Freibeuter der Leidenschaft
Amanda Carre mein Mündel.“
12. Kapitel
Eleanor war es, die zu lachen begann. Alle anderen schienen sehr überrascht. „Wie kannst du die Tugend einer Frau schützen?“, sagte sie. „Ich habe dich gestern in ihrem Zimmer gesehen. Besitzt sie ihre Tugend überhaupt noch?“
„Eleanor!“, rief die Countess.
Clive stand auf und stieß hörbar den Stuhl zurück. „Wir hatten einiges zu besprechen, Eleanor. Nicht, dass es dich etwas anginge. Und ich schlage vor, du überlegst es dir zweimal, ehe du mir vorwirfst, ich hätte Amanda die Tugend geraubt.“ Aber in der vergangenen Nacht hätte er um ein Haar genau das getan – und nicht zum ersten Mal. Und seine Schwester war berüchtigt für ihre Neugier. Es war ein Glück, dass sie in der vergangenen Nacht nicht einfach ins Zimmer spaziert war.
Eleanor machte große Augen und wirkte erschrocken. „Du musst verliebt sein! Du bist so empfindlich! Dem Bruder, den ich kenne, sind solche Beschuldigungen völlig egal. Außerdem hast du noch nie versucht, eine Affäre geheimzuhalten.“
„Wir haben keine Affäre. Sie ist siebzehn – und sie ist mein Mündel!“, rief er aus. Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg, und kehrte ihr den Rücken zu, als er sich an die Countess wandte. „Ich hatte gehofft, ihre Mutter würde das übernehmen, aber wie die Dinge sich nun entwickelt haben, will sie mit ihrer eigenen Tochter nichts zu tun haben. Kennst du Lady Belford?“
„Ja. Das ist schrecklich“, rief Mary. „Aber ich verstehe ihre Bedenken. Sie muss Angst haben, ruiniert zu werden. Dennoch, es ist abscheulich, die eigene Tochter abzulehnen. Clive, hast du es Miss Carre gesagt?“
Er zögerte und tauschte einen Blick mit Rex, während ihm alles wieder einfiel. „Ja. Sie hat es nicht gut aufgenommen.“ Er fügte hinzu: „Sie ist verzweifelt. Ich bitte euch alle, freundlich zu ihr zu sein. Sie hat gerade erst ihren Vater verloren, und jetzt das.“
Die Countess, Eleanor und Rex sahen einander an. „Natürlich werden wir freundlich sein“, sagte die Countess leise. „Rex sagte, ihre Herkunft seit etwas dubios, Clive?“
Er seufzte. „Ihr Vater wurde als Pirat gehängt.“
Mary schrie auf.
„Sie hatte kein leichtes Leben. Ich hatte gehofft, ihr eine bessere Zukunft schaffen zu können. Wenn ihr Einzelheiten darüber wüsstet, wie sie aufgezogen wurde, dann würdet ihr erschauern. Keine Frau sollte erleben müssen, was sie durchgemacht hat. Ihr Vater war ein harter Mann.“
Eleanor stand auf und ging zu ihm. „Das wusste ich nicht, Clive. Es tut mir leid, dass ich so wenig feinfühlig war. Aber als ich euch beide zusammen sah, hielt ich euch für ein Liebespaar, obwohl sie für deinen Geschmack zu jung ist und nicht der Typ Frau, den du bevorzugst.“
Erleichtert lächelte er sie an. „Du hast falsch vermutet. Ihr beide habt einiges gemeinsam“, sagte er. „Obwohl du die Tochter eines Earls bist, bist du mit fünf Jungen aufgewachsen. Sie wuchs auf einem Schiff unter Matrosen auf. Ihr seid beide wild. Vor allem über deine Hilfe in dieser Angelegenheit würde ich mich freuen, Eleanor, wenn du dazu bereit bist.“
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Natürlich bin ich das. Ich bin fasziniert. Hast du schon eine Garderobe für sie bestellt? Sie kann nicht in Hosen in der Stadt herumlaufen.“
„Das habe ich, und Madame Didier wird gegen Mittag hier sein. Eleanor, sie hat noch nie ein Kleid getragen.“
Eleanor starrte ihn ebenso sprachlos an wie die Countess. Dann sahen die beiden Frauen einander an. „Wir werden ihr helfen“, sagte die Countess lächelnd. „Aber ich muss dich fragen – was wirst du über ihre Familie sagen?“
„Zum Glück war ihr Vater Marineoffizier, ehe er zur Piraterie überging. Ich werde der Wahrheit ein wenig nachhelfen, indem ich sage, dass er den Dienst quittierte und Pflanzer auf den Inseln wurde wie so viele Offiziere. Außerdem werde ich dabei bleiben, dass ihre Mutter starb, als sie ein kleines Kind war, und auch noch behaupten, dass die Familie aus Cornwall stammt und sie die Letzte ihrer Linie ist.“
„Das wird für den Anfang genügen, denke ich. Und darf ich annehmen, dass du sie in die Gesellschaft einführen willst in der Hoffnung, einen Ehemann für sie zu finden?“
Er erstarrte. „Das würde bedeuten, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Amanda ist noch nicht bereit für Verehrer. Sie braucht vorher noch sechs Monate.“ Er sah jedem ins Gesicht. „Auf der Reise hierher begannen wir mit
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