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Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom

Titel: Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayse Auth
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selbst ein völlig unabhängiger Mensch, ließ mich schalten und walten, wie ich wollte. Das kannte ich nicht. Keiner da, der Verantwortung für mich übernahm, keiner, der mich bevormundete, mich
führte oder mich ändern wollte. Andererseits aber auch keine Geborgenheit. Kein Aufgehobensein. Zeitweise war mir, als verlöre ich den Boden unter den Füßen. Ich fühlte mich verlassen und einsam, wenn Christoph sich zurückzog oder ohne mich mit seinen Freunden unterwegs war.
    Mein Partner war aber auch mein Seelenverwandter, mein verständnisvoller, gebender, großzügiger Freund. Zwischen uns gab es keine Tragödien, keine Verstrickungen, keine Dramen, keinen Streit. Insofern bekam ich bei ihm genau das, was meine Seele jetzt brauchte. Zeit, um meine Wunden zu pflegen. Zeit für innere Heilung und vor allem Zeit, um mir langsam die Freiheit zu erschließen, für die ich mein Leben lang gekämpft hatte.
    Ich war reif für eine neue wichtige Erkenntnis: dass es selbst dann, wenn man allen Gefängnissen der Außenwelt entkommen ist, immer noch innere Gefängnisse gibt, aus denen man sich befreien muss. So lernte ich ganz allmählich, selbst die Verantwortung zu übernehmen für mein Glück. Das legte den Samen für eine Entscheidung, die ich selbst sehr mutig fand. Meine Umgebung sah das naturgemäß etwas anders.
     
     
    Warum nur wollte ich aus Frankfurt weg? Es lief doch alles reibungslos. Meine Zwillingsschwester und ich verdienten so viel wie nie zuvor, in meiner Beziehung war ich glücklich und zufrieden. Doch irgendetwas zog mich fort. Etwas Unerklärliches. Endlich in der Fülle angekommen - aber dennoch ein Sehnsuchtsmensch geblieben. Leute wie ich scheinen immer wieder neue Herausforderungen zu brauchen.

    Wenn es am schönsten ist, sollte man gehen - was man bei einer Einladung gern zum Abschied sagt, galt auch für mein Leben in Frankfurt.

    »Was willst du denn in München!«
    Hatice will mich auf gar keinen Fall gehen lassen.
    »Was ist, wenn wir es finanziell nicht schaffen?«
    Angstmachen ist eine bewährte Strategie unter Zwillingen, wenn der eine den anderen festhalten will.
    Du schaffst es nicht allein - und dann sind wir beide dran!
    »Schau mal, Hati«, versuche ich es in begütigendem Ton, weil ich mittlerweile weiß, dass wir harte Auseinandersetzungen nicht nötig haben. »München ist die Stadt der Mode. Dort werden Trends gemacht, dort sitzen die meisten Zeitschriften. Wir wollen doch beide weiterkommen!«
    Sie wusste natürlich: Wenn ich zu allem entschlossen bin, hält nichts und niemand mich auf. Aber auch sie hat ihren Dickkopf, und zuzugeben, dass sie am kürzeren Hebel saß - nein, das konnte sie nicht. Aber sie vermochte mich nicht umzustimmen. Auch Christoph nicht. Aber er reagierte klug und besonnen.
    »Unsere Beziehung wird sich verändern, wenn wir uns nur noch an den Wochenenden sehen, aber wenn du meinst, dass du es tun musst, werde ich dich unterstützen.«
    Das war ein faires Angebot. Typisch Christoph. Wir haben es nicht bereut.

    München, im Herbst 2009
     
     
    Hier sitze ich nun, allein in meinem trauten Heim im schönen München. Endlich Feierabend, ein Abend mit mir selbst. Im Geschäft war der Bär los, aber ich habe mich trotzdem früher als sonst von dort abgeseilt. Das kann ich mir nur leisten, weil es jemanden gibt, auf den ich mich hundertprozentig verlassen kann und der für mich dort die Stellung hält: Marcus. Selbst wenn ich ihn mitten in der Nacht anrufen würde, weil mir siedend heiß eingefallen ist, dass am nächsten Morgen um halb sieben doch der Heizungsableser kommt, würde er sofort klaglos den Job übernehmen, mir noch eine gute Nacht wünschen und in aller Herrgottsfrühe dem Mann gut gelaunt die Tür aufschließen. Für einen Menschen wie mich, der immer alles zu geben versucht, aber auch hin und wieder etwas vergisst, ist es unwahrscheinlich wichtig, dass ihm jemand den Rücken freihält, wenn es darauf ankommt. Und ihn herunterholt, wenn er im Trubel des Tages die Bodenhaftung zu verlieren droht. Marcus ist ein ganz wichtiger Anker in meiner Münchner Existenz.
    So habe ich jetzt endlich einmal wieder Zeit für mich selbst. Mit niemandem mehr reden müssen. Die Beine hochlegen. Das tut gut. Ich öffne den Kühlschrank. Gähnende Leere. Macht nichts, ich habe keinen Hunger. Das Sushimenü, das wir uns mittags kommen ließen, liegt mir eh noch im Magen. Ich spreche Billie an, die zu meinen Füßen liegt und an einem Plastikknochen nagt.
    »Heute

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