Freiheit fuer Mama
Rentenbeiträge ein. Außerdem haben Mütter mit einer Teilzeitstelle oft nur Larifari-Jobs, weil für Stellen mit Verantwortung oft ein größeres Stundenkontingent erforderlich ist.
Dennoch arbeiten zurzeit fast 70 Prozent der Frauen in Teilzeit. Die absolute Arbeitszeit ist in den vergangenen Jahren dabei sogar gesunken. Das bedeutet: Heute arbeiten zwar mehr Frauen als früher in Teilzeit, aber sie verbringen weniger Stunden im Job als noch vor einigen Jahren. Viele Frauen scheinen sich also mit ein paar Stunden am Arbeitsplatz zufriedenzugeben. Oder ihnen wurde das so verordnet.
Für uns wäre die große Teilzeit ideal, aber im Moment ist das schwierig. Wenn Ben nur noch 30 Stunden arbeiten würde, müsste er die Abteilung wechseln. Der Job, den er jetzt macht, lässt sich nicht mit 30 Wochenstunden vereinbaren. Er quetscht schon jetzt alles, was freitags liegen bleibt, in die übrigen vier Arbeitstage. Eine weitere Stundenreduktion würde uns auch finanziell in die Bredouille bringen, weil meine Jobs nicht so gut bezahlt werden.
Um mehr zu arbeiten, müsste ich die Kinder länger in der Kita und bei der Tagesmutter lassen. Wir haben damals keinen der begehrten Acht-Stunden-Plätze ergattert. Aber ich werde noch mal nachfragen. Nein, nicht ich, sondern wir werden nachhaken. Ben ist für die Kinder schließlich genauso zuständig wie ich. Und wenn es klappen sollte, dann muss Ben versuchen, einen Morgen in der Woche später loszugehen und einen Abend früher Schluss zu machen, damit wir uns die Arbeit mit den Kindern besser aufteilen können.
»Eine Familie, der es nicht gelingt, die Geschlechterrollen neu zu entwerfen und die Lebenswelten der Mütter und Väter aufeinander zu beziehen und einander anzunähern, hat wenig Überlebenschancen«, schreibt Iris Radisch in ihrem Buch Die Schule der Frauen . »Das Vorstadt-Paradies des jagenden Adam und der staubsaugenden Eva ist bald für immer geschlossen.« Iris Radisch ist Redakteurin bei der Wochenzeitung Die Zeit , hat selbst drei Kinder und weiß, wovon sie spricht. Sie beschreibt in ihrem Buch ganz klar, wer die Geschlechterrollen entwerfen soll: die Familie. Gemeinsam. Es ist nicht Aufgabe der Mütter, dies zu tun. Es ist der Job beider Eltern.
Ben ist ja durchaus bereit, sich zu Hause mehr zu engagieren. Wir haben schon oft darüber gesprochen. Doch an der Umsetzung hapert es auch bei uns. Aus Umfragen weiß man, dass die meisten Papas offen dafür sind. Mehr als 80 Prozent sagen, dass sie gerne mehr Zeit hätten für ihre Kinder. Aber damit ist es nun wirklich nicht getan. Es geht ja nicht darum, mit den Kleinen zu spielen. Ja, die Aussage, dass die Papas gerne mehr Zeit für die Kinder hätten, finde ich sogar sehr egoistisch. Ich hätte auch gerne mehr qualitative Zeit für die Kinder. Aber da ist doch der ganze leidige Alltag: all die Wäsche, die ständig eingesammelt, gewaschen, abgenommen, gelegt und in die Schränke gepackt werden muss. Mindestens eine Spülmaschine am Tag gilt es aus- und einzuräumen. Und all das Putzen, Aufräumen und Organisieren. Ja, auch die Papas müssen mehr im Haushalt machen, dürfen nicht nur den Kinderkasper spielen. Dann haben beide Eltern mehr Zeit für den Nachwuchs.
Tatsächlich hat sich nicht so viel getan, auch wenn das oft so erscheint. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht in irgendeinem Magazin oder in einer Wochenzeitung die neuen Väter vorgestellt werden. Die, die Elternzeit beantragt haben und erstmalig mehr als nur den Feierabend mit ihren Kindern verbringen. Derzeit nehmen 25 Prozent der Väter die staatlich geförderte Elternzeit in Anspruch. Das ist zwar mehr als vor ein paar Jahren, doch der große Durchbruch ist es nicht. Die meisten Väter beantragen sie nämlich meist gerade mal zwei Monate lang, jene zwei Monate, die sonst verlorengehen würden. In Schweden nehmen 40 Prozent der Väter Elternzeit. Bei unseren Vätern steckt dahinter auch die Angst, den Job zu verlieren oder als Drückeberger dazustehen. Noch immer werden Väter, die die Vier-Tage-Woche wollen oder ein Jahr in Elternzeit gehen, schräg angesehen. Nicht in jeder Firma, aber doch in vielen Unternehmen.
Schaff dir Oasen
Wenn ich in meinem Tagebuch lese, was ich vor einem Jahr über meinen Hetztag in der Agentur geschrieben habe, dann läuft es heute besser: Ich habe jetzt zwei ganze und zwei halbe Tage zum Arbeiten. Die Kinder verbringen mehr Zeit in der Betreuung. Ich kann externe Termine auf meine langen Arbeitstage legen – so
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