Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
er es zu seiner Belustigung erhofft hatte, zog sie eine Pistole unter dem Kopfkissen hervor und zielte damit auf seinen Unterleib. Hastig wich er zurück und suchte Deckung hinter einer Stuhllehne.
»Wenn ich mich nicht täusche, habe ich Euch erklärt, dass Euch der Zutritt zu dieser Kabine tagsüber verwehrt ist.«
»Ihr täuscht Euch nicht«, gab er zu.
»Was hat Euch dann veranlasst, sie zu betreten - außer der Absicht, über eine Schlafende herzufallen?«
»Ich bin gekommen, um Euch mitzuteilen, dass Euer Schönheitsschlaf hiermit beendet ist. Ein Kauffahrer steuert geradewegs auf uns zu.«
Sie schob die Pistole wieder unter das Kissen.
»Wie viel Zeit haben wir noch?«
»Mindestens eine Stunde.«
Stirnrunzelnd betrachtete sie den Sonnenstrahl, der quer über ihre Koje lief. »Wie lange habe ich geschlafen?«
»Ungefähr zwei Stunden, Schätzchen.«
Sie seufzte. »Gut. Ihr habt Eure Aufgabe erfüllt. Ihr könnt gehen.«
»Ich finde, die Aussicht darauf, uns in Kürze die Taschen füllen zu können, sollte Euch mehr Begeisterung entlocken.«
Samantha schüttelte den Kopf. »Es ist doch nicht gesagt, dass wir gewinnen, Luke. Der Versuch, ein Schiff zu erobern, ist immer eine unsichere Sache. Wir können verletzt werden. Getötet. Versenkt.«
Eines Tages, schwor er sich, würde er ihrer Traurigkeit auf den Grund gehen, ihrem Widerwillen, ein Pirat zu sein. Vor allem, weil sie ein ziemlich guter war. Wenn auch natürlich kein so guter wie er.
»Das sind wahrlich ermunternde Worte vor einem Kampf, Samantha. Wollen wir Aidan sagen, dass er vorsorglich über Bord springen soll?«
»Haltet den Mund, Luke.«
Krächz. » Zum Teufel mit Luke. Zum Teufel mit Luke.«
»Es besteht kein Grund, schwarzzusehen - immerhin habt Ihr diesmal Luke Bradley an Eurer Seite.«
Er trat auf sie zu und drückte ihr einen schallenden Kuss auf den Mund. »Macht Euch bereit, Samantha. Der Spaß beginnt gleich.«
6
Das Schiff kam stetig näher. Bald wäre es durch das Fernrohr klar zu erkennen. Wenn sie nicht allmählich mit den Vorbereitungen begannen, hatten sie keine Chance, das andere Schiff zu kapern. Wo zum Teufel steckte Samantha? Luke schlug ungeduldig mit dem Fernrohr in seine offene Hand. Wenn sie nicht in zehn Sekunden an Deck erschien, würde er sie holen.
»Wie sieht es aus, Joe?«, hörte er sie in diesem Moment fragen.
Endlich. Luke sprang vom Bugspriet und blieb wie angewurzelt stehen. Er traute seinen Augen nicht.
»Was zur Hölle fällt Euch ein?«, fragte er wütend.
Sie schaute ihn an. »Ich wollte wissen, wie viel Zeit wir noch haben und wer da auf uns zukommt, und da Joe mein Maat ist, habe ich ihn gefragt.«
Das saß. Aber es war unnötig gewesen. Er musste nicht daran erinnert werden, dass er auf diesem Schiff nichts zu sagen hatte. Oder auf irgendeinem anderen.
»Als Mitglied dieser Mannschaft, und das bin ich nun
mal, möchte ich wissen, warum Ihr Euch derart herausgeputzt habt. Was soll das Eurer Meinung nach nützen, wenn die Kanonen zu schießen anfangen?«
Alle an Deck hatten die Arbeit eingestellt und hörten gespannt zu. Offenbar hatten sie noch nie gewagt, die Autorität ihres Kapitäns in Frage zu stellen, doch Luke dachte gar nicht daran, widerspruchslos mit anzusehen, wie Sam sie alle in den sicheren Untergang führte. Er fragte sich, wie sie zu ihrem hervorragenden Ruf gelangt war.
Joe wollte mit geballten Fäusten auf ihn losgehen, doch Samantha hielt ihn zurück, indem sie ihm leise ein paar Worte sagte und eine Hand auf seinen Kugelbauch legte. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Luke. Jeder Zoll eine Lady, stand sie mit nachlässig hochgestecktem Haar in einem züchtigen, blassgelben Kleid vor ihm. Der leichte Wind spielte mit ihren Locken, die Spätnachmittagssonne vergoldete die Planken zu ihren Füßen.
In dieser Aufmachung hätte sie nach Port Royal, Havanna oder in eine andere vornehme Stadt gepasst. Nur der in ihren Augen wütende Gewittersturm störte das Bild.
»Ich hoffe sehr, dass keine Schüsse vonnöten sein werden, Luke.«
Er schnaubte. »Wollt Ihr vielleicht höflich anfragen, ob sie uns ihre Ladung freiwillig überlassen?«
Sie zog einen Sonnenschirm aus den Falten ihres Kleides hervor. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie ihm damit liebend gerne eins übergezogen hätte, doch sie hielt ihn lediglich quer vor ihre Mitte.
»Mein Plan ist, einige der leeren Fässer aus dem Laderaum ins Wasser zu werfen. Wir haben auch Geschirr und Besteck, auf das
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