Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
Vom Netzwerk:
und starrte jetzt nur noch in sein Gesicht.
    Sein Lachen klang schroff. „Ich bin ein Mann! Ein gesunder Mann! Mich verlangt es immer nach einer Frau!“
    Sie presste sich in die Kissen, der Schmerz darüber, zurückgewiesen worden zu sein, war zu heftig.
    „Was mein Körper will, ich unwichtig, denn ich bin kein Tier. Was mein Verstand will, ist etwas ganz anderes – und ich will Sie nicht in meinem Bett haben. Kann ich es noch deutlicher sagen? Muss ich es noch näher ausführen?“
    Sie war nicht sicher, was er mit näher ausführen meinte, aber sie konnte es ahnen. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ich bin keine feine Dame“, murmelte sie und betrachtete ihr Nachthemd. Sie konnte das Nachthemd anziehen, sich waschen und ihr Haar bürsten, doch das würde nichts ändern. Er wollte sie nicht. De Warenne war nicht wie die anderen Männer, denen sie bisher begegnet war – er war gebildet, ein Gentleman, von nobler Geburt. Und wenn sie im Hafen von London anlegten, würde er sich einer seiner blaublütigen Geliebten zuwenden. Sie schluckte.
    „Nein, das sind Sie nicht.“
    Sie blickte zu ihm, denn sein Tonfall hatte sich verändert. Der Zorn war daraus verschwunden, und jetzt hörte sie nur noch Anspannung aus seinen Worten.
    Amanda schüttelte den Kopf. „Ich wusste, es konnte nicht stimmen“, sagte sie. „Ich wusste, Sie konnten nicht wirklich freundlich sein.“ Dann glitt sie aus seinem Bett und marschierte zur Tür, wobei sie versuchte, den Kopf hoch erhoben zu halten, obwohl sie nur noch weinen wollte. Er war so grausam gewesen.
    Er zögerte. „Amanda.“
    Sie erstarrte. Sein Tonfall war beinahe normal, und sie hoffte, er würde sie zurückrufen, sie in die Arme nehmen und lächeln, ihr sagen, dass alles in Ordnung war – dass sie Kameraden bleiben würden und dass das, was gerade geschehen war, nichts daran ändern würde.
    Seine Miene wirkte angespannt, seine Augen wie verschleiert. Er sagte: „Wenn ich Ihre Gunst haben wollte, hätte ich Sie schon in mein Bett geholt.“
    Sie schrie auf. Dann fuhr sie herum und rannte davon.
    Clive wandte sich ab und schlug mit der Faust gegen die Wand.
    Die Arme vor der Brust verschränkt, stand Clive am Steuerbord des Achterdecks. Fast ohne etwas zu sehen starrte er über die Reling hinweg, wo der Ozean hell, silbergrau dalag, ein Spiegel des Himmels über ihm. Die Wellen hatten Schaumkronen, und Gischt spritzte vom Bug der Fregatte hoch. Er fuhr nur unter Toppsegeln, trotzdem reisten sie bei diesen Windverhältnissen mit hoher Geschwindigkeit, etwas, das er gewöhnlich genoss. Stattdessen war er verwirrt und verärgert.
    Langsam drehte er sich zu seinem Passagier um. Es war kurz nach Mittag, und seine Kinder und Amanda legten eine kurze Pause bei ihren Studien ein. Ariella war unter Deck gegangen, um zu lesen, und Alexi war mit den Vortoppmännern in die Takelage geklettert. Mit jedem Tag wurde Clive stolzer auf seinen Sohn, weil der seine Kenntnisse über das Schiff und die Kunst des Segelns nicht schnell genug erweitern konnte. Sobald es um Bücherwissen ging, mochte er ein mäßiger Schüler sein, aber wenn es um die Seefahrt ging, war er brillant. Mit seinem Passagier dagegen war das etwas anderes.
    Michelle zufolge machte Amanda rasante Fortschritte. Der Franzose wurde geradezu poetisch, wenn er über die Klugheit und die Hingabe seines neuen Schützlings sprach, und prahlte damit, dass sie die London Times lesen würde, wenn sie London erreichten. Clive hatte den Eindruck, er verfiel ihrem Zauber. Und warum auch nicht? Selbst jetzt, da sie gerade aus dem Schulzimmer kam, war sie bezaubernd mit ihrem vom Wind zerzausten Haar und ihren fremdartigen grünen Augen, ihrem schlanken und dennoch wohlgeformten Körper.
    Amanda sah ihm in die Augen.
    Ernst erwiderte er ihren Blick. Seit fünf Tagen hatte sie nicht mit ihm gesprochen.
    Tatsächlich hatte sie ihn nur zornig angesehen oder ihn ignoriert, als wäre er gar nicht da.
    Er verstand, dass sie ihn für seine Grausamkeit bestrafte. Aber hätte sie sich wirklich gewünscht, verführt und ruiniert zu werden? Verstand sie, dass er sie um ein Haar sofort genommen hätte? Wusste sie, wie viel Selbstbeherrschung und Disziplin er aufbringen musste, um einfach so zu gehen? Verstand sie nicht, dass er sich bei ihr ehrbar benehmen wollte?
    Er hatte die grausamen Worte absichtlich gewählt, ein verzweifelter Versuch, sie so weit von sich zu stoßen, wie er nur konnte, und zu verhindern, dass sie je wieder versuchte,

Weitere Kostenlose Bücher