Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
ein Gespräch bei Heckler und Koch für ihn arrangiert.
Kepler fuhr mit einer zwar undefinierbaren, aber recht freudigen Erwartung nach Oberdorf. Dort verschwand seine Freude ziemlich schnell. Bei H&K kannte man ihn, die Waffenmädchen hatten die Kunde über ihn in gewissen Kreisen weit verbreitet. Das Gespräch artete beinahe in ein Verhör aus, man wollte, höflich zwar, aber auch nachdrücklich, herausfinden, ob er etwas über die Kanäle wusste, wie Waffen illegal nach Afrika gelangten. An seinen Erfahrungen oder seiner Mitarbeit war man nicht interessiert.
Kepler verstand das. Waffen waren nun mal tödlich, und Menschen neigten dazu, sie für Kriege verantwortlich zu machen. Die Politik war zwar sehr an den Steuereinnahmen interessiert, die die Waffenverkäufe einbrachten, rümpfte aber pikiert die Nase, wenn deutsche Gewehre in einem Konflikt eingesetzt wurden, der nicht ins politische Schema passte. Dass es völlig egal war, mit welchen Waffen Menschen getötet wurden, und wenn nicht mit deutschen, dann halt mit belgischen oder russischen, spielte dabei keine Rolle.
N ach einer Stunde erklärte Kepler, dass er die Vernehmung beende. Sein Gesprächspartner fing pro forma an, über das MSG zu sprechen. Der Mann, vielleicht ein Ermittler des BND, wusste genauso wie Kepler, wie durchschaubar diese Unterhaltung war. Kepler brach sie gleich ab, verabschiedete sich und ging. Zwei Wochen später bekam er einen Scheck mit der Erstattung der Reisekosten, und damit war dieses Thema für ihn erledigt.
Wohl aus demselben Grund, aus dem Heckler und Koch nicht interessiert war, zeigte auch die Bundeswehr kein Interesse an ihm. Er war Söldner gewesen und das passte nicht zum Image der Armee. Kepler, der sich das Ganze völlig anders vorgestellt hatte, gab den Gedanken ans Arbeiten endgültig auf. Er wollte etwas mit Waffen zu tun haben – nur das konnte er wirklich gut, andere Möglichkeiten zog Kepler nicht in Betracht. Da er eine entsprechende Beschäftigung anscheinend nie finden würde, rief er in Münster an und kündigte seinen Vertag. Der Berater bedauerte es. Zumal er Kepler zwischenzeitlich einen Termin bei Accuracy International organisiert hatte.
Kepler flog nach England, obwohl er sich nichts davon versprach. Aber es war zumindest eine Beschäftigung, wenn auch nur für zwei T age.
Die Engländer waren lockerer drauf. Man empfing Kepler am Flughafen und brachte ihn in ein gutes Hotel. Erst am Tag darauf fand das Gespräch statt.
AI war an Keplers Einsatzerfahrungen mit dem AWSM sehr interessiert. Vielleicht, um sie alle zu hören, führte das Gespräch eine sehr attraktive Frau. Kepler fand, dass ihr strenges tiefblaues Kostüm übertrieben war, in einem Kleid oder einer Jeans würde sie noch anziehender wirken. Er genoss die Unterhaltung trotzdem. Die Frau war nicht nur sehr schön anzusehen, sie wusste auch, wovon sie sprach. Ihre Fragen waren sachlich, sie hörte sich seine offenen Antworten aufmerksam an und präzisierte dann die Fragen freundlich, aber nachdrücklich.
Als sie Kepler zum Mittag in die Kantine führte, ging die Sympathie zwischen ihnen schon leicht über das Professionelle hinaus. Deswegen war Kepler froh, hergekommen zu sein. Er ahnte, wie das Gespräch enden würde, aber sich mit einer schönen und klugen Frau zu unterhalten, und auch noch über Waffen, war es wert gewesen. Connie der harten gefiel seine Begeisterung, sowohl ihr, als auch AI gegenüber. Als sie das Gespräch fortsetzten, war es fast ein Flirten.
Am Ende des Gespräches bat Kepler darum, schießen zu dürfen, einfach um zu sehen, wie ernst die Britten es mit ihm meinten. Connie brachte ihn umgehend zu einer Schießanlage und ein Mann händigte ihm ein AWSM aus.
Sowohl er als auch Connie lächelten heiter, als Kepler das Gewehr in die Hände nahm. Und sie sahen ihn anerkennend an, als er sich nach zehn Schüssen eine halbe Stunde später etwas dümmlich grinsend zu ihnen umdrehte.
Connie wollte gleich etwas sagen, aber Kepler interessierte im Moment etwas völlig anderes. Er hob warnend die Rechte und die Frau blieb stumm. Sie sah ihn verwirrt an, während er, den Kopf zur Seite gelegt und die Augen halb geschlossen, mit einer bedächtigen Bewegung den Repetierhebel zurückschob. Es war schnell genug, damit die Hülse rausgeworfen wurde, und langsam genug, damit er den Vorgang an sich und dessen Klang genießen konnte.
"Ich mag das Geräusch", sagte er, nachdem das hohle Nachschwingen der Hülse verklungen
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