Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
Samantha plattwalzte. Dass Joe ihn ständig süffisant anlächelte und dazu seine Brauen hochzog, die so struppig waren, dass man damit Trevors Töpfe hätte schrubben können, steigerte seine Wut
noch. Nun, dachte Luke und hielt sich an einem Tau fest, um Joe nicht zu erwürgen, er gab sich noch nicht geschlagen. Er würde mit Samantha sprechen, und wenn er Joe über Bord werfen müsste. Ein Gedanke, der ihn zum ersten Mal seit Tagen Vergnügen empfinden ließ.
Die Klappe öffnete sich.
Lukes erster Eindruck war, dass Sam müde wirkte. Sie hielt sich nicht so gerade wie sonst und reckte das Kinn nicht vor.
Nach einem tiefen Atemzug begann sie mit ungewohnt weicher Stimme zu sprechen. »Zuerst möchte ich Euch allen sagen, wie viel mir Eure Loyalität bedeutet hat. Ihr wart nicht nur bereit, unter dem Kommando einer Frau zu segeln, Ihr habt hart gearbeitet und Euch als eine außergewöhnliche Mannschaft erwiesen.«
Sie hielt inne, senkte den Kopf, schniefte laut. Als sie den Blick wieder hob, glänzten ihre Augen feucht. Die Männer traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
Samantha räusperte sich und verschränkte in Taillenhöhe die Hände. »Ich weiß zu schätzen, dass Ihr meine Identität geheim gehalten habt, und bitte Euch, das auch in Zukunft zu tun. Auch wenn ich von heute an nicht mehr Sam Steele bin, könnte ich trotzdem noch als Pirat gehängt werden.«
Sie nickten und versprachen es, und Samantha lächelte sie unter Tränen an.
»Hiermit entbinde ich Euch offiziell von Euren Pflichten. Ich danke Euch allen aus tiefstem Herzen.«
Die Männer traten einer nach dem anderen vor, schüttelten ihr die Hand und murmelten ein paar Worte, bevor sie unter Deck ihre Habseligkeiten holen gingen. Luke beobachtete den Abschied von seinem Platz neben dem Hauptmast. Samanthas Tränen waren das verdammt kostbarste Geschenk, das sie ihren Leuten machen konnte. Er hoffte, dass sie es zu schätzen wussten.
Schließlich waren nur noch Willy und Joe übrig.
Willy machte den Anfang. Luke ging zum Bug, damit Samantha sich ungestört von ihren Freunden verabschieden konnte.
»Ich bin nicht so gut im Reden, Kapitän«, begann Willy.
»Samantha, Willy - nur noch Samantha«, korrigierte sie. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie wusste, wer das war?
»Samantha.« Er nickte. »Passt besser zu Euch.« Er scharrte mit den Füßen. »Also …«
Sie hatte den ganzen Nachmittag Zeit gehabt, um sich auf diesen Moment vorzubereiten, musste jedoch erkennen, wie unvorbereitet sie war. Diese Männer waren vier Jahre lang ihre Familie und ihre Freunde gewesen. Willy und Joe sogar länger. Wie verabschiedete man sich von ihnen, ohne dabei einen Teil von sich selbst zu verlieren?
»Mein Vater würde sich freuen, dass Ihr bei mir geblieben seid.«
»Nun«, Willy nickte, schluckte, »ich denke, das war ich ihm schuldig. Er war ein guter Mann, Samantha. Er wäre stolz auf Euch gewesen.«
Sie lachte freudlos. Tränen der Scham liefen über ihre Wangen. »Das bezweifle ich, Willy.«
»Ihr habt getan, was getan werden musste. Es war nicht immer schön, aber Ihr habt es nicht schlimmer gemacht als nötig.« Mit ernster Miene legte er die Hände auf ihre Schultern. »Ihr wart anständig. Redet Euch nichts anderes ein.«
Was für ein feiner Mensch. So oft hatte sie um ihre Familie getrauert, sich gewünscht, etwas von ihnen zu haben, etwas Greifbares, anhand dessen sie sich an sie erinnern konnte. Sie hatte Dingen nachgeweint, die mit der Destiny untergegangen waren. So oft hatte sie sich nach etwas aus ihrem früheren Leben gesehnt. Dabei war es die ganze Zeit da gewesen. Ihr Vater hatte Joe und Willy in seine Mannschaft aufgenommen; er hatte sie respektiert, mit ihnen gelacht und Seite an Seite mit ihnen gearbeitet. Er lebte in ihrer Erinnerung weiter. Ihr Vater war die ganze Zeit bei ihr gewesen. Ein tröstlicher Gedanke, den Samantha nun in ihrem Herzen bewahrte.
»Danke«, brachte sie mühsam hervor.
Als Willys Augen sich mit Tränen füllten, trat er einen Schritt zurück und räusperte sich. »Na, dann geh ich mal meine Sachen holen.«
Joe wartete, bis Willy unter Deck verschwunden war, bevor er auf Samantha zumarschierte. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt.
»Die anderen mögen sich mit dem Abschied abfinden, aber von mir könnt Ihr das nicht erwarten.« Er nickte energisch und verschränkte die Arme.
Sam lachte über seine Pose. Von allen Trotzbezeugungen, die sie im Lauf der Jahre bei ihm
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