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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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ist – ja."
    Am Montag fuhr Kepler nach Bremen und erledigte die Formalitäten mit der Wohnung und der Ummeldung. Zurück nach Steinfurt fuhr er schon mit den Kennzeichen der Hansestadt. Oma, obwohl sie seine Art, Dinge schnell zu erl edigen, sonst stets förderte, missfiel, dass er den Umzug so zügig vorantrieb.
    Keplers ganze Habe passte mit nachdrücklichem Stopfen in seinen Rucksack, abgesehen von seinen weinigen Büchern, die er gern mitnehmen wol lte, und der Bettwäsche, die er in einer weiteren Tasche mitnahm. Da die Wohnung schon möbliert war, nicht ganz nach seinem Geschmack zwar, aber schlicht genug, war der Umzug damit eigentlich erledigt. Kepler musste nur noch zur Bank. Sein Konto war schon bei einer Bremer Filiale, ein Schließfach hatte er auch schon gemietet. Blieb nur noch, die Glock nach Bremen zu schaffen.
    Kepler hatte am Dienstag fertig sein wollen, aber er blieb an diesem Tag bei Oma. Irgendwie verspürte er so etwas wie schlechtes Gewissen, dass er sie a llein ließ, obwohl Jens und Sarah jeden Tag bei ihr waren. Oma schien sich für ihn zu freuen, aber sie wirkte auch traurig.
    Deswegen versuchte Kepler, sie zum Abschied wieder auszuführen. Oma we igerte sich erneut, wohl mehr aus Gewohnheit. In Streit darüber verging ein halber Tag. Schließlich packte Kepler seine Großmutter bei der Hand und wollte sie aus dem Haus zerren. Oma gab klein bei, unter der Bedingung, dass sie sich passend anziehen durfte. Misstrauisch hielt Kepler eine halbe Stunde lang Wache vor ihrer Tür, aber sie kam tatsächlich freiwillig heraus. Beim Abendessen kehrte Omas gute Laune endlich wieder zurück.
    A m nächsten Morgen lief Kepler das letzte Mal durch Steinfurt.
    Nachdem er geduscht hatte, rief er Melissa an. Sie schien sich über seinen Anruf zu freuen, aber auf seine Frage hin, ob er zu ihr am Freitag kommen sollte, oder ob sie ihn besuchen wollte, schwieg sie nur distanziert. Darüber rätselnd machte Kepler sich auf den Weg in die Küche, während er mit einer Hand das Handy hielt, und mit der anderen versuchte, sein Hemd überzuziehen. Er verdrehte sich, um den Ärmel zu erwischen, während er auf die Antwort wartete.
    "Ist was?", fragte er, weil Melissa immer noch nichts sagte.
    "Ja", antwortete sie schroff, "ist."
    "Was?"
    "Ich habe meine Tage bekommen", Melissa klang verärgert über seine Begriffsstutzigkeit. "Nix Käse."
    "Ich komme trotzdem, wenn ich schon in der Nähe bin. Wir können ins Kino."
    An der Küchentür angekommen, s chaffte Kepler es endlich, das Hemd anzuziehen. Er wunderte sich, Oma war nicht da. Er ging ins Wohnzimmer. Dort war Oma auch nicht. Kepler konnte keine Anzeichen dafür entdecken, dass seine Großmutter heute schon unten gewesen war. Er ging wieder hoch.
    "Ja, Dirk, sehr gern", sagte Melissa währenddessen. "Ich freue mich."
    Es klang wirklich so, wie sie es sagte. Kepler lächelte, als er an die Tür von Omas Schlaffzimmer klopfte. Er hörte nichts und öffnete die Tür.
    "Melissa, ich rufe z urück", sagte er dann schnell und senkte die Hand.
    Er hörte sie noch fragen, was denn los sei, als er auflegte. Einen Moment später klingelte das Handy. Kepler drückte den Anruf ohne hinzusehen weg.
    Er stand da und seine Welt brach zusammen.
    Melissas siebten Anruf am späten Abend nahm er an. Bis dahin hatten er und Jens einiges erledigt, viel war nicht mehr übrig.
    "Ja", sagte Kepler matt ins Handy.
    "Dirk, was ist los?", fragte Melissa beinahe erschrocken.
    "Oma ist gestorben", antwortete Kepler mit geschlo ssenen Augen.
    "Oh Gott ..."
    Kepler war ihr dankbar, dass sie nur diese Worte gesagt hatte.
    "Ich kann mir ein paar Tage frei nehmen", sagte Melissa. "Ja?", fragte sie, als Kepler nichts erwiderte. "Soll ich zu dir kommen?"
    " Nein. Aber danke, Melissa", antwortete er und legte auf.

10. Im jetzt freudlos gelb wirkenden Licht saß Kepler mit Jens in der Küche ihrer Kindheit, die leer und kalt wirkte. Sie besprachen, was noch zu tun war, ohne einander anzublicken. Jens wollte sich um die Angelegenheiten mit den Behörden kümmern, Kepler sollte das Kirchliche organisieren.
    Dass Jens auf dieser Aufteilung bestand, mutete Kepler an, als ob sein Bruder ihn zurück zu den wahren Werten führen wollte. Aber j e länger die vielen Pausen dauerten, in denen sie beide auf den Tisch starrten, weil die Stille sie erdrückte, desto klarer wurde Kepler, dass er nicht nur seine Großmutter verloren hatte. Oma hatte die Familie zusammengehalten. Jetzt band ihn und seinen Bruder

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