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Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom

Titel: Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayse Auth
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bleibt die Küche kalt. Zumindest für mich. Du hast ja noch den halben Fressnapf voll. Alles klar?«

    Billie legt die Ohren an. Sie hat kein allzu großes Problem damit, dass ich faste.
    Ein seltsames Gefühl, wenn die Fesseln aus vier Jahrzehnten weg sind. Die Narben, die sie in meiner Seele hinterlassen haben, schmerzen manchmal noch. Ich brauche mich nur ein bisschen eingeengt zu fühlen, schon geht es wieder los. Und es tauchen jetzt neue Fragen auf. Was ist das, was jetzt beginnt? Was ist Freiheit? Ein Abgrund vielleicht?
    Ich taste mich an das Thema heran wie ein Schiffbrüchiger, der an einer Insel gestrandet ist und nun vorsichtig Neuland erkundet. Manchmal fühle ich mich schrecklich verloren, manchmal high vor Glück. In den ersten Monaten nach meinem Weggang aus Frankfurt durchlief ich in kurzer Folge immer wieder die ganze Skala der Gefühle, von euphorisch bis tief traurig, von strotzend vor Zuversicht bis ängstlich wie ein Hase. Die Höhe meiner Telefonrechnung war der äußerliche Gradmesser für das Auf und Ab meines inneren Abenteuers.
    Ach ja, Cenk ist auch wieder in der Nähe, wenn auch räumlich von mir getrennt. Drei Jahre hat er es im Internat ausgehalten. Aber ein Jahr vor dem Abitur warf er hin und kam zu mir zurück.
    Da war ich dann schon hier, in München. Nach einem Intermezzo mit wechselnden beruflichen Zielen hat er sich nunmehr für etwas Bodenständiges entschieden: für eine Ausbildung als Friseur. Ja, tatsächlich. Bei meiner Schwester in Frankfurt. Wir sind eben eine Familie mit sehr, sehr starken Bindungskräften. Daneben macht er weiterhin Musik, und vielleicht wird für ihn daraus ja tatsächlich noch
einmal etwas Berufliches. Ich liebe ihn - aber ich verknüpfe mein Schicksal nicht mehr so eng mit dem seinen wie zuvor. Er kann immer auf mich bauen, ich werde ihn nie hängen lassen. Aber er muss seinen Weg selbst gehen. Wie auch ich.
    Ich bin ich, wo immer ich auch bin .

»Wirklich eine Bombenstimmung!«
    Frankfurt, im Sommer 2009
     
     
     
     
    W er als Kind abgeschoben wurde, wem ein Leben außerhalb der eigenen Familie aufgezwungen wurde, der fühlt auch mit anderen Menschen mit, die Vergleichbares erleben müssen - oder noch Schlimmeres. Da wir nicht vergessen haben, woher wir kommen, war es uns immer auch ein Bedürfnis, anderen zu helfen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen.
    Wenn man Gutes tun will, fängt es oft damit an, dass man auch sich selbst nutzen möchte. Das ist legitim, oder nicht? Die Grundidee unserer Charity-Aktivitäten hat durchaus etwas mit PR zu tun, mit eigener Vernetzung und Vermarktung. Aber wir wollen auch etwas zurückgeben. Unseren Kunden, die uns die Treue halten, die uns weiterempfehlen und unseren Erfolg damit erst ermöglichen. Dem Leben selbst, das uns jetzt so gut behandelt.
    Kurz nach der Geschäftseröffnung in Sachsenhausen organisierten wir unsere erste Benefizgala. Zu zweit arbeiteten wir monatelang daran, unser gesamtes Umfeld zu mobilisieren. Von 10 Mark Eintritt gingen 3 Mark an eine Obdachlosen-Hilfsorganisation. In einer Frankfurter Tageszeitung, die gern damit warb, dass sie von klugen Köpfen gelesen wird, war zwar von einer »türkischen Familienveranstaltung«
die Rede. Wir aber ließen uns davon nicht entmutigen. Seither haben wir immer wieder solche Events organisiert, und sie sind mit jedem Mal größer und erfolgreicher geworden.
    Natürlich gehört es mit dazu, dass Politiker, Geschäftsleute und Showbiz-Größen bei solchen Anlässen nicht nur ihr gutes Herz zeigen, sondern auch selbst gesehen werden wollen. Uns soll’s recht sein, solange dabei »hinten etwas herauskommt«, wie man so schön sagt. Etwas Derartiges auf die Beine zu stellen ist zwar echte Knochenarbeit. Aber es befriedigt ungemein!
    Eigentlich hat dabei immer alles geklappt wie geschmiert. Bis auf das letzte Mal. Da gab es einige, nun ja, Komplikationen. Auch wenn es sich hinterher als »viel Lärm um nichts« herausstellte, lohnt es sich vielleicht doch, davon zu erzählen. Im Nachhinein, mit dem entsprechenden Abstand, finde ich die ganze Sache sogar recht lustig. Nicht zuletzt enthält sie auch eine Botschaft an mich. So sehe ich es jedenfalls.
     
    Kinder zu beschützen, sie zu fördern und ihr Leid zu lindern, das war für uns schon immer ein besonderes Anliegen. Meine Schwester war vorangegangen, indem sie ein Kind adoptierte. Dass wir unsere Benefiz-Veranstaltung einmal Kindern in Not widmen würden, stand für uns beide fest. 2009, so

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