Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Welt zu bestehen. Kepler gefiel das nicht, weil er fand, dass dieses Niveau für Frauen mit ihrer feinen Intuition und Intelligenz zu grobschlächtig war. Sich von Melissa lenken zu lassen war eine Sache. Das Herumkommandieren bedurfte der klaren Hierarchie der Armee.
Die Überlegung, ob und wie er die Beziehung zu Melissa beenden sollte, beschäftigte ihn den ganzen nächsten Tag. Melissa rief am Freitagmittag an und fragte, warum er sich nicht gemeldet hatte. Kepler redete sich damit aus, dass er sich um die Wohnung hatte kümmern müssen. Er hatte es tatsächlich getan, nur hatte das Vereinbaren der Besichtigung keine zehn Minuten gedauert.
Dieser Termin lieferte ihm auch den Vorwand, Melissas Einladung, das W ochenende bei ihr zu verbringen, auszuschlagen, er war schon auf dem Weg zum Auto, um nach Bremen zu fahren. Zu seiner Überraschung bat Melissa ihn, sie mitzunehmen.
Die Bitte war nicht bestimmend und ihre Frage ob des ausgebliebenen Anrufes vorhin hatte nicht vorwurfsvoll geklungen. Kepler beschloss, herauszufinden, ob er seine Meinung über die Beziehung zu Melissa revidieren konnte. Er rief den Makler an, verschob den Termin um zwei Stunden und fuhr nach Minden.
Auf der Fahrt fragte Melissa ihn über die Wohnung aus und warum er unbedingt nach Bremen ziehen wollte. Aber, auch wenn es ihr sichtlich missfiel, sie zügelte sie ihren Drang alles zu beherrschen.
W ährend der Besichtigung, als der Makler sie kurz allein ließ, sagte Melissa nur, dass die Wohnung ihr nicht besonders gefiel, ihrer Meinung nach sei sie beengt und wirke wie ein Bunker. Jedoch versuchte Melissa nicht, Kepler davon abzuhalten, sie zu nehmen.
Ihn erinnerte die Wohnung an seine Hütte im Sudan, aber er tat erst völlig desinteressiert. Der Makler, sichtlich verwirrt, dass Melissa nichts zur Entscheidung beitrug, ließ mit sich handeln und ging schließlich fünfzig Euro bei der Miete herunter. Daraufhin wollte Kepler den Vertrag unterschreiben. Der Makler sicherte ihm zu, dass er am Montag die Schlüssel haben konnte.
Auf dem Weg zurück nach Minden bedankte Kepler sich bei Melissa fürs Mitkommen, ihre Anwesenheit wäre eine gute Hilfe gewesen.
" Bitte. Ich frage mich mittlerweile, wessen Idee das eigentlich war", entgegnete sie misstrauisch. "Hast du mal eine Schauspielschule besucht?"
"Ne. Als ich noch kleiner als Sarah war und mich nicht wehren konnte, meinte sie, mir die Werke der Weltliteratur vorlesen zu müssen. Ich lernte etwas." Kepler grinste. "Und sie studierte dann BWL."
"Und du wirst Soldat, das passt. Und diese Bude gefällt dir wirklich?"
"Sie ist das bis jetzt beste Angebot und ich kann sofort einziehen. Dann kannst du mich besuchen." Kepler zwinkerte ihr zu. "Und wenn wir uns hier auf dem Fußboden im Wohnzimmer lieben, stört es keinen, und niemand kann ins Fenster reingucken, wir brauchen die Rollläden nicht runtermachen."
Melissa s Wohnung lag im Erdgeschoß eines Hauses mit recht dünnen Wänden.
"Du willst immer und überall", sagte sie. "Willst du jetzt nach Hause?" Sie sah ihn aufreizend an. "Oder willst du für diese Nacht zu mir kommen?"
"Was soll die Frage?", erkundigte Kepler sich. "Mel, zum Vergleich – man würde Mäuse einfach nicht fragen, ob sie Käse wollen, sie wären unfähig zu verneinen auch wenn sie Intelligenz besäßen."
Einen Augenblick lang stierte Melissa ihn verdattert an.
"Mutet meine Wohnung etwa wie eine Falle an?", interessierte sie sich dann.
"Der ganze Planet ist eine Falle", gab Kepler zurück. "Ihr habt den Käse, seid aber zu komplex, ihn einfach zu teilen. Deswegen bauen wir Supertanker, buddeln im ewigen Eis nach Diamanten und so weiter."
"Du meinst ", begann Melissa mit schiefem Blick, "alles um uns herum ist lediglich das Resultat eures Imponiergehabes?"
" Was sonst? Ohne den Trieb hätten wir keinen Drang, so etwas zu tun."
"Das ist armselig."
"Und wie", bestätigte Kepler. "Und ihr habt die Macht, das zu ändern. Tut es aber nicht, ihr mögt Supertanker wohl. Na ja, das Ganze treibt nebenbei auch die Zivilisation voran."
"Boh eh", machte Melissa bestürzt den Kopf schüttelnd.
Einige Sekunden sahen sie einander an.
"Was ist also mit dem Sex?", wollte Kepler wissen.
Melissa seufzte fassungslos.
"Sind weiße Mäuse mit roten Augen so vernarrt in den Käse?"
Sie hatte das Abzeichen gesehen, und Kepler hatte ihr die Geschichte des Au fnähers erzählt, obwohl er mit ihr sonst sehr ungern über Sudan sprach.
"Ratten", berichtigte er. "Die Antwort
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