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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Sabersky
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gemeinsames Konto erschien mir wie ein echter Befreiungsschlag. Es sorgte für klare Verhältnisse. Aus der gemeinsamen Kasse wird einfach alles bezahlt, was ansteht. Egal, ob Kitakosten, Kondome, Kleidung oder die Altersvorsorge.
    Diese Idee fand Ben gut. Jetzt haben wir zwar immer noch nicht mehr Geld zur Verfügung, aber es gibt wenigstens nur einen Topf, aus dem alles bezahlt wird. Ist der leer, müssen wir weitersehen.
    Arbeit ist auch sinnstiftend
    Ich habe mich schon ein paarmal gefragt, ob sich der Stress, also der Spagat zwischen Beruf und Familie, überhaupt lohnt. Ich meine, ja. Denn Arbeiten ist ja nicht nur das nackte Geldverdienen und ermöglicht eine gewisse finanzielle Rücklage für das Alter. Es verschafft auch Befriedigung und ist im besten Fall sinnstiftend. Du hast einen eigenen Bereich außerhalb der Familie, in dem du nicht die Mama bist, sondern die berufstätige Frau Sowieso. Aber viele Frauen meinen: Nein, es lohnt sich nicht, und bleiben lieber zu Hause.
    Hinter mir hupt einer. Ich bin jetzt in der Stresemannstraße und fahre etwas langsamer, weil hier irgendwo die Agentur sein müsste, zu der ich hinwill. Es ist fünf vor neun, um neun ist mein Termin. Ich fahre im Schneckentempo, um die Straße zu finden, in die ich einbiegen muss. Hinter mir hat sich schon ein kleiner Stau gebildet. Ich biege rechts ab, ja, das kommt mir bekannt vor. Und dann gleich noch mal rechts. Jetzt sehe ich die Einfahrt und auch das Firmenlogo. Nun brauche ich nur noch einen Parkplatz. Ich kreise ein paarmal um den Block. Endlich tut sich eine Lücke auf. Es ist fünf nach neun.
    In der Agentur entschuldige ich mich gleich, dass ich zu spät komme. Ich schiebe es auf den Verkehr und die Parkplatzsuche. Doch die Sekretärin, die mir die Tür öffnet, winkt ab. Unsere Sitzung habe sich um eine halbe Stunde verschoben, auch der Chef stecke im Stau. Ich soll es mir bei einem Kaffee gemütlich machen. Sie reicht mir einen Latte macchiato. Das empfinde ich jetzt wie den Himmel auf Erden. Yeah, nach dem stressigen Morgen bekomme ich einen Kaffee serviert und kann mich ein bisschen sammeln. Mann, das tut jetzt echt gut. Ich lehne mich zurück, schnappe mir eine Zeitschrift und schlürfe dabei den Kaffee. Als ich genüsslich den zweiten Schluck nehme, werde ich nervös. Was ist, wenn das Gespräch nachher länger als zweieinhalb Stunden dauert? Dann komme ich zu spät zur Kita. Um eins muss ich spätestens dort sein. Leider hat Paul keinen Ganztagsplatz, sonst könnte ich Termine wie den heutigen entspannter angehen. Bei Piets Tagesmutter kann ich hingegen schon mal sagen, dass es etwas später wird. Sie ist da ganz flexibel.
    Doch darüber macht sich in der Agentur natürlich keiner Gedanken. Hier arbeiten vor allem Leute, die keine Kinder haben. Eine Kollegin hat mir mal erzählt, dass sie nachts oft bis 23, 24 Uhr am PC sitzt. Open end sei das tägliche Brot. Kinder haben nur diejenigen, die zu Hause jemanden haben, der sie rund um die Uhr versorgt; meist ist es die Mama.
    Endlich kommt der Chef, und wir fangen an. Als ich meinen Laptop und die Präsentationsunterlagen aus der Tasche hole, fliegt im hohen Bogen ein Schnuller heraus, mitten auf den Tisch. Ich muss ihn wohl vorhin in die Tasche gestopft haben, als ich Piet bei der Tagesmutter ablieferte. Peinlich. Das Gummiteil hat sich wohl an der Kunststoffmappe festgesaugt, und beim Herausziehen habe ich ihn herauskatapultiert. Die Agenturleute lachen, so etwas passiert hier nicht alle Tage. Ich spüre jetzt meine fettigen Haare ganz deutlich, es juckt richtig auf dem Kopf. Ich fange an zu schwitzen, der Schweiß steht mir auf der Stirn. Ja, ich fühle mich völlig deplatziert, wie ein kleines Mädchen, das heute das erste Mal beim neuen Chef vorspricht. Mein Blick fällt auf eine Kollegin, die gelangweilt ihre manikürten Fingernägel betrachtet. Ja, denke ich, du hattest Zeit, dir die Fingernägel zu lackieren, ich nicht mal fürs Haarewaschen. Aber dann spüre ich plötzlich einen Ruck: Es ist doch stark, was ich hier mache. Ich präsentiere gleich ein Konzept, obwohl ich verschlafen und seit sieben Uhr zwei Kinder gebändigt habe. Obwohl ich bis spät in die Nacht gearbeitet, Wäsche zusammengelegt, gebügelt und den Frühstückstisch gedeckt habe. Ja, es ist toll, was ich alles wuppe! Die Situation ist zwar ein bisschen grotesk, aber ich muss mich wirklich nicht schämen und schon gar nicht im Boden versinken. Im Gegenteil. Ich finde das alles im Grunde genommen

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