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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Umweltbetrieb. In der Schadstoffsammelstelle entsorgte er seine Verkleidung und die DVD-Festplatte.
    Auf dem Rückweg rief er Melissa an und fragte sie, ob sie mit nach Steinfurt wollte, um seine Familie zu verabschieden. Sie erwiderte spitz, dass es kein ganz normaler Mittwoch sei, sondern ein stressiger, und ob er noch wüsste, dass sie arbeiten müsse. Kepler meinte gespielt betreten, Rentner hätten ein anderes Zeitempfinden und bedauerte die Absage. Melissa erkundigte sich angespannt, wo er wäre. Kepler antwortete leichthin, er wäre auf dem Weg zum Audi. Auf die Frage, ob sonst alles in Ordnung wäre, erwiderte er, dass dem so sei.
    Die Nachrichten, die Kepler auf der Fahrt nach Steinfurt im Radio hörte, drehten sich um den Austritt von Gabriele Pauli aus der CSU und um das Massaker in Steinfurt. Sämtliche Sender brachten diese Meldungen und rätselten über die Gründe. Die Politikerin hatte ihre genannt. Warum ein Bankangestellter und die gesamte Belegschaft eines zwielichtigen Unternehmens umgebracht worden waren, konnte sich niemand erklären.
    In Steinfurt gab es viel Polizeipräsenz. Der Audi wurde einige Male kritisch beäugt, aber nicht angehalten.
    Damit Jens nicht länger als nötig seine Gegenwart ertragen musste, hatte Kepler seine Ankunft zeitlich so abgestimmt, dass er seine Familie gleich zum Flughafen fahren musste.
    Es war gut überlegt, sein Bruder saß mit leeren Augen und mit in die Schulter eingezogenem Kopf auf dem Sofa, als Kepler ins Wohnzimmer kam. Sarah mit dem schlafenden Robert auf den Armen war erschöpft, aber ihr Blick war nicht so schwer. Jens erhob sich ungelenkt und blickte bleiern in Keplers Augen.
    "Was hast du getan?", wollte er mit kraftloser Empörung wissen.
    "Für euch bezahlt" , antwortete Kepler knapp. "Ihr seid frei, ihr habt nichts Falsches gemacht, die Sache mit dem illegalen Investieren war nur ein Bluff."
    "Du hättest ihnen Geld geben können statt sie töten. Du hast doch g enug!"
    "Wieso hast du es nicht getan?", wollte Kepler wissen. Er schwieg kurz. "Ich wollte nicht, dass sie nach Amerika kommen. Oder sonst jemanden bedrohen."
    Jens sah ihn schmerzerfüllt an .
    "Was ...? Tust du hier...?", fragte er gebrochen.
    "Den Anschein aufrecht erhalten", erwiderte Kepler. "Es wäre unnormal, wenn ich euch nicht zum Flughafen begleiten würde." Er kämpfte seinen Unmut nieder. "Ansonsten passe ich auf, dass ihr hier heile verschwinden könnt. Der da", er deutete auf Robert, "ist mein Neffe." Er nahm Jens' Kopf in die Hände und drehte ihn, damit er Jens in die Augen sehen konnte. "Und du bist mein Bruder."
    Jens wand sich ohne ein Wort aus seinem Griff, stand auf und ging zu den bereitstehenden Koffern. Er nahm zwei in die Hände und sah seine Frau an. Sarah blickte zu Kepler, der seinen Bruder schweigend beobachtete.
    "Geh, Schatz", bat sie. "Wir kommen gleich nach."
    Jens schlurfte in den Flur. Sarah blickte ihm nach. Kepler wartete angespannt.
    Für ihn war es der einzig mögliche Weg gewesen, für seine wehrlose Familie zu sorgen. Aber hier, in der angeblich so zivilisierten Welt loszuziehen und Menschen zu töten war anders, als dort, wo sogar das Morden an Unschuldigen alltäglich war. Kepler war überzeugt, richtig gehandelt zu haben, auch wenn andere das nicht so sehen würden. Aber sie wussten nicht, was es bedeutete, böser Willkür schutzlos ausgeliefert zu sein. Sie konnten und sie wollten es nicht wissen. Deswegen würden sie niemals gutheißen, was er getan hatte. Das war Kepler völlig egal, aber dass Jens, der das Böse am eigenen Leib erfahren hatte, ihn verurteilte, machte ihm zu schaffen und legte einen Schatten auf seine Freude darüber, dass seine Familie in Sicherheit war. Er hoffte nur, dass Jens und Sarah damit auch klarkommen würden. Er sah Sarah in die Augen. Wenn sie ihn verurteilen würde, dann hätte sein Leben den letzten Sinn verloren.
    "Du hast meine Familie beschützt" , sagte Sarah leise.
    Sie hieß nicht gut, wie er es getan hatte. Aber sie hatte Angst gehabt und hatte sich hilflos gefühlt, machtlos, und sie hatte keinen Ausweg mehr g esehen, ihren Sohn vor der Gefahr zu bewahren.
    "Du hast mein Baby beschützt ." Sie ging zu Kepler, umarmte ihn und drückte ihre Wange an seine. "Danke, Kleiner", flüsterte sie.
    "Du verurteilst mich nicht?"
    Sarah schüttelte den Kopf widerwillig, aber entschieden. Sie hatte auch keine Illusionen über das Leben mehr. Damit ihr kleiner Junge ruhig in seinem Bettchen schlafen konnte, war sie zu

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