Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
anderes reden?«, fragte Sam mit brüchiger Stimme.
»Tut mir leid.« Jacqueline schaute sie mitfühlend an. »Ihr habt ihn also tatsächlich nicht gefunden?«
»Doch.«
»Dann verstehe ich Euch nicht. War es nicht das, was Ihr wolltet?«
»Bitte fragt nicht. Ich möchte Euch nicht wehtun. Es ist besser, wenn Ihr nicht wisst, was passiert ist.«
Lukes Schwester runzelte die Stirn und beugte sich vor. Es war unglaublich, wie sie in diesem Moment ihrem Bruder ähnelte.
»Luke ist doch nicht verletzt, oder?«
»Nein, nein.« Sam holte tief Luft und erzählte Jacqueline schließlich die ganze schreckliche Geschichte.
Als sie geendet hatte, schwieg ihr Gegenüber eine Weile nachdenklich.
»Ihr habt Euch endgültig entschieden, ohne ihn zu leben?«, fragte Jacqueline schließlich.
Sam rieb sich die Augen. Sie war plötzlich müde. »Er ist ein Pirat, und für mich ist das Kapitel beendet.«
»Wie kommt Ihr darauf, dass er dieses Leben nicht aufgeben kann?«
Sam seufzte. »Man muss ihn nur anschauen, um zu sehen, dass es in ihm steckt. Er liebt das Meer. Wenn er es nicht mehr hätte …«
»Er könnte ein normales Leben führen«, insistierte Jacqueline.
»Er könnte es, aber er würde jede Sekunde davon hassen.« Von Luke zu verlangen, sich den gesellschaftlichen Zwängen unterzuordnen, wäre in Sams Augen ein Verbrechen. Es würde ihm seine Dreistigkeit, seine Überheblichkeit rauben. Sosehr sie diese Eigenschaften anfänglich auch verabscheut hatte - inzwischen war ihr klar, dass sie zu Lukes Wesen gehörten.
»Ihr unterschätzt meinen Bruder«, sagte Jacqueline. »Ich stimme Euch zwar zu, dass er als Militär oder Politiker nicht glücklich wäre, aber er könnte durchaus ein Leben als respektabler Kaufmann führen.« Sie sah Sam beredt an. »Wenn er sich dazu entschlösse.«
»Und Ihr glaubt, dass er das mir zuliebe tun würde?«
»Ich weiß es, Samantha. Ich habe Euch zusammen gesehen. Er liebt Euch.«
Sam schüttelte den Kopf. »Nein, das tut er nicht. Er begehrt mich. Das ist etwas anderes.«
Sie sah, wie es hinter Jacquelines Stirn arbeitete.
»Was machte Euch glücklich, Samantha?«
Das Schicksal hatte ihr schlimme Prüfungen auferlegt - den Verlust ihrer Familie, die Vergewaltigung, das unbefriedigende Ende ihrer Jagd auf Dervish -, doch es hatte auch schöne Momente gegeben, die sie trotz der Umstände hatte genießen können.
Und jeden einzelnen davon hatte sie auf ihrem Schiff erlebt. »Das Meer«, antwortete sie, und plötzlich war ihre Stimme ganz weich, die Verzweiflung daraus verschwunden. »Ich liebe es, die Delfine zu beobachten, wenn sie das Schiff begleiten, die Wale in der Ferne Fontänen blasen zu sehen. Ich liebe das Gefühl der Macht, wenn ich mein Schiff durch einen Sturm lenke, und ich liebe es, ihm zuzuhören, wenn es nachts schläfrig vor sich hin schaukelt.«
Erst als Jacqueline ihr ein spitzenbesetztes Taschentuch reichte, merkte Sam, dass sie weinte.
»Ihr müsst das alles nicht aufgeben, Samantha. Ihr habt die Wahl.«
»Ich bin nicht aus Überzeugung Pirat geworden, und ich möchte es nicht länger sein.« Sam putzte sich die Nase. »Ich habe mit diesem Leben abgeschlossen.«
Jacqueline seufzte tief. »Hört mir zu, Samantha. Luke kann und wird der Piraterie Lebewohl sagen. Ich kenne
ihn. Und Daniel und ich werden alles tun, um ihm einen neuen Anfang zu ermöglichen, ein Leben, in dem er nicht ständig auf der Flucht ist.«
Sie drückte Sams Hand. »Wir wollen eine Familie, Samantha, und ich möchte, dass Luke seine Nichte oder seinen Neffen kennt, am Leben des Kindes teilnimmt. Ich glaube, dass er dazu bereit ist, und Ihr müsst das auch tun. Ihr könnt alles haben, wonach Ihr Euch sehnt, Samantha. Ihr habt das Leben noch vor Euch.«
Ihre Schwester erschien vor Sams geistigem Auge, ihre Mutter und ihr Vater. Sie sah sie lächeln, hörte ihre Stimmen. Der Schmerz war noch immer da, aber nicht mehr so stark. Nach fünf Jahren hatte endlich die Heilung begonnen.
»Ich danke Euch, dass Ihr mich daran erinnert habt«, sagte sie mit feuchten Augen.
»Blickt zuversichtlich in die Zukunft, glaubt an die Liebe. Wenn Ihr erst einmal mit Luke zusammen seid, ergibt sich alles andere von selbst.«
Sam hörte das Wasser und die übermütigen Kinderstimmen schon lange, bevor sie ihr Ziel erreichte. Vögel reckten die Hälse und beobachteten sie, als sie an ihnen vorbeiging. Bei jedem Schritt sanken Sams Füße in den weichen Boden ein.
Dann blieb sie plötzlich
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