Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
Ohne Bedauern überließ er dem Mann das Geld und steuerte, von Vorfreude beflügelt, auf den Ausgang zu.
Käpt’n steckte die Münzen ein. Er mochte Luke, und er wusste um dessen Fähigkeiten. Da musste schon jemand anderer kommen als dieser Lackaffe, um Luke Bradley zu besiegen. Er ließ sich noch einen Rum bringen und belohnte das Schankmädchen mit einem Lächeln und einem Klaps auf den Hintern. Dann hob er den Becher.
»Viel Glück, Kumpel«, sagte er und trank einen ordentlichen Schluck.
Es war schon Mittagszeit, als Samantha schließlich glaubte, müde genug zu sein, um nicht von Gedanken an Luke am Einschlafen gehindert zu werden. Zarte Wolkenschleier hingen vor der Sonne, vermochten die sengende Hitze jedoch nicht zu mindern. Es wehte kein nennenswerter Wind, und die Revenge dümpelte träge auf dem ruhigen Meer.
Die Mannschaft hatte ihre Pflichten erfüllt und vertrieb sich die Zeit mit Kartenspielen. Die Männer saßen neben dem Rettungsboot um einen stetig anwachsenden Berg aus Münzen und persönlichen Wertgegenständen herum.
Willy starrte stirnrunzelnd auf seine Karten hinunter. Ob die Röte seines Gesichts von der Hitze oder von Aufregung herrührte, war nicht zu sagen. Joes Haare standen wie eine Bürste von seinem Kopf ab, so drahtig, als könnte man mit ihnen die Muscheln vom Schiffsrumpf kratzen. Nur die sich blähenden Nasenflügel verrieten seine Anspannung.
Auch Aidan studierte - freudestrahlend, weil er mitmachen durfte - seine Karten. Trevor hatte sichtlich Mühe, sein Blatt mit seinen knorrigen Fingern zu halten.
Luke saß mit nacktem Oberkörper in der Runde. Sam war vor Verlangen erschauert, als er sein Hemd ausgezogen hatte. Da er mit dem Rücken zu ihr saß, konnte sie, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und vorbeugte, sehen, was er auf der Hand hatte: einen Karo-Buben, eine Herz-Drei, ein Pik-As, eine Kreuz-Zwei und eine Karo-Neun. Absolut nichts.
Er warf einen weiteren Schilling auf den Haufen.
Aidan seufzte, ging jedoch tapfer lächelnd mit.
War Luke verrückt? Er hatte nichts und steigerte ständig seinen Einsatz. Wie konnte er so unklug handeln? Sie würde nie …
Natürlich nicht. Sie würde nur setzen, wenn sie die Chance zum Gewinnen hätte. Dass Luke riskierte, alles zu verlieren, zeigte, wie kühn er war. Ein Pirat eben.
Willy grunzte und warf seine Karten hin. Joes rotes Gesicht wurde noch ein wenig röter. Sein Blick glitt von seinen Karten zu Luke und wieder zurück. Mit angehaltenem Atem wartete Sam auf Joes nächsten Schritt. Es war ziemlich viel, was da gewonnen oder verloren werden konnte. Sie wünschte keinem von beiden, dass er verlöre.
Die Spannung stieg, strahlte bis zu den Männern aus, die sich zum Ausruhen niedergelegt hatten. Sie setzten sich auf und blinzelten den Schlaf aus ihren Augen. Sams Herz klopfte wie wild, und ihre Handflächen waren feucht.
Luke betrachtete scheinbar ungerührt seine Fingernägel.
Nach endlosen Minuten zog Joe seine silberne Taschenuhr heraus und warf sie in die Mitte. Sam schnappte nach Luft. Die Männer grinsten und zeigten dabei Zähne, die gelb vom Tabak waren, und genossen das aufregende Spiel.
Sam wischte ihre Hände an ihrem Rock ab. Noch nie war es bei einem Kartenspiel auf ihrem Schiff um einen so hohen Einsatz gegangen. Luke zuckte mit den Schultern, lehnte sich zur Seite und griff tief in seine Tasche. Sam verrenkte sich fast den Hals, um zu sehen, was er setzte.
Sie riss die Augen auf: Er hatte fünf Dublonen in den Pott geworfen.
Willy pfiff leise durch seine Zahnlücke. Joes Kiefermuskeln spielten. Zornig warf er die Karten weg und starrte Luke hasserfüllt an. Joe war an sich kein schlechter Verlierer. Sam erkannte, dass ihn nicht erzürnte, dass er verloren hatte, sondern gegen wen.
Luke steckte seine Karten in das Spiel zurück. Anstatt den anderen zu zeigen, wie er sie ausgetrickst hatte, sorgte er, um sie nicht gegen sich aufzubringen, dafür, dass sein Gewinnerblatt ein Geheimnis blieb. Dann schlang er die Arme um den Pott und zog ihn zu sich heran.
»Verdammter Mistkerl«, murmelte Joe. Er stand auf, streckte sich und kam auf Sam zu.
Verärgert über sich, weil sie sich freute, dass Luke nicht verloren hatte, lächelte sie Joe mitfühlend an. Sie hätte wünschen
müssen, dass Luke verlor. Sie sollte Joe mehr bedauern. Luke musste verrückt sein, mit diesem schlechten Blatt so viel zu setzen. Er hätte nicht gewinnen dürfen. Aber dass er den Mut gehabt hatte, es zu riskieren,
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