Freiheit fuer Mama
wie ein Maulwurf
Ich nehme mir eine kleine Schaufel und einen Eimer und gehe zum Rosenbeet. Ich beginne zu buddeln. Einen kleinen Lavendelbusch habe ich gekauft. Den will ich zwischen die Rosenrabatte setzen. Lavendel vertreibt die Schädlinge, die sich gerne an den Rosenblättern niederlassen. Schön sieht es hier jetzt aus. Überall kommt neues Leben aus dem Boden. Die Dahlien wachsen mit Macht, und auch die Sonnenblumen sind tiptop. Ja, und die Rosen sind die reinste Pracht. Blüte steht neben Blüte.
Das war bis vor Kurzem anders. Überall lagen verwelkte Blütenblätter herum, die Brombeeren waren ins Kraut geschossen, und für den Rasen brauchte ich eine Sense, um ihn zu »mähen«. Man sah es auf den ersten Blick, hier hatte niemand Zeit für den Garten. Also, ich hatte keine. Ben ist nicht so ein Gartenmensch, er wühlt lieber in seinem Zimmer. Ich hingegen liebe es, im Garten zu buddeln. Das ist die reinste Meditation. Wie aber sollte ich das auch noch schaffen in meinem vollgepackten Alltag? Über all dem Rumgefahre und Rumgetue an den Nachmittagen blieb einfach keine Zeit für all die Rosen und die Dahlien und das Unkraut. Das fand ich unendlich schade. Ich muss wohl warten, bedauerte ich, bis die Kinder größer sind. Doch tief im Inneren schniefte ich doch ganz ordentlich bei dem Gedanken.
Ohne Mama-Taxi geht gar nichts
Heute frage ich mich, warum ich mir das jahrelang angetan habe, diesen Nachmittagsstress mit den Kids. Ein x-beliebiger Nachmittag sah so aus:
Kurz vor drei wecke ich Piet, der nach der Tagesmutter immer noch ein kleines Schläfchen macht. Ich hole ihn etwas unsanft aus dem Bett, denn um Viertel nach drei beginnt sein Tanzen. Dort trifft er sich mit der Kinderclique von der Tagesmutter. Sie hat mal gesagt, Kindertanz sei wichtig für Zweijährige. Das schule ihre Körperwahrnehmung und sei gut fürs Selbstbewusstsein. Klar, dass er mitmachen darf. Ich will ja schließlich, dass er seine Körperwahrnehmung schult und ein selbstbewusstes Kind wird.
Ich ziehe dem noch schlaftrunkenen Kleinen seine Turnsachen an und schleppe es ins Auto. Paul muss mit, denn er hat gleich Fußball. In der Tanzschule trage ich Piet schnell die Treppe hoch, da er noch vom Schlaf benommen ist und nicht recht weiß, was los ist. Paul geht mit hoch, er bleibt nicht gerne allein im Auto sitzen. Drinnen nimmt Mette, die Lehrerin, die Kinder in Empfang. Piet wird langsam wach. Er weiß jetzt in etwa, wo er sich befindet, und tapst in den Tanzraum. Ich schleiche mich davon, denn Paul muss sofort zum Fußball. Die Stunde beginnt um halb vier. Mir bleiben genau 15 Minuten Fahrzeit, ohne rote Ampeln: zwölf Minuten. Wir rasen los … und kommen pünktlich an. Natürlich bringe ich ihn zu seinen Kumpels auf den Platz, einfach Tür auf und Kind rauskippen, das macht eine Mama nicht.
Jetzt habe ich 18 Minuten Zeit für mich. Ich atme tief durch und beschließe, mir im Clubhaus einen Grüntee zu holen. Die haben wirklich guten Tee, Fair Trade, mild-kräftig, angemessener Preis. Ich will mir eine klitzekleine Pause gönnen, bevor es weitergeht im Alltagsprogramm. Auf dem Weg dorthin treffe ich Heinke, die Mutter von Thorben. Sie will nur fragen, ob ich das neue Trikot bestellen möchte. Donnerstag gehe die Bestellung raus. Welche Spielernummer Paul habe und welche Größe. Sie muss kurz zu ihrem Auto gehen, um die Liste zu holen, in die alles eingetragen wird. Dann bittet sie um Vorkasse. Ich gebe ihr meinen letzten Zwanziger und bestätige die Zahlung. Danach ist Ebbe im Portemonnaie. Tea to go, no.
Aber ich muss eh los. Es ist 15.50 Uhr, um 16 Uhr ist der Kindertanz zu Ende. Ich bin zwei Minuten in Verzug, denn ich brauche ja zwölf Minuten bis zum Tanzstudio. Ohne rote Welle. Ich renne zum Auto, knalle die Tür zu und fahre los, ohne mich anzugurten. Anschnallen dauert bei unserem Auto 15 Sekunden, weil der Gurt klemmt. Zu lange. Mit quietschenden Reifen brettere ich vom Platz, biege auf die Hauptstraße und rase los. Ich überhole zwei Sonntagsfahrer mit Hut, die gefühlt Tempo 40 fahren, dabei sind 50 erlaubt. Um grüne Welle zu haben, muss man die Straße aber mit 60 nehmen.
Um 15.58 Uhr komme ich beim Tanzstudio an. Acht Minuten habe ich gebraucht, das ist absoluter Rekord. Aber Pünktlichkeit ist wichtig. Mette will, dass wir Mamas schon da sind, wenn der Vorhang aufgeht und die Kleinen herausstürmen. Die Kinder sollen sich doch aufgehoben fühlen. Darum kommen wir immer ein, zwei Minuten vor Ende der
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