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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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Kleines.“
    Mehr Tränen flossen aus ihren Augen. Dann nickte sie plötzlich, streckte ihm die Hand hin, und er griff danach. Gerade, als sich ihre Fingerspitzen berührten, begann die Menge zu brüllen, ein Laut wie eine Explosion, und Zurufe ertönten. Sie schrie auf, wich zurück, entzog sich seinem Griff. Er hob den Kopf und sah, dass die Soldaten Carre aus dem Gerichtsgebäude geleiteten.
    Die Rufe wurden lauter, begleitet von grausamen und wüsten Scherzen.
    „Der Pirat hat seinen Spaß gehabt, jetzt bekommen wir unseren!“
    „Lasst ihn ausbluten, wenn er tot ist, dann können wir unser Deck mit seinem Blut bestreichen!“
    „Meint ihr, er wird um Gnade betteln? Im Grunde ist er doch ein Feigling!“
    „Lassen wir ihn flehen – nehmen wir die Katze, ehe er hängt.“
    Clive fühlte sich übel, was selten geschah. Er wandte sich an Carres Tochter. Mit drängender Stimme sagte er: „Wir müssen gehen.“
    Als hätte sie ihn gehört, kroch sie auf allen Vieren auf ihn zu. Clive griff nach ihr, aber sie war so wendig, dass sie sich fallen ließ und unter seinem Arm hindurchrollte. Er drehte sich um, wollte sie packen, aber sie war schon auf den Füßen und rannte auf Carre zu, drängte sich dabei durch die Menge. „Papa!“
    Carre hatte mit seiner Eskorte den Platz erreicht und erstarrte. „Geh weg von hier, Amanda!“, brüllte er.
    Clive packte sie von hinten, schlang seine Arme um sie. Sie schien es nicht einmal zu merken. „Papa!“, schrie sie wieder.
    Carre sah ihm in die Augen, und sie schlossen eine stumme Übereinkunft. „Bringen Sie sie weg von hier, de Warenne!“
    Clive nickte, hielt sie noch immer von hinten fest, während sie heftig darum kämpfte, zu ihrem Vater zu gelangen. „Bringen Sie mich nicht dazu, Sie über meine Schulter zu werfen.“
    Sie schien ihn nicht zu hören. „Papa, ich hab dich lieb!“
    Carre, der gerade den Galgen betreten wollte, hielt inne. „Ich hab dich auch lieb, Mädchen.“
    Kraftlos sank Amanda in Clives Arme. Die Soldaten stießen Carre mit ihren Karabinern an, zwangen ihn so, die fünf Stufen zum Galgen hinaufzugehen. Als er hinabblickte in ihr Gesicht, sah er, dass sie jeden seiner Schritte verfolgte und jetzt lautlos schluchzte. Clive wollte sie sich gerade über die Schulter werfen, als Carre sagte: „Mädchen! Versprich mir, dass du nach England gehst zu deiner Mutter!“
    Amanda nickte. „Ich verspreche es“, schluchzte sie. „Ich verspreche es“, wiederholte sie tonlos.
    Carre wurde vor die Schlinge gestoßen, dann verband man ihm sofort die Augen.
    Amanda wimmerte.
    Clive dachte nicht nach, er handelte einfach. Er drehte sie herum, sodass sie ihn ansehen musste, presste sie gegen seinen großen Leib, die Wange an seine Brust gedrückt. „Nicht bewegen“, ermahnte er sie und versuchte, ihren schlanken Leib ganz zu umarmen, während er ihren Kopf umfasst hielt. Er fühlte, wie ihre Tränen sein Hemd und seine Brust nässten.
    Dann sah er auf. Die Schlinge lag um Carres Hals. Die Menge jubelte und brüllte, und Steine begannen zu fliegen, regneten hinab auf den verurteilten Mann.
    Clive wandte sich erschüttert ab. Er barg seine Wange in ihrem lockigen Haar und presste, ohne nachzudenken, die Lippen auf ihren Scheitel. Sie begann zu zittern wie Espenlaub. Langsam wich er mit ihr zurück, während die Menge brüllte.
    Amanda stemmte sich gegen ihn, versuchte, sich umzudrehen.
    Er hielt sie ganz fest, ließ das nicht zu, nicht einmal ein Stück konnte sie sich drehen, so fest war er entschlossen, sie davor zu bewahren, zusehen zu müssen, wie ihr Vater nach Atem rang. Manche Hinrichtungen verliefen schnell und gnädig, andere nicht, und die Opfer hingen endlos lange Minuten, ehe ihr Genick brach. Dann hörte er ein Knacken, und er dankte Gott, dass Carre beinahe sofort gestorben war.
    Amanda in seinen Armen verlor das Bewusstsein.

3. Kapitel
    „Sie ist tot.“
    Der Sprecher schien ein Mann zu sein. Wovon redete er? Amanda versuchte, in seinen Worten einen Sinn zu erkennen. Ein großer, goldhaariger Mann erschien. Seine Miene wirkte angespannt, seine blauen Augen durchdringend. Sie kannte ihn, konnte ihn aber nicht einordnen. Erschrocken begriff sie, dass er von ihr sprach.
    „Sie ist tot.“
    „Sie ist nicht tot – sie schläft!“
    „Sie bewegt sich nicht. Sie ist tot.“
    Amanda begann, in Panik zu geraten. War sie tot? Und wer waren die Leute, die über sie redeten? Sie begann aufzuwachen und begriff, dass sie einen seltsamen Traum

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