Freibeuter der Leidenschaft
ihrer Ausbildung in Manieren und Etikette. Sie konnte nicht lesen, und jetzt liest sie so gut wie Alexi. Sie ist sehr klug, und ich weiß, sie kann alles erreichen, was sie sich vornimmt. Aber eines muss ich euch sagen – sie hat Angst, in der Gesellschaft verspottet und der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden. So etwas hat sie von den Frauen auf den Inseln erfahren. Ich bin für jeden Ratschlag dankbar.“
„Das arme Kind“, sagte die Countess leise. „Wir alle werden helfen, natürlich tun wir das.“
„Clive, warum sorgen wir nicht dafür, dass sie von Anfang an ein Erfolg ist?“, fragte Eleanor heiter.
Clive sah sie an. „Wie meinst du das?“
„Wir müssen damit anfangen, unsere liebsten Freunde zu besuchen, jene, die Amanda herzlich empfangen werden, auch wenn sie etwas falsch macht.“
Er zog die Brauen hoch, der Gedanke gefiel ihm. „Und ihr Selbstvertrauen wird wachsen.“
Eleanor lächelte breit.
„Ich habe einen Vorschlag“, sagte Rex. „Niemand ist so liebenswürdig wie Lady Harrington.“
„Und ich bin noch immer gut mit ihr befreundet“, sagte Mary. „Ich werde sofort mit ihr sprechen. Blanche wäre für Amandas ersten Besuch perfekt.“
Clive kannte Lady Harrington nur flüchtig. Sein Bruder Tyrell war einst mit ihr verlobt gewesen. Sie war eine der freundlichsten Damen, die er kannte, und zudem eine der reichsten Erbinnen des Landes. „Einverstanden.“
„Der Ball bei den Carringtons wäre der ideale Zeitpunkt für ihr Debüt“, sagte die Countess.
Er zögerte. „Etwas Informelleres wäre mir lieber, Muttter. Und ist das nicht schon in einem Monat?“
„Es ist eine großartige Angelegenheit“, sagte Eleanor eifrig. „Ich habe ihre Bälle immer geliebt! Sie haben niemals mehr als hundertfünfzig Gäste, also ist der Ball eher klein. Wenn sie bereit ist, Clive, wäre das die perfekte Gelegenheit für sie.“
Ehe er etwas erwidern konnte, sprach die Countess weiter. „Du solltest keine sechs Monate warten, ehe du mit der Suche nach Bewerbern beginnst, Clive. Es ist nicht leicht, für eine verarmte Frau aus guter Familie eine gute Partie zu finden, schon gar nicht für eine mit zweifelhafter Herkunft. Du musst gleich anfangen. Wenn du nicht besonderes Glück hast, kann es eine Weile dauern. Verfügt sie über eine Mitgift?“
Natürlich hatte seine Mutter recht. Es würde nicht leicht sein, für Amanda den Ehemann zu finden, den sie verdiente. Beunruhigt verschränkte er die Arme vor der Brust. Es war, als wäre ein Schneeball in Bewegung gesetzt worden, der im Begriff stand, eine Lawine zu werden. Amanda brauchte einen Ehemann, da gab es keinen Zweifel. Aber ebenso offensichtlich war, dass ihre Manieren nicht fein genug waren, um umworben zu werden, obwohl sie große Fortschritte gemacht hatte. Er seufzte. „Ich stelle die Mitgift. Ich lasse für sie eine kleines, aber finanziell erfolgreiches Anwesen suchen, und wir lassen es in Carres Namen für sie eintragen. Gleich heute werde ich mich darum kümmern. Wir alle sollten uns nach passenden Verehrern für sie umsehen, denn du hast recht. Es wird nicht leicht sein, eine gute Partie zu finden.“
Mary nahm seinen Arm. „Darling, Rex sagte, sie sei eine Schönheit, das wird sicher helfen. Wir alle werden eine Liste mit möglichen Bewerbern zusammenstellen. Sag mir Bescheid, sobald du ihre Mitgift gesichert hast.“ Die Countess sah an ihm vorbei, und ihr Lächeln verschwand.
Alle drehten sich zur Tür um. Dort stand Amanda in seinem Hemd, ihrer Hose und den Stiefeln. Sie war kreidebleich.
Clive, dem nicht entgangen war, dass ihre Augen rot waren vom Weinen, eilte zu ihr. „Guten Morgen“, sagte er und lächelte ein wenig zu strahlend. „Darf ich Ihnen meine Stiefmutter vorstellen? Wir alle frühstücken gerade.“
Amanda sah ihn gekränkt und ungläubig an. Offenbar hatte sie ihr Gespräch über ihre Aussichten mitangehört, und er verzog das Gesicht, während er wünschte, er wäre etwas vorsichtiger gewesen. Er nahm ihren Arm. „Kommen Sie, ich stelle Sie meiner Stiefmutter vor.“
Mary trat vor und lächelte herzlich. „Willkommen in der Familie, meine Liebe“, rief sie aus und nahm Amandas beide Hände. „Wenn Sie Clives Mündel sind, dann sind wir alle für Sie verantwortlich, und es wird uns ein Vergnügen sein!“
Amanda schien verblüfft und murmelte: „Mylady.“
„Ich lege keinen großen Wert auf Förmlichkeiten, jedenfalls nicht, wenn wir unter uns sind.“ Mary gab ihr einen Kuss auf die
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