Freibeuter der Leidenschaft
Sicherheit Sie langweilen.“
Sie lachte. „Sie sind von königlichem Blut!“
Er lachte leise. „Liebes, ich bin kaum königlich.“ Er deutete auf den Stuhl.
Amanda war atemlos, und fühlte sich schwindelig. Endlich setzte sie sich. Niemand hatte sie je zuvor „Liebes“ genannt. Natürlich hatte er es nicht so gemeint. Er nannte seine Tochter „Liebes.“ Sie war nicht seine Tochter, und auf keinen Fall wollte sie, dass er in ihr ein Kind sah. Aber er hatte das Kosewort so verführerisch ausgesprochen, dass sie das heftige Verlangen spürte, es noch einmal von ihm zu hören – und dann sollte er es so meinen.
Er rückte den Stuhl näher an den Tisch, dann setzte er sich ihr gegenüber hin und hob die Weinflasche. Er zögerte, und sein Lächeln verschwand. Dann ließ er die Flasche sinken. „Ich muss es fragen. Wie alt sind Sie?“
Sie zögerte nicht. „Einundzwanzig.“ Sie lächelte und ihr Herz schlug weiterhin wie rasend. Sie wollte, dass er sie für älter und erfahrener hielt, als sie es war. „Wie alt sind Sie?“
Er lachte und schüttelte den Kopf. „Amanda, wir wissen beide, dass Sie nicht einmal annährend einundzwanzig sind. Ich bin achtundzwanzig.“ Er zögerte. „Ich meine es ernst, Miss Carre.“
Sie hatte ihn auf Ende Zwanzig geschätzt, und sie hatte recht gehabt. Sie überlegte sorgfältig, welches Alter sie ihm nennen sollte, damit er ihr glaubte. „Ich bin fast zwanzig“, log sie. „Und ich sagte Ihnen schon, ich bin keine Dame. Sie können mich Amanda nennen.“
Er musterte sie abschätzend. Dann sagte er endlich: „Tatsächlich.“
„Tatsächlich. Und ich möchte etwas Wein“, fügte sie hinzu.
Er schenkte ihr einen Fingerhut voll ein und sich selbst ein ganzes Glas voll.
„Und da hielt ich Sie für so großzügig“, murmelte sie und griff nach dem Glas. Hatte ihr Plan funktioniert?
„Ich schätze Sie auf sechzehn, vielleicht siebzehn“, sagte er und beobachtete sie genau.
Amanda seufzte. Sie war siebzehn, achtzehn im August. Statt zu antworten, senkte sie den Blick und trank von ihrem Wein. Sofort schnappte sie nach Luft und vergaß ihre Schwindelei. Der Wein, den sie mit Papa getrunken hatte, war schwer und sauer gewesen, sie hatte immer Grog bevorzugt. „Was ist das?“, brachte sie verblüfft heraus.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte sie breit an. „Ich vermute, das war ein Ausruf des Lobes.“
„Das schmeckt köstlich, wie Beeren und Samt.“
„Es ist eine starke Note von Brombeeren dabei“, stimmte er zu, „und gerade genug Gerbsäure, um die Zunge zu reizen. Er stammt aus Rioja.“
Amanda war zu sehr damit beschäftigt, noch einen Schluck zu trinken, um etwas zu erwidern. Der Wein schmeckte himmlisch.
„Wenn Sie nicht langsamer trinken, werden Sie noch einen Schwips bekommen“, sagte er, aber er sagte es leichthin. Er hatte sein Glas noch nicht angerührt, er sah ihr nur zu.
Sie wünschte, sie würde wissen, was er wirklich dachte, und lächelte ihn breit an. „Ich wusste nicht, dass Wein so köstlich schmecken kann. Warum beobachten Sie mich?“
Er wurde rot und blickte zur Seite. „Entschuldigen Sie.“
„Ist es mein Hemd? Hätte ich mir das Haar flechten sollen?“
„Mit Ihrem Hemd ist alles in Ordnung.“ Sein Lächeln wirkte gezwungen. „Ich war unhöflich. Es wird nicht wieder vorkommen.“
Amanda zögerte. Sie wand ihr Haar zu einem Knoten, dann blickte sie ihn finster an. „Ich habe keine andere Kleidung, abgesehen von dem Nachthemd.“
Er schien beunruhigt. „Es ist nicht Ihr Haar – Ihr Haar ist sehr schön – und es sind nicht Ihre Sachen. Ich möchte, dass Sie dieses Essen genießen. Mein Koch ist gut.“
Sie schwieg. Ihm gefiel ihr Haar? Jeden Sommer schnitt sie einen Fußbreit davon mit ihrem Dolch ab, den Rest des Jahres ließ sie es dann einfach wachsen. Diesen Sommer hatte sie sich allerdings nicht darum gekümmert – sie war mit anderen Dingen beschäftigt, da ihr Vater gefangen genommen war. „Es ist zu lang“, stieß sie hervor.
Seine Wangen färbten sich noch tiefer. „Schneiden Sie es niemals ab“, sagte er mit dumpfer Stimme.
„Finden Sie wirklich, dass mein Haar schön ist?“, wollte sie wissen.
Seine langen, starken Finger trommelten auf das Tischtuch. Schließlich hob er den Kopf und sagte: „Ja, das tue ich.“
Sie sah ihm in die Augen, freute sich und lächelte.
Er wandte sich ab. „Was sagten Sie, wie alt Sie sind?“
Sie würde ihm nicht die Wahrheit sagen.
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