Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
und öffnete. Kobi kam herein und Jasmin zog sich die Decke über den Kopf. Kobi warf einen Blick zum Bett, dann sah er nicht mehr hin, aber in seinen Augen stand Missbilligung, als er Kepler in Kenntnis darüber setzte, dass Abudi eine dringende Aufgabe für ihn hatte. Und dass der General tobte, weil Keplers Iridium nicht eingeschaltet war.
Das war Absicht gewesen, s ie waren damals erst seit ein paar Wochen nach Qurdud gezogen. Trotzdem hatte Kobi das geschafft, was die anderen vier Männer nicht vermocht hatten, irgendwie hatte Keplers Einweiser ihn gefunden.
Eine Stunde später waren sie beide wieder mit Abudis Mercedes unterwegs, wieder auf dem Weg in eine Stadt, in der sie eigentlich überhaupt nichts zu suchen hatten, wieder, um einen Mann zu töten, der dem General im Weg stand.
Ein polnischer Freischärler, oder im Prinzip ein Geschäftsmann, aber eigentlich ein Kommunikationsingenieur, bot seit kurzem der sudanesischen Regierung seine Dienste an. Und zwar, den Funkverkehr der Rebellen abzuhören. Der Pole vermochte es angeblich auch, Satellitentelefone abzuhören.
Regierungswidersacher gab es im Sudan genug, das Justice and Equality Movement in den Darfur-Provinzen, die SPLA im Süden – und eben Abudi. Dem kleinen General waren die anderen alle völlig gleichgültig, und er war auf dem besten Wege, mit Khartum konform zu gehen. Aber Verbündete hin oder her, Abudi wollte sich von niemandem bespitzeln lassen.
Er hatte es Khartum deutlich klargemacht. Aber man hatte es ign oriert.
Die Stadt al-Ubayyid lag ziemlich mittig im Sudan und eignete sich so, sämtl iche Himmelsrichtungen gleichmäßig abhören zu können. Nach Abudis Informationen arbeitete der Pole verdeckt, wurde aber von der Fifth Division der sudanesischen Armee abgeschirmt, die zum Central Command der Sudanese Armed Forces gehörte und in al-Ubayyid stationiert war.
Kepler und Kobi ließen den Mercedes am Flughafen der Stadt stehen, hier waren die Chancen größer, dass der Wagen noch da war, wenn sie sich auf den Rückweg machten.
Das AWSM und die MP5 hatten Kepler und Kobi diesmal nicht mit. In Kaduqli hatten sie andere Kleidung gekauft. Sie diente als Tarnung, und um die Rollen zu unterstreichen, die Kepler und Kobi in al-Ubayyid spielten.
Kepler spielte einen hilflosen Europäer, der weder mit dem Wetter noch mit sonst irgendetwas in Afrika zurechtkam. Kobi mimte einen jungen Mann, der einen Fremden durch das Land führte und ihn dabei gnadenlos übervorteilte. Jeder Einheimische, der sie sah, grinste darüber, dass der Weiße nicht mitbekam, dass – und in welchem Ausmaß – er gerade betrogen wurde.
al-Ubayyid war eine lebendige, lärmende und hektische Stadt. Der rege Handel mit Gummiarabikum, Sesam und Erdnüssen ließ sie wie einen fröhlichen Bazar wirken. Kepler schleppte sich entkräftet in der Mittagssonne hinter Kobi her, der tänzelnd vor ihm lief, ihn hin und wieder aus dem Weg der vorbeirasenden Händler zerrte und anzüglich Frauen nachblickte, es gab ziemlich viele aus dem Westen, die nicht ganz so vermummt wie die Einheimischen waren. Und es gab sehr viele Männer, die so aussahen wie Kepler sich gab.
Abudi hatte die ungefähre Position des Abhörzentrums in Erfahrung gebracht, sodass Kepler nicht die ganze Stadt danach absuchen musste. Er verifizierte die Information des Generals einfach dadurch, dass er auf die Dächer blickte.
Der Spitzel des Generals war ziemlich gut, Kepler und Kobi identifizierten den Standort des Polen in einem zweistöckigen Haus an der Unmenge verschiedener Antennen auf dem Dach. Diese Annahme musste jedoch bestätigt werden.
Der Hintereingang des Hauses war verschlossen, über das Dach oder die Fenster hereinzukommen war vielleicht möglich, aber neben der Zerstörung der Anlage war die Eliminierung des Ingenieurs das primäre Ziel des Einsatzes.
Direkt hinter dem Eingang lag ein kleiner Raum. Dessen Fenster war offen, und Kepler konnte sich unauffällig ein Bild von den Verhältnissen darin verschaffen. Er legte die Vorgehensweise fest, gab Kobi seine Glock und betrat den etwas kühlen Eingang. Kobi setzte sich indessen unter das geöffnete Fenster direkt auf den Bürgersteig. Fröhlich ein Liedchen pfeifend sah der Sudanese einer Blondine vom Roten Kreuz nach.
Das Büro, unter dessen Fenster Kobi hockte und jetzt zwei schlanken Sudan esinnen schöne Augen machte, mutete wie ein Umschlagplatz für Erdnüsse an, aber es waren kein Händler drin und auch kein Bauer. Stattdessen
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