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Freibeuter der Leidenschaft

Freibeuter der Leidenschaft

Titel: Freibeuter der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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so nackt am Fenster stand, schlang sie sich die Arme um die Taille.
    Er hatte sie in der vergangenen Nacht geliebt. Er hatte ihr so viel Leidenschaft gezeigt und ihr so viel Vergnügen bereitet und damit den Schmerz vertrieben. Zwar hatte er ihr nicht die Unschuld geraubt, weil ihr Kummer dazwischen gekommen war, doch das würde er noch, und zwar bald. Jetzt würde alles anders werden. Sie waren jetzt ein Liebespaar. Es gab kein Zurück mehr.
    Und wenn sie ein Liebespaar waren, bedeutete das, dass sie mit ihm auf seinem Schiff die Welt umsegeln könnte? Jetzt gab es keinen Grund mehr, in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Nie war sie erleichterter gewesen, beinahe glücklich. Sie begann, sich anzuziehen.
    Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Und nachdem Amanda endlich in seinen Armen eingeschlafen war, hatte er beschlossen, bei ihr zu bleiben. Obwohl er wusste, dass es ihren Ruin bedeuten würde, wenn ein Dienstmädchen sie zusammen im Bett fand, so fürchtete er doch noch mehr, dass sie aufwachte und allein den Schmerz ertragen musste, ohne dass jemand bei ihr war, um sie zu trösten. Er hielt sie fest, bis er sicher sein konnte, dass sie bis zum Morgen durchschlafen würde. Ein paar Stunden ehe die Sonne aufging war er aus ihrem Zimmer geschlichen.
    Er war nicht in sein Bett gegangen. Die Erinnerung daran, wie Amanda ihr Nachthemd zerschnitten hatte, verfolgte ihn, ebenso wie ihr Schmerz, den er hatte mitansehen müssen. Er konnte ihren Vater und ihre Mutter bis in alle Ewigkeit verdammen, aber das würde ihren Schmerz nicht lindern. Er fragte sich, wie viel eine einzelne Frau ertragen konnte.
    In der vergangenen Nacht hatte er jede Vernunft missachtet und war nahe daran gewesen, sie zu lieben. Dulcea Belford wollte sie nicht, aber er wollte sie. Er war getrieben von dem heftigen Verlangen, sie zu der Seinen zu machen. Im hellen Licht des Tages erschütterte ihn das, und er verstand sich selbst nicht mehr. Hätte sie nicht zu weinen begonnen, hätte er ihr die Unschuld geraubt. Und was dann?
    Er hätte nur noch zu ihrem Kummer beigetragen.
    Er wusste, was er zu tun hatte. Weitere Besuche in ihrem Schlafzimmer würde es nicht mehr geben. Er würde es um jeden Preis vermeiden, mit ihr allein zu sein.
    Jetzt saß er im Frühstückszimmer und gab vor, die London Times zu lesen, obwohl er sich auf kein einziges Wort konzentrieren konnte. Alle im Haus standen früh auf. Lizzie und Eleanor waren bei ihren Kindern – trotz der Kindermädchen, die sie beschäftigten –, und die Countess ging gern nach Sonnenaufgang in ihren Gärten spazieren. Als Clive auf die Zeitung starrte, kam Rex herein, gefolgt von Eleanor. Er sah, wie die beiden einen Blick wechselten.
    „Was war gestern mit dir los?“, fragte Eleanor und setzte sich. „Warst du bei einem Gelage?“ Sie griff nach einer Pastete.
    „Wenn die Countess kommt, habe ich etwas zu verkünden.“
    Rex setzte sich ebenfalls. „Hat das etwas mit dem zu tun, was wir gestern Abend besprachen?“
    Clive drehte seine Tasse mit kaltem Kaffee hin und her. „Ja.“ Als er das sagte, kam die Countess herein. Ihre Wangen waren noch von dem Spaziergang gerötet.
    „Guten Morgen“, sagte Mary de Warenne heiter. Sie ging direkt zu Clive und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Gestern hatten wir keine Gelegenheit, einander zu begrüßen. Wir waren wie zwei Schiffe in der Nacht.“ Als er aufsah, verschwand ihr Lächeln. „Ich war so froh, dass du nach Hause gekommen bist, aber jetzt bin ich besorgt. Was ist los? Warum siehst du so finster aus?“
    „Mir geht es gut, Amanda jedoch nicht.“ Er stand auf. „Du hast sie noch nicht kennengelernt, aber ich nehme an, dass Rex und Eleanor dich informiert haben?“
    Die Countess musterte ihn. „Eleanor sagte, sie ist dein Gast, und dass du sie nach London gebracht hast, damit sie ihre Familie kennenlernt. Rex hat noch bemerkt, dass du ihr Fürsprecher bist.“
    Clive brachte ein Lächeln zustande. „Das ist nicht alles.“ Als sie alle ihn ansahen, fuhr er fort: „Ich sah ihren Vater vor seinem Tod. Sein letzter Wunsch war, dass ich Amandas Vormund werde.“
    Er blickte in überraschte und ungläubige Gesichter. Ehe jemand etwas einwenden und anmerken konnte, dass er einen schlechten Ruf hatte und damit sicherlich nicht der passende Vormund für eine junge Frau war, sagte er: „Ich wollte nicht zustimmen. Aber jetzt ist es offiziell, und ich werde die nötigen Papiere ausstellen lassen. Von diesem Augenblick an ist

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