Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
sind dort unbekannt. Die Tunnel unter Bayreuth waren niemals bewohnt.
Die Underground City in Montreal besteht zum beträchtlichen Teil aus Tunneln zwischen Gebäudekomplexen der Innenstadt. Im harten kanadischen Winter können die Menschen dort einkaufen oder bummeln, ohne den eisigen Temperaturen ausgesetzt zu sein.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal daran erinnern, dass es einer Verschwörungstheorie niemals darum geht, die Wahrheit herauszufinden, sondern darum, einen Verschwörungsglauben zu beweisen. Dazu klaubt sich der Autor von überall her Bruchstücke zusammen und verklebt sie zu einer Einheit. Als Kleber dienen ihm die Handlungsmotive, die er den angesprochenen Gruppen und Einzelpersonen unterstellt.
So haben wir den Neandertalern nachgesagt, sie wollten die Menschen beherrschen und sie wollten unter der Erde wohnen.
Fast alle Verschwörungstheorien arbeiten so. Wenn ich behaupte,
dass eine Organisation im Hintergrund bei den verschiedensten Anlässen die sichtbaren Akteure wie Marionetten tanzen lässt, muss ich ein passendes Motiv dafür vorweisen können, sonst glaubt mir bald keiner mehr.
7 . Regel: Eine Verschwörungstheorie lebt davon, Motive für das Handeln von Personen und Gruppen zu erfinden. Über die Motive verbindet sie typischerweise die einzelnen Verschwörungslegenden miteinander.
Die Neandertaler legen großen Wert darauf, sich unauffällig im Hintergrund zu halten. Aber wenn man genau hinsieht, gibt es doch Hinweise auf die »Dunkelmänner«. Spätrömische Schriftsteller schreiben von so genannten »viri obscuri«. Im 16 . Jahrhundert erschienen in Deutschland anonym die geheimnisvollen Dunkelmännerbriefe. Karl Marx erwähnt einen »vir obscurus« als Gegner seiner Ideen. Nicht umsonst wurde der Ausdruck »Dunkelmänner« immer mehr zum Synonym für geheimnisvolle Drahtzieher im Hintergrund.
Aus dem 16 . Jahrhundert stammt die seltsame Voynich-Handschrift. Sie soll die medizinische und astronomische Weisheit des »Zwergenvolkes« enthalten. Der deutsche Kaiser Rudolf II ., ein bekannter Förderer von Kunst und Wissenschaft, war deshalb bereit, den ungeheuren Preis von 600 Dukaten dafür zu bezahlen. Die Handschrift ist mit einer unbekannten Schrift in einer unbekannten Sprache geschrieben. Kaiser Rudolf hat sie den besten Gelehrten seiner Zeit zur Entschlüsselung vorgelegt, aber niemand konnte auch nur eine Zeile davon lesbar machen. Bis heute trotzt die Handschrift allen Entschlüsselungsversuchen, obwohl sich bis ins 20 . Jahrhundert hinein die besten Experten der Welt daran versucht haben. Erstaunlich ist das große Interesse der amerikanischen Regierung am Inhalt des Manuskripts: Sie setzte in den fünfziger Jahren ein Team der National Security Agency ( NSA ) auf das Manuskript an. Es wurde von William F. Friedman geleitet,
der als einer der besten Kryptologen (Geheimschriftexperten) aller Zeiten gilt. Das Team scheiterte. Selbst mit den besten Computerprogrammen hat bis zum heutigen Tage niemand dem Manuskript sein Geheimnis entreißen können. Man fragt sich natürlich: Warum interessiert sich die amerikanische Regierung so brennend für den Inhalt eines mehr als 400 Jahre alten Manuskripts? Was weiß sie darüber? Sie wird es uns wohl nicht sagen.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verdingten sich großköpfige Zwerge als Berater von Königen und Fürsten. Sie traten bald so häufig auf, dass sie zur Klischeefigur von Komödien und zur Zielscheibe von Satiren wurden. Sie galten als missgünstig, verschlagen und intrigant, gleichzeitig aber als überaus intelligent, als glänzende Schachspieler und begabte Diplomaten. Da haben wir wieder unsere »Dunkelmänner«, wir müssen nur genau hinsehen. Etwa ab dem 19 . Jahrhundert haben sie sich immer mehr auf Geldgeschäfte verlegt. Der englische Premierminister Harold Wilson beschuldigte im Jahre 1956 die »Gnomen von Zürich«, gegen das englische Pfund zu spekulieren. Diesen Ausdruck hatte niemand vorher jemals benutzt. Was wusste Harold Wilson?
Dunkelmänner sind bis zum 19 . Jahrhundert Feinde des Fortschritts, »Hinterwäldler«. In diesem Sinne ist auch die Bemerkung von Karl Marx gemeint. Die heutige Bedeutung »Drahtzieher im Hintergrund« ist erst im 19 . Jahrhundert aufgekommen. Die Dunkelmännerbriefe sind zwei berühmte satirische Schriften aus dem 16 . Jahrhundert. Großköpfige Zwerge als Fürstenberater waren weder häufig, noch waren sie eine Klischeefigur.
Die Voynich-Handschrift
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