Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
erstaunt.
"Kein Wunder, dass du nur Feldwebel warst", konst atierte sie giftig.
"Mel, was ist in dich gefahren ? Es ist nur ein Schwert."
"Es ist eine Waffe , aber du siehst wie ein reich beschenkter Junge aus", erwiderte Melissa bitter und sah ihn wütend an. "Wegen eines Schwertes. Bist du ohne eine Waffe überhaupt noch ein Mensch?"
Kepler schwieg . Der Schatten, den er sonst nur ganz leicht spürte, manifestierte sich als eine tiefe Schwärze in seinem Inneren.
Für Melissa waren die eigenen letzten Worte wie ein Dam mbruch.
"Ich habe alles mit dir versucht", warf sie Kepler wütend vor. "Ich habe mich zurückg estellt, habe gehofft, du würdest dich in mich verlieben und alles hinter dir lassen, damit es nicht mehr zwischen uns und einem normalen Leben steht."
"Das Körperliche zwischen uns ist ein Rausch ." Kepler sah sie bittend an. "Ich brauche nur ein wenig mehr Zeit."
Er selbst glaubte nicht wirklich daran, aber es war eine Hoffnung.
"Na sowas." Melissa blickte genauso zurück wie vorhin. "Wie lange denn noch? Und zwischendurch ziehst du los und bringst wieder ein paar Leute um?"
In diesem Moment wusste Kepler, dass alles sinnlos war. Egal wie dieses Gespräch ausgehen würde, die Chance auf ein Leben mit Melissa war dahin. Er wollte nur noch herausfinden, ob ihm Gefahr drohte.
"Was meinst du?" , fragte er so perplex, wie er es nur konnte.
"A ls ob du es nicht weißt. Die Morde in Steinfurt."
" Was ist damit?"
"Diese Leute werden getötet", Melissa sprach etwas weniger sicher, "und am selben Tag verlässt dein Br uder mit seiner Familie das Land."
"Was hat das eine mit dem anderen zu tun?"
"Jens hat von einer Scheinfirma von Horst Knage Aufträge gehabt."
" Ja, wahrscheinlich hatte er dort Siemens-Telefone installiert", begann Kepler sarkastisch. "Und hat dabei wohl auch noch den Siemens-Managern geholfen, Steuern zu hinterziehen oder was? Merkst du, was für einen Stuss du redest?"
" Also ist das alles purer Zufall?", fragte Melissa beißend, aber weniger hitzig.
" Klar." Kepler sah sie amüsiert an. "Hat die Polizei irgendwelche Anhaltspunkte, dass Jens da mit drin hängt, oder ich? Lässt sich das irgendwie beweisen? Anders", er blickte ihr in die Augen, "lässt sich das auch nur vermuten?"
"Nein", antwortete Melissa nach einer Pause und sah weg.
Es klang ehrlich bedauernd. Kepler atmete innerlich erleichtert durch.
"Was wird das dann?", fragte e r trotzdem barsch.
"Ich traue dir nicht mehr", antwortete Melissa offen. "Ich habe versucht es zu verdrängen, aber dieses blöde Ding da", sie warf einen angewiderten Blick auf das Schwert, "sagt mir, dass es nicht funktionieren kann."
Sie sah ihn böse an. Kepler blickte ruhig zurück. Sie hatte ihn wirklich gewollt, deswegen war sie jetzt wütend. Sie fragte sich bestimmt, wie sie überhaupt hatte hoffen können, er würde mit der Zeit etwas für sie empfinden. Und das mit Steinfurt glaubte sie ihm nicht, so wie sie die letzten Worte gesagt hatte. Kepler hatte den Eindruck, dass Melissa ihn gern zur Verantwortung dafür ziehen würde, es aber einfach nicht konnte. Vielleicht kamen daher auch ihre beiden Wandel, erst der eine, jetzt der gegensätzliche. Melissas Machtlosigkeit freute ihn.
Den Bruch mit ihr bedauert e er, aber nicht sehr.
" Okay, Melissa, geh", entschied er sich. "Es hat wirklich keinen Sinn."
E r sah die Erleichterung in ihrem Blick deutlich. Dann war da nur noch die Härte. Sie erhob sich, ging zur Tür und zog ihren Mantel an. Kepler stand hinter ihr und wartete. Melissa ging hinaus, aber an der Schwelle drehte sie sich um.
" Es hat wirklich keinen Sinn", begann sie gehetzt, "weil du nicht mehr lieben kannst. Du kannst nicht einmal mehr nicht töten. Du hast keine Seele mehr."
Kepler lächelte leicht.
"Seele, Mel, heißt im Fachjargon der Lauf einer Schusswaffe."
Er sah ihr in die Augen und schloss die Tür, noch während sie ihn anblickte.
"Der vierte", sagte er in der Küche und sah auf den Wandkalender. "So lange noch", meinte er bedauernd .
Er legte die Hand auf den Kocher. Das Wasser war mittlerweile wieder kalt.
"Dann nochmal das Ga nze."
18. Der Verkäufer aus dem Militärshop hieß Marco, war Japan-Fan und studierte Sport. Er trainierte Karate und Schwertkampf in einer Kampfsportschule, die nahe dem Gelände der Bremer Uni lag. Marco schlug vor, dass Kepler auch dahin ging, wenn er den japanischen Schwertkampf erlernen wollte.
Die Schule gehörte einem Kampfsportler. Noch mehr als Marco war er ein
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