Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
zu Ende an.
Plötzlich wurde ihm vieles klar. Ihre Angst vor zu großer
Nähe, ihre Wahrung eines Sicherheitsabstandes, ihre Unfähigkeit, nachts zu schlafen, und ihr Bedürfnis, die Kontrolle zu besitzen. Jetzt verstand er auch Joes Fürsorglichkeit. Und er dankte dem Mann in Gedanken dafür.
Als die Rede auf die Plantage und Mr. Grant kam, kannte Lukes Zorn keine Grenzen. Warum hatte dieses junge Mädchen so viel Leid ertragen müssen? Es war ein Wunder, dass sie neben ihrer Unschuld nicht auch noch den Verstand verloren hatte.
Als sie ihn aus dem Gefängnis befreite, hatte er zugestimmt, ihr bei der Suche nach Dervish zu helfen. Zu der Zeit hatte er nichts anderes vorgehabt, nichts zu verlieren. Jetzt, als er mit übervollem Herzen heiße Tränen von ihrem Engelsgesicht wischte, sah es anders aus. Er würde Dervish nicht verfolgen, um Samanthas Schiff zu bekommen oder sich für den Verlust seines Auges zu rächen. Stattdessen würde er den Mann für das bezahlen lassen, was er Samantha angetan hatte.
Nach Jacquelines Dienstboten Ausschau haltend, schlich Luke die Treppe hinunter. Er war ein gesuchter Verbrecher und musste seine Anwesenheit geheim halten. Das Glück wollte es, dass der Mann seiner Schwester sich noch vierzehn Tage auf See befinden würde, doch wenn die Dienstboten ihn, Luke, hier entdeckten, würden sie es vielleicht als Ehrensache betrachten, ihn den Behörden zu melden. Er wollte Jacqueline nicht in Gefahr bringen. Zwar hatte er seinen Schatz in ihrem Keller versteckt, doch sie wusste
nichts davon, und er hatte die erste Gelegenheit ergriffen, um ihn zu holen - indem er Samantha als Ablenkung benutzte.
Es war die einzige Möglichkeit gewesen, die Sicherheit seiner Schwester zu gewährleisten, sagte er sich. Dass sie mit dem Bruder des Gouverneurs verheiratet war, würde ihr in dem Fall, dass sie einem gefährlichen und - wie er selbst hinzufügte - verdammt guten Piraten Unterschlupf bot, wahrscheinlich keine ausreichende diplomatische Immunität garantieren.
Lautlos bewegte er sich durch die Gänge und passierte, um kein Risiko einzugehen, eine antike chinesische Vase, die auf einem hundert Jahre alten Tisch stand, mit großem Abstand. An den Wänden hingen Ölgemälde, für deren seltsame Kombination aus Farben und Formen Luke kein Auge hatte.
Beim Speisezimmer angelangt, spähte er um die Ecke.
Jacqueline saß an einem langen, polierten Tisch, auf dem mehrere Schüsseln und eine silberne Kanne standen, die, wie er stark hoffte, Kaffee enthielt.
»Hast du für mich eine übrig?«, fragte er, als sie von einer Scheibe Brot abbiss.
Sie drehte sich auf dem Stuhl mit einer hohen Lehne zu ihm um und lächelte. Obwohl sie nur seine Halbschwester war, hatte sie ihn immer wie einen richtigen Bruder behandelt. Das war auch der Grund, weshalb er sie so selten besuchte: Er wollte ihr ihr großes Herz nicht damit vergelten, dass er sie in Lebensgefahr brachte. Wenn er den
Schatz jetzt nicht brauchen würde, wäre er überhaupt nicht hier.
»Komm herein, Luke. Ich habe Pritchard zum Einkaufen und die Dienstmädchen zum Wäschewaschen geschickt und mir ausgebeten, heute nicht gestört zu werden.« Sie deutete auf einen Stuhl. »Setz dich und frühstücke mit mir.« Ihr Blick glitt zur Tür. »Wo ist Samantha?«
Männlicher Stolz schwellte Lukes Brust. Er hatte geschafft, was Samantha nachts seit Jahren nicht aus eigener Kraft gelungen war: Sie schlief.
»Sie schläft noch.«
Er spürte Jacquelines durchdringenden Blick und hörte ihre Gedanken, als er grinsend nach der Kanne griff. Glücklich sah er tintenschwarzen Kaffee in seine Tasse laufen.
»Ich wollte ihr ein paar Sachen bringen, von denen ich dachte, dass sie sie vielleicht heute früh brauchen würde«, sagte Jacqueline, »aber wie du weißt, war sie nicht in ihrem Zimmer.« Als Luke keine Anstalten machte, etwas darauf zu sagen, seufzte sie. »Dein selbstzufriedener Ausdruck ist völlig fehl am Platze. Es ist unanständig, eine so nette Frau auszunutzen.«
»Wie kommst du darauf, dass ich sie ausnutze?« Luke lehnte sich zurück und grub die Zähne in ein Brot mit Orangenmarmelade.
Jacqueline rührte ihren Kaffee mit einem winzigen Silberlöffel um, klopfte ihn am Tassenrand ab und legte ihn auf die Untertasse. Dann führte sie die zarte Porzellantasse, den Henkel mit zwei Fingern haltend, zum Mund.
»Sie fühlte sich nicht wohl hier. Also hast du sie aus irgendeinem Grund gezwungen, hierherzukommen. Oder war vielleicht ich
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