, hoffte, sie zu beruhigen, und streckte ihr die Hand hin.
    Sie schüttelte den Kopf. Eine Träne rann aus ihrem Auge.
    Vielleicht war es besser, wenn sie hier unter dem Galgen blieb, dann konnte sie wenigstens nicht sehen, wie ihr Vater gehängt wurde. Andererseits wollte er sie möglichst weit weg bringen von der Hinrichtung und von diesem Platz, weil er Angst hatte, dass sie, wenn er es nicht tat, im letzten Moment aus ihrem Versteck herauskommen und etwas sehen würde, was keine Frau jemals sehen sollte. „Bitte, kommen Sie heraus. Ich werde Sie weit weg von hier bringen“, versuchte er es noch einmal in sanften Ton.
    Sie sah ihn an ohne zu blinzeln. Wieder fiel eine Träne.
    Ihm war, als würde sein Herz brechen. „Es wird nichts nützen, hier zu bleiben. Lassen Sie sich von mir hier wegbringen.“ Ihm kam ein Gedanke. „Ich bringe Sie zu meinem Schiff. Ich muss eine Fahrt nach St. Kitt unternehmen, und dieser Tag ist perfekt dafür.“
    Ihre Augen schienen zu flackern, ihr Blick hellte sich auf.
    „Eine sanfte Brise, die See ist so reizvoll“, lockte er.
    Sie leckte sich die Lippen, zögerte noch.
    „Ich lasse Sie …“ Er unterbrach sich. Sein Achterdeck war ihm heilig. „Ich lasse Sie zu mir aufs Deck kommen. Kommen Sie,

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