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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Autoren: Johann Löwen
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dritten Stock der Villa, wo ihre Zimmer lagen. Ke pler war bis jetzt noch nie dort gewesen. Er vermutete, dass wenn er immer noch die Verfügungsgewalt über sein Haus hätte, er diese Räume noch lange nicht betreten würde, wenn überhaupt. Sie waren anders gestaltet als die Wohnung in Kapstadt, viel mädchenhafter und bunter, anscheinend so, wie sie zu Rebeccas unbeschwerter Zeit als Kind waren. Jetzt diente das wohl als Erinnerung.
    Rebecca wurde orientierungslos, nachdem sie die Tür zugemacht ha tte.
    "Nimm Platz", gebot sie Kepler mit einer Geste.
    "Was bedrückt dich?"
    Sie setzte sich ihm gegenüber und sammelte sich mit gesenktem Kopf.
    "We nn Thembeka keine Mutter hätte", begann sie langsam, hob den Kopf und sah Kepler an, "ich würde sie adoptieren."
    " Wahrscheinlich wärst du gut als Mutter", sagte er.
    "Meinst du wirklich?", fragte Rebecca hoffend.
    "Ich habe gesehen, wie die Kleine zu dir war und wie du zu ihr warst."
    "Vielleicht sollte ich wirklich ein Kind adoptieren ."
    "Vielleicht", meinte Kepler. "Aber man sollte vor allem eine so komplexe Entscheidung nie unter frischen Eindrücken treffen. Denk erst gründlich nach und verbring etwas Zeit unter normalen Umständen mit Thembeka."
    Rebeccas Blick wurde missmutig, sie hatte wohl einen anderen Rat erwartet.
    "Du würdest doch nie ein Geschäft aufgrund des ersten Eindruckes abschließen, oder? Und hier geht es nicht um Geld, sondern um einen Menschen."
    Rebecca dachte nach und blinzelte erstaunt.
    "Du bist viel schlauer, als du den Anschein machst", eröffnete sie Kepler.
    " Wenn das ein Kompliment war – danke sehr."
    Rebecca funkelte ihn an.
    "Erzähl mir doch mal – wie warst du eigentlich früher, wie bist du so geworden und was überhaupt hast du vor zu sein."
    "Das erste ist langweilig, das zweite blutig und das dritte ..." Kepler kratzte sich an der Stirn. "Das wüsste ich auch gern."
    Rebecca sah ihn eine Weile schweigend an.
    "Kann ich dir irgendwie helfen?"
    Kepler schüttelte den Kopf.
    " Nein", antwortete er. "Darf ich jetzt schlafen gehen?"

55. Der nächste Tag war ein Sonntag. Galema brütete mit Nombanda und Rebecca über irgendetwas in seinem Büro, Keplers Männer trainierten müßig, alle anderen genossen den freien Tag. Nur Matis schlich mit wie immer besorgtem Gesicht durch die Gegend, der hatte ständig etwas zu erledigen. Und Marta zauberte in der Küche an einem Gebäck, das wie jenes von Oma duftete, das sie immer zu Feiertagen gemacht hatte.
    Auch dass Marta Kepler nach wie vor mürrisch behandelte, aber mittlerweile wie einen missratenen Sohn, den sie trotz allem liebte, erinnerte ihn ebenfalls an Oma. Und dass Marta keinen einzigen Keks vor dem Essen herausgerückt hatte.
    Über der Ranch lag gelöste Ruhe, aber auf Kepler wirkte sie gespenstisch. Er saß in seinem Büro und überlegte, wie er das nagende Gefühl, das er aufgrund der Ereignisse der letzten Tage hatte, eliminieren konnte. Er musste sich damit beeilen, Galemas Bruder hatte sein Kommen angekündigt, und Kepler wusste mittlerweile, dass er und Mauto ihre Geburtstage traditionell in Kapstadt feierten. Kepler langte zum Telefon und drückte die Eins.
    "Sir, haben Sie Watkies schon bestochen?", fragte er, kaum dass sein Chef den Hörer abgenommen hatte.
    "N ein", antwortete Galema überrascht. "So etwas braucht Zeit."
    "Rufen Sie ihn an. Sagen Sie ihm bitte, dass ich ihn heute auf einen Kaffee einladen und mich für sein Entgegenkommen erkenntlich zeigen will."
    "Warum? Wozu?"
    "Sie haben mich eingestellt, damit ich mich um Ihre Sicherheit und die Ihrer Familie und Angestellten kümmere. Ich kümmere mich gerade darum."
    "Okay..."
    "Wie teuer ist das üblicherweise?"
    "Den Umschlag mache ich fertig."
    "Danke sehr."
    "Bitte." Galema machte eine Pause. "Dirk, auch solche wie Watkies haben ihre Existenzberechtigung . Übertreiben Sie bitte nicht mit Ihrer Dankbarkeit."
    "Keine Sorge", versprach Kepler.
    Bevor Galema etwas sagte, legte er auf und wählte sofort danach die Zwei.
    Der Butler mied ihn, seit er ihn wegen Soraja beschimpft hatte, und meldete sich fast schon ängstlich. Kepler bestellte ihn mit einem Satz in sein Büro.
    Es dauerte zwei Minuten, bis Matis an die Tür klopfte. Er kam herein, machte die Tür zu und blieb wortlos stehen, bis Kepler auf einen Stuhl deutete.
    " Wie gut stehen Sie jetzt mit Soraja?"
    Der Butler hob den Kopf und sah Kepler in die Augen.
    " Ich habe sie einmal fast gefragt, ob sie mich heiraten würde, aber dann erfuhr ich,
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