Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
wir verzichten können.«
Sie ging langsam um ihn herum, und er fühlte sich unerträglich hilflos.
»Willy wird das kleinere Rahsegel zerreißen, und wir werden Töpfe und eine alte Matratze hinter uns herziehen, um unsere Fahrt zu verlangsamen.«
Sie blieb vor ihm stehen.
»Damit Ihr es auch bestimmt versteht, sage ich es langsam und deutlich: Es wird aussehen, als wären wir überfallen worden und unser Schiff havariert. Aidan und ich …«
Bei der Nennung seines Namens erschien der Junge neben ihr, ein Seemann, bereit, seinen Kapitän zu verteidigen.
»Wir werden unter Tränen mit weißen Taschentüchern winken, während die Übrigen herumliegen, als wären sie verletzt. Ein paar Stöhner hier und da könnten nicht schaden.«
Samantha schaute über die Schulter zu Joe. »Habe ich etwas vergessen?«
»Dass wir bewaffnet sind und, wenn die andere Mannschaft an Bord kommt, bereit zu kämpfen.«
Angesichts seines hämischen Grinsens kam Luke sich wie ein Kind vor, das nicht genug Verstand hatte, um selbst darauf gekommen zu sein.
»Wir haben das schon ein paarmal so gemacht, und für gewöhnlich fiel kein Schuss, weil es uns gelang, die anderen
zu überrumpeln. Aus dem Vertrag, den Ihr unterschrieben habt, wisst Ihr, dass es mir zwar in erster Linie um Dervish geht, ich von meiner Mannschaft aber nicht erwarten kann, dass sie unentgeltlich für mich arbeitet. Doch ich ziehe es vor, ihre Loyalität mit so wenig Gewaltaufwand wie möglich zu belohnen.«
Ein selbstzufriedenes Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Ich nehme Euer Schweigen als Entschuldigung«, sagte sie und drehte ihm den Rücken zu.
Als die Schiffe sich auf Rufweite annäherten, war alles vorbereitet. An Deck der Revenge lagen vermeintlich Verletzte. Joe, Willy und noch ein paar hingen über Kanonen. Trevor und drei weitere lagen scheinbar gefesselt, bewusstlos oder tot auf den Planken. Vier Männer warteten unter Deck, bewaffnet und kampfbereit, falls es nötig werden sollte.
Von seinem Platz neben dem Rettungsboot, wo er ausgestreckt auf dem Bauch lag, beobachtete Luke zwischen seinen verschränkten Armen hindurch, was vorging. Samantha und der Junge standen an der Schiffswand. Samantha winkte mit einem weißen Taschentuch und hielt Aidan mit der anderen Hand eisern fest.
Der Kapitän des Kauffahrers stand mit gespreizten Beinen auf seinem Deck. Das Schiff war so groß, dass Samantha nach oben schauen musste. Sie war so klein und zerbrechlich. Luke wünschte, sie wäre so vernünftig gewesen, ihm diese Position zu überlassen. Natürlich hätte er nicht
vorgeben können, eine Frau zu sein, aber er hätte immerhin eine Verletzung vortäuschen können. Und Samantha wäre unter Deck in Sicherheit gewesen.
Auf einigen der Schiffe, mit denen er gefahren war, hatten sich auch Frauen befunden, allerdings keine davon als Kapitän. Deren Sicherheit hatte ihn nicht mehr interessiert als die der restlichen Mannschaft. Bei Samantha war das anders. Warum, wusste er nicht, und er hatte jetzt auch keine Zeit, darüber nachzudenken.
»Ahoi«, rief der Kapitän. »Was ist passiert?« Die Muskete, die er auf Samantha richtete, glänzte in der Sonne.
»Piraten!«, jammerte Samantha. »Sie haben uns alles genommen.«
Sie drückte Aidan an sich. Wahrscheinlich ebenso zu seinem Schutz wie um der Wirkung willen.
»Mein Sohn und ich sind als Einzige unverletzt geblieben.«
Der Kapitän schaute an ihr vorbei auf das Deck. Luke kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Solange der Mann auf der Hut war, mussten sie vorsichtig sein.
»Kleine Mannschaft.«
Sie nickte, und Luke sah, dass sich ihre Finger in Aidans Arm gruben.
»Könnt Ihr uns helfen, nach Barbados zu kommen? Wir können unmöglich hier auf dem offenen Meer bleiben, aber ich verstehe nichts vom Segeln.«
Die Verzweiflung in ihrer Stimme war so echt, dass Luke sie ihr beinahe abkaufte.
Inzwischen hatten sich einige Männer um den Kapitän geschart und unterhielten sich leise.
Luke kribbelte es in den Fingern. Er hätte nichts gegen einen Kampf gehabt, aber nicht mit einer Frau in vorderster Linie.
Samantha umfasste mit einer Armbewegung das ganze Schiff. Sie sah wirklich überzeugend aus - eine hilflose, junge Mutter, verängstigt und allein.
»Ich muss dafür sorgen, dass diese armen Männer ein ordentliches Begräbnis bekommen. Ich kann sie doch nicht einfach über Bord werfen. Das wäre«, sie schauderte, »unzivilisiert.«
Gut gemacht, Schätzchen, dachte Luke.
»An Bord könnt Ihr
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