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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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saß ein älterer dürrer Afrikaner am Tisch und blättere in einer westlichen Zeitschrift. In der Ecke hinter ihm saß neben einem Ventilator ein sehr stabiler Weißer und versuchte nicht zu sehr zu schwitzen. Beide Männer sahen Kepler misstrauisch an.
    Er lächelte entkräftet und ließ sich verlegen auf der Kante des schäbig aussehenden Stuhls vor dem mit Papieren überladenen Schreibtisch fallen.
    "Ich suche Krzysztof", sagte er auf Englisch mit einem starken osteuropäischen Akzent und stotterte dabei heftig.
    " Po polsku pan muwi?", fragte der Mann neben dem Ventilator.
    " Tak..."
    Die kurze Bestätigung, dass er Polnisch sprach, dehnte Kepler auf fast sieben Sekunden aus und brach sich dabei fast die Zunge.
    Der Pole verzog gequält das Gesicht, schien aber keinen Verdacht geschöpft zu haben. Er gebot Kepler mit einer Geste zu schweigen.
    " Wer bist du?", verlangte er zu wissen.
    " Jerzy Żuławski", prügelte Kepler die Worte aus seinem Mund heraus. "Victor Whiskey schickt mich."
    Das hörte sich wie ein Codename an. War es im Prinzip auch, Kepler hatte einfach zwei NATO-Buchstabenbezeichnungen genannt. Sich selbst hatte er mit dem Namen eines polnischen Science-Fiction-Schriftstellers vorgestellt.
    Der Pole wedelte wieder mit der Hand, damit er bloß nicht weiter redete, und Kepler befolgte die Anweisung dankbar. Er konnte dem Mann ansehen, wie dessen Gedanken rotierten. Aber der Typ kam zu keinem Entschluss und gab Keplers Anliegen in schlechtem Arabisch an den Afrikaner weiter.
    Kepler musste sich zurückhalten, um nicht zu grinsen. Der Pole sprach Arabisch dermaßen gebrochen, dass es verwunderte, dass der Afrikaner ihn überhaupt verstand. Während die beiden rätselten, wer Kepler nun war und wer der Typ, der ihn hergeschickt hatte – und warum – wechselte Kepler stierende Blicke von einem zum anderen, als ob er versuchen würde nachzuvollziehen, was sie da redeten. Schließlich kamen die Männer zu einem Ergebnis.
    "Was willst du von ihm?", wollte der Pole wissen.
    Kepler langte zu seinem Rucksack. Die Hand des Polen fuhr unter sein Hemd, der Afrikaner griff unter den Tisch. Kepler tat als ob er das nicht bemerkt hätte und angelte einen Karton aus dem Rucksack. Er stellte ihn auf den Tisch und öffnete ihn. Danach wickelte er drei Lappen auseinander, anschließend zog er aus einer Luftpolsterfolientüte eine Platine heraus. Die hatte er kurzerhand aus einem Rechner ausgebaut, der im Stab herumgestanden hatte und noch nicht angeschlossen gewesen war. Abudi hatte das nicht besonders gefallen, aber er hatte Kepler machen lassen.
    "Ich soll ihm das hier geben", würgte Kepler den Satz zusammen und begann, die Platine wieder einzupacken.
    "Gib her", verlangte der Pole. "Ich gebe sie Krzysztof."
    "Ne", widersprach Kepler entschieden, "ich gebe sie ihm persönlich. Erstens muss ich das und zweitens hat er mich voll zu bezahlen."
    Er musste überzeugend bluffen, Polen w aren für ihren Geschäftssinn bekannt, und er musste den richtigen Eindruck aufrechterhalten.
    Es schien ihm gelungen zu sein, der Weiße nickte leicht, er hätte es wohl genauso gemacht. Zudem hatte Kepler so grausam gestottert, dass sogar der Afrikaner den Mund wie vor Zahnschmerzen verzogen hatte.
    Der Pole erhob sich schwerfällig und verschwand durch eine kleine Tür im hinteren Teil des Büros. Der Afrikaner sah Kepler spöttisch an, dann bot er ihm Kaffee an. Dieser war hervorragend, nicht nur, weil Kepler schon seit dreißig Stunden keinen getrunken hatte. Dann fragte der Afrikaner ihn, wie lange er schon im Sudan wäre und wie es ihm hier gefiele. Kepler antwortete, dass seit fünf Tagen, und dass es hier sehr heiß war. Er musste aufpassen, dass ihm kein arabisches Wort ausrutschte, ansonsten amüsierte er sich dabei prächtig. Der Afrikaner bei den Vermutungen, was Kepler alles über sich ergehen ließ, ebenso.
    Die hintere Tür öffnete sich. Der massive Pole trat ein, hinter ihm noch ein weiterer Mann. Der blieb an der Schwelle stehen und stierte Kepler argwöhnisch an. Er entsprach der Beschreibung, die Abudi gegeben hatte, war klein, dick und hatte stechende, huschende Augen. Ansonsten sah er wie eine Bulldoge aus.
    "Habt ihr ihn durchsucht?", fuhr er seinen Landsmann an.
    Der eilte zu Kepler und zerrte ihn hoch. Seinen Bewegungen gehorchend spreizte Kepler die Arme und ließ sich abtasten.
    "Sauber", sagte der Pole.
    Der Ingenieur ging in schnellen Schritten vor. Kepler trat wie verdattert zwei Schritte zurück. Bis zum

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