Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Thembeka. Und du musst nie wieder hierhin zurück."
Zögernd legte die Kleine eine Hand in seine, und er zog sie langsam zu sich, bis er sie mit beiden Händen nehmen konnte. Er nahm sie auf, drückte sie an sich und erhob sich. Thembeka legte ihre Ärmchen um seinen Hals. Er strich ihr beruhigend mit der Rechten über den Rücken und ging aus dem Zimmer.
"Sir?"
Budi wies mit den Augen auf die Männer. Kepler richtete en Blick auf sie.
"Habt ihr euch an dem Kind vergangen?"
Sie beeilten sich zu verneinen. Kepler unterbrach sie mit einer Handbewegung.
"Lasst sie laufen , ich will keine Komplikationen", sagte er seinen Männern auf Arabisch, "aber schießt ihnen in die Füße."
Budi und Sahi sahen sich grimmig an. Während Sahi seine Waffe weiterhin auf die beiden Männer gerichtet hielt, holte Budi einen Schalldämpfer aus der Innentasche seines Jacketts und schraubte ihn an seine P99, dann machte Sahi es ihm gleich. Die beiden Männer sahen die Sudanesen mit aufgerissenen Augen an und begannen zu zittern. Einer hob abwehrend die Hand und wollte etwas sagen, als im selben Moment die Küchentür aufging.
Kepler hätte sich selbst doppelt ohrfeigen können. Er hatte es eigentlich selbst verinnerlicht und hatte seine Männer schon im Sudan darauf getrimmt, einen Ort niemals als sicher zu betrachten, solange man sich nicht vergewissert hatte, dass dem auch so war. Jetzt hatte er es nicht getan.
Für eine Bantu war die in der Küchentür erschienene Frau massiv und hatte ein vom Alkoholkonsum grobschlächtig gewordenes Gesicht. Thembeka winselte auf, drehte sich in Keplers Armen von der Frau weg und drückte sich mit aller Kraft verzweifelt an ihn. Die Augen der Frau traten aus den Augenhöhlen, als sie den Toten auf dem Boden sah. Sie brüllte auf und stürzte zu Kepler, die Arme vor sich ausgestreckt, als ob sie ihn erwürgen wollte. Thembeka an sich drückend, wich er zur Seite aus, aber ein langer Fingernagel riss die Haut an seiner Wange auf. Sein Zögern, das ihn für eine Sekunde befallen hatte, weil er ein Kind in den Armen hielt, verschwand. In der Drehung hob er das rechte Bein und schlug mit dem Fuß in den Rücken der Frau. Der Schlag schleuderte sie gegen die Wand. Sie prallte auf und rutschte herunter. Kepler drückte Thembekas Gesichtchen mit einer Hand an seine Schulter, mit der anderen presste er das Mädchen an sich, als er zur Frau sprang. Sie rappelte sich wieder auf, indem sie sich mit den Händen an der Wand hochzog, ihre Wut hatte wohl ihren Rausch aufgelöst und ihr einiges an Kraft verliehen. Kaum dass sie wieder auf den Füßen stand und sich umgedreht hatte, verhinderte Kepler, dass sie sich wieder auf ihn stürzte, indem er die Sohle seines rechten Schuhs gegen ihren Hals drückte. Die Frau röchelte, während ihre Augen wild rollten, und versuchte, Keplers Bein von ihrem Hals weg zu schieben. Er drückte mit dem Fuß unerbittlich weiter, bis er die Frau fast erstickt hatte. Ihre Arme fielen herunter, sie rang krampfhaft nach Luft. Kepler nahm den Fuß herunter, schlug seitlich gegen die Knöchel der Frau, und nachdem sie zu Boden gegangen war, stellte er den Fuß auf ihr Gesicht. Sie wehrte sich nicht mehr, hatte aber durchgeatmet und zischte heiser und hasserfüllt unter Keplers Schuh. Er verstand die Worte nicht, aber den Sinn, dass dafür, dass er ihren Sohn getötet hatte, er büßen würde.
E r zog die Glock aus dem Halfter und richtete sie ins Gesicht der Frau. Sie verstummte und starrte aus aufgerissenen Augen in die Mündung. Kepler hätte die Frau ohne jegliche Skrupel erschossen. Aber er hielt ein Kind in den Armen, das schon zu viel Gewalt erlebt hatte.
" Dein Sohn und du, ihr habt dieses Mädchen an Männer verkauft", sagte er auf Afrikaans. "Willst du genauso jämmerlich wie er sterben, oder soll ich dir eine Kugel in den Schädel jagen?"
Die Augen der Frau waren mittlerweile etwas klarer geworden und sie blickte panisch in die Mündung. Sie krächzte etwas, dann schüttelte sie den Kopf. Kepler nahm langsam den Fuß von ihrem Kopf weg. Die Frau blieb reglos, nur ihre Augen verfolgten ihn, als er die Waffe einsteckte. Sie sagte kein Wort, aber ihr Blick war erfüllt von blinder Wut und unbändigem Rachedurst.
"Verpasst allen drei einen Denkzettel", befahl Kepler Sahi und Budi.
Als er aus dem Haus ging, hörte er drei gedämpfte Schüsse, danach Stöhnen und dass Sahi etwas sagte. Einen Augenblick später schlossen er und Budi zu ihm auf und begleiteten ihn zum Wagen.
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