Freiheit für gequälte Tiere!
hinten.
Tim erwischte das Handgelenk.
Ein Ruck — und die gefährliche, wenn nicht todbringende Waffe flog durch die
Luft. Sie knallte auf das Dach des blauen Mercedes.
„Was soll das?“ rief Tim.
„Wollen Sie ihn umbringen?“
Mit einer Hand hatte Möngheym
den Niedergeworfenen an der Kehle gepackt. Es war ein junger Bursche mit
zweifarbiger Punker-Frisur. Gelb-grün sah sie aus im Mondlicht. Aber das
täuschte vielleicht.
„Was? Was ist?“
Möngheym war überrascht, hatte
die Überrumpelung noch nicht begriffen, schien außerdem zu platzen vor Wut. Ein
grimassenhaft verzerrtes Gesicht wandte sich Tim zu. Tatsächlich — Bodo hatte
Schaumbläschen im Mundwinkel.
„Sie haben ihn erwischt“, sagte
Tim. „Gut! Aber erschlagen dürfen Sie ihn nicht.“
Möngheym glotzte die Jungs an.
„Gehört ihr zu dem hier?“ Karl und Klößchen hatten sich neben Tim gestellt.
Haltungsmäßig war’s also eine gemischte Gruppe, die kurz vor Mitternacht den
Parkplatz bevölkerte: drei standen, einer lag, einer kniete.
„Den kennen wir gar nicht“,
erwiderte Tim. „Wir kommen nur zufällig des Weges. Wie das so ist, wenn man
heim will. Was spielt sich hier denn ab?“
„Ja“, rief Klößchen, „das
möchten wir wissen: Wollte dieser Punk-Typ Ihren Wagen aufbrechen? Oder ist es
das Ende einer Jauchenborner Schnitzeljagd mit verschärften Bedingungen?“
Der Punker stöhnte. Möngheym
saß ihm wie ein Alb auf der Brust.
„Dieser Mistbengel“ sagte der
Spenglermeister durch die Zähne, „zerstört Pkw. Schon vom Demolierer gehört? 47
Fahrzeuge hat er zerkratzt, zerstochen, verbeult.“
„Donnerwetter! rief Karl. „Ein
echter Autohasser. Sicherlich protestierte er auf diese Weise gegen die
Luftverpestung, setzt sich aber leider ins Unrecht damit.“
„Die Polizei muß her“, sagte
Tim. „Karl, du kennst dich aus in dieser Weltstadt. Hol den Ordnungshüter! Wir
bleiben hier, damit kein Unglück geschieht.“
9. Vernehmung um Mitternacht
Polizeimeister Valke hatte noch
nicht geschlafen, sondern sich einen TV-Krimi reingezogen vor der Glotze. Als
Dorfpolizist mangelte es ihm offenbar an echtem Kriminalgeschehen und starker
action. Eierdiebe und Autoraser füllten Valke geistig nicht aus.
Nach nur drei Minuten war er am
Tatort, zusammen mit Karl.
Bodo Möngheym war inzwischen
aufgestanden und hatte sein Autodach untersucht, das Spuren einer
mittelschweren Beschädigung aufwies, verursacht durch das Eisenrohr.
Der Punker stand da, als habe
er in die Hose gemacht — teils trotzig, teils klappernd vor Angst.
Tim hatte ihn ermahnt. „Keinen
Fluchtversuch! Sonst gibt’s Keile.“
Valke, der in der Eile die
Uniformmütze vergessen hatte, schaute verblüfft.
„Aber das ist ja Achim
Plodmann.“
„Klar ist er das“, knurrte
Möngheym.
„Ihr Lehrling!“
„Von wegen! Den habe ich Mitte
vorigen Jahres gefeuert. Weil er zu nichts zu gebrauchen war.“
Valke zog seine Jacke gerade.
„Sie kommen alle mit in die Diensträume. Ihr auch“, wandte er sich an die Jungs
und blinzelte mit dem linken Auge.
Dann hielt er Ausschau nach
Gaby.
Tim erriet, wen er suchte.
„Sie ist nicht da, Herr Valke,
unser nächtlicher Ausflug ist eine reine Herrenpartie.“
„Aha! Ihr seid zufällig hier?“
„Total zufällig.“ Tim grinste.
Abmarsch also zur
Polizeiinspektion. Dort brannte Licht. Sogar die Tür stand offen. Valke war
sehr in Eile gewesen, nachdem Karl ihn aufgescheucht hatte. Praktischerweise
lag die Dienstwohnung des Polizeimeisters im Obergeschoß.
Als alle auf harten Stühlen
saßen — nur Valke hatte ein Sitzkissen musterte Tim den Punker.
Seine Frisur war sogar
dreifarbig: gelb, grün und violett. Der Bursche, etwa 18, hatte ein
aufmüpfiges, etwas schiefes Gesicht und engstehende Augen. Die Mundwinkel zog
er runter bis fast zum Hals.
Bodo Möngheym strahlte auf
unangenehme Weise. Ein Ausdruck fettiger Genugtuung lag auf seinem Gesicht.
Bevor Valke was sagen konnte,
meldete der Spenglermeister sich zu Wort.
„Um es vorweg zu
unterstreichen: Ich weiß, welcher Verdacht seit Monaten auf mir lastet. Ich
würde die Fahrzeuge demolieren, um mir auf diese Weise Arbeit zu verschaffen.
Jeder hier sollte das glauben — und das verdanke ich diesem Kerl. Es ist seine
Rache für den Rausschmiß. In Verruf gebracht hat er mich. Aber nun habe ich ihn
erwischt.“
„Wußten Sie, daß er heute nacht
zuschlagen würde?“ fragte Valke.
„Ich habe es geahnt aufgrund
einer
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