Freiheit fuer Mama
Mittagessen kochen, Kinder wieder einsammeln. Darum finde ich es so wichtig, sich noch ein paar andere »Spielwiesen« zu suchen. Zum Beispiel einen Job. Doch eins muss man dafür tun: sich eine funktionierende Kinderbetreuung suchen. Nicht nur Tagesmutter und Kita, sondern auch noch jemanden, der einspringt, wenn die Kita-Erzieher streiken – der kommt, wenn ich nach 14 Uhr was vorhabe oder abends. So eine echte Nanny eben, die die Kinder liebt und die sie lieben.
Als Paar auf Augenhöhe bleiben
Ich finde es prima, dass ich arbeite. Der Job ermöglicht es mir, mich beruflich weiterzuentwickeln und ein paar Stunden am Tag meine Ideen und Projekte voranzutreiben. Und seitdem wir ein gemeinsames Konto haben, ist auch Geld kaum noch ein Thema. Es geht also nicht ständig darum, wer was bezahlt, sondern wir nehmen jeder das Geld, das wir brauchen. Darüber bin ich heilfroh. Ich will nicht »dazuverdienen«, wie es so oft heißt. Ich will auch nicht komplett von einem Mann versorgt werden, sondern einen reellen Beitrag zu unserem Leben leisten. Ich möchte, dass wir gemeinsam unsere Familie versorgen! So kommt gar nicht erst das Gefühl der Abhängigkeit auf, das sich sicher bei einigen »Komfortzonen-Mamas« einstellt.
Wichtig ist auch: Das Selbstwertgefühl wächst mit dem beruflichen Erfolg. Mit Kindern erhältst du ja meist keine Anerkennung. Vielleicht bringt dir der Partner mal Blumen mit und sagt: »Danke für alles.« Doch auch das kannst du meistens knicken. Erstens kommt es höchstens am Valentins- oder Muttertag vor. Und außerdem ist das keine echte Anerkennung. Es ist eine vorgegebene Nummer und vor allem: Kommerz.
Aber das Allerbeste am Arbeiten ist: Man ist nicht nur Mama. Wer einen Job hat, hat seinen täglichen Freiflug ins Büro, kehrt abends oder mittags zurück zu den Kindern und freut sich auf sie. Es tut auch der Partnerschaft gut, wenn beide von der Arbeit erzählen können und ihre Erlebnisse miteinander austauschen. Man bleibt als Paar auf Augenhöhe.
Aber ich bin keine Träumerin. Es ist schon klar, dass die Realität oft ganz anders aussieht. Auch bei uns: Mama macht morgens allein die Kinder fertig, hetzt mit ihnen in die Kita und zur Tagesmutter. Weil sich ein Kind kurz vor dem Losfahren noch vollgemacht hat, gerät der Zeitplan aus dem Takt. Sie rast ins Büro und überfährt dabei zwei rote Ampeln. Endlich da, sitzen die Kollegen schon zusammen und die Konferenz ist in vollem Gange. Alle gucken hoch, weil Mama schon wieder zu spät kommt. Sitzt sie endlich am Schreibtisch, ist der Kopf leer – von der letzten durchwachten Nacht, weil der Kleine seit Wochen nicht durch schlafen will und sie darum das Schlafprogramm Jedes Kind kann schlafen lernen macht. Natürlich allein, weil der Partner sich ausgeklinkt hat, da er ja morgens früh rausmuss und im Büro frisch sein will. Nach dem zweiten Kaffee ist Mama endlich bei sich und kann loslegen. Doch dann ist bald Mittag, und sie muss schon wieder einpacken, weil die Kita um 14 Uhr schließt.
Aber Resignation ist nicht die Lösung. Das Arbeits- und Familienleben muss auf eine solide Basis gestellt werden. Dass Mamas arbeiten gehen und zusätzlich das ganze Familienprogramm am Hals haben, das geht einfach nicht. Das hält auf Dauer keine Mutter durch, ohne ein Magengeschwür, Sodbrennen oder einen Kollaps zu bekommen.
Auch bei uns lief es in der ersten Zeit so, nachdem ich wieder mit dem Arbeiten angefangen hatte. Ich arbeitete, aber ich hatte auch das komplette Kinderprogramm. Abends war ich meist so k. o., dass ich schon um neun Uhr ins Bett sank, nur noch ein bisschen in einer Illustrierten blätterte und dann um halb zehn wegratzte. Oder ich blieb vor dem Fernseher bei irgendeinem blöden Film hängen. Oft kochte ich abends auch das Essen für den nächsten Tag vor. Muße, um mit Ben zu reden, blieb kaum. Erst seit er den Freitag frei macht und an diesem Tag das Kinderprogramm übernimmt, läuft es etwas besser.
Die große Teilzeit als Chance
Aber ich möchte noch mehr ändern. Am besten wäre es, wenn wir beide 30 Stunden in der Woche arbeiten würden. Die Berliner Wissenschaftlerin Jutta Almendinger nennt das die »Große Teilzeit«. Wenn beide Eltern 30 Stunden die Woche arbeiten würden, sagt sie, hätten sie eine reelle Chance, Berufsarbeits- und Familienarbeitszeit gleichberechtigt aufzuteilen.
Die übliche Mütter-Teilzeit ist eine Falle. Wer nur 15 oder 20 Stunden die Woche arbeitet, verdient zu wenig und zahlt zu geringe
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