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Freiheit statt Kapitalismus

Freiheit statt Kapitalismus

Titel: Freiheit statt Kapitalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sahra Wagenknecht
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Spekulationen platziert sowie krude Finanzpapiere kreiert und aus deren Weiterverkauf Profit gezogen. An die Stelle von Unternehmenskrediten sind Kredite an andere Banken, Hedge-Fonds und Heuschrecken getreten. Zum Kerngeschäft gehört außerdem das Erfinden immer neuer »Finanzinnovationen«, die vor allem der Steuerhinterziehung oder dem Umgehen gesetzlicher Regelungen dienen.
    Die großen Banken sind so zu Investitionsverhinderern und Innovationsbremsen geworden, die wesentlich dazu beitragen, dass der zu gewaltiger Größe angeschwollene Finanzsektor heute seine wichtigste Aufgabe nicht mehr erfüllt: die Ersparnisse der Gesellschaft einer möglichst produktiven Verwendung zuzuleiten. Stattdessen werden wirtschaftliche Ressourcen und menschliche Kreativität und Erfindungsgabe auf vollkommen sinnlose Betätigungsfelder abgelenkt, die den allgemeinen Wohlstand nicht nur nicht fördern, sondern ihm schweren Schaden zufügen können.
    Dieses Geschäftsmodell funktioniert nur deshalb, weil der Finanzmarkt kein Markt ist, sondern ein im Zuge der Deregulierung legalisierter Großbetrug, der einer geschlossenen Gesellschaft von Insidern erlaubt, die Welt auszuplündern und dabei steinreich zu werden, ohne jemals für den angerichteten Schaden haften zu müssen.

2. Schaum statt Wert
    »Was die Finanzwirtschaft tatsächlich in der zweiten
    Hälfte der neunziger Jahre angetrieben und die Höhenflüge
    an den Börsen ausgelöst hat, waren also weder
    echte Produktivitätszuwächse noch echte Gewinne noch
    echtes Wachstum. Es waren Illusionen, die das Handeln
    der sogenannten Investoren bestimmt haben.«
    Fredmund Malik, Managementtheoretiker
     
    Eine wichtige Frage wurde bisher nicht beantwortet. Woher kam das viele Geld, mit dem die explodierende Verschuldung der amerikanischen und europäischen Verbraucher, die wachsende Verschuldung der Staaten und die steigenden Unternehmensschulden finanziert wurden?
    Wir haben gezeigt, dass der Verbriefungstrick es den Banken ermöglicht, immer neue Kredite zu vergeben, weil die alten in Papiere verpackt und verkauft werden können. Aber das funktioniert natürlich nur, solange auf der anderen Seite des Deals jeweils ein Käufer steht, der nicht nur den Willen, sondern auch die Finanzen hat, die billionenschwere Papierflut zu bezahlen. Er muss also entweder über entsprechende Anlagegelder verfügen oder jemanden finden, der ihm den nötigen Kredit gewährt. Selbst wenn die Banken die Kreditverbriefungen in ihre eigenen Schattenvehikel verschieben, stellt sich das Zahlungsproblem. Denn auch die Zweckgesellschaften müssen ja die Kredite bei der Bank bezahlen. Sie emittieren dafür kurzfristige Schuldverschreibungen, die irgendjemand in der großen weiten Welt kaufen muss.
    Woher kommt das Geld?
    Zwischen 2001 und 2007 wurden verbriefte Kreditpakete im Wert von 27 Billionen Dollar von den USA an den Rest der Welt verkauft. Zusätzlich wurden allein 2007 europäische ABS-Papiere im Wert von 453 Milliarden Euro zusammengebastelt und an Investoren weitergereicht. Hinzu kommen die normalen Unternehmensanleihen, die ebenfalls im Zuge des Übernahme- und Aktienrückkauffiebers immer voluminöser wurden. Nicht zu vergessen schließlich die Staatsanleihen, von denen Jahr für Jahr einige Billionen auf den globalen Markt geworfen werden und deren Volumen seit Beginn der Krise explodiert ist. Wie ein nimmersatter Schwamm hat der Finanzmarkt all diese Schulden aufgesogen und hat noch nicht einmal mit steigenden Zinsen reagiert. Wie war das möglich?
    Als ein Faktor ist hier natürlich die Umverteilung zulasten der Löhne und zugunsten des Kapitals zu nennen, die mit der neoliberalen Wende zu Beginn der achtziger Jahre einsetzte und sich seit Beginn der neunziger Jahre massiv verstärkt hat. Seither landet der überwiegende Teil des gesellschaftlichen Einkommenszuwachses der Industrieländer in den Taschen der Oberschicht. Die Einkommensverteilung wird damit immer ungleicher und die Vermögensbildung nimmt zu, weil Reiche eben mehr sparen können als Ärmere. Mehr Ersparnis heißt natürlich auch: mehr Geld, das nach Anlage sucht beziehungsweise von den Banken weiterverliehen werden kann.
    Ein zweiter Faktor ist der weltweite Trend zur Privatisierung der Altersvorsorge, der immer mehr Menschen, die es sonst nicht täten, zwingt, ihre Spargroschen auf die Kapitalmärkte zu schieben. Die riesigen amerikanischen und britischen Pensionsfonds treten auf den Finanzmärkten seit Jahren als

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