Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
Vom Netzwerk:
Flinkheit, die man ihrer Fülle nicht zugetraut hätte, drehte sie sich um und starrte Sven ins Gesicht. Der errötete augenblicklich.
    »Ja, dann …«, stotterte er und war so schnell aus der Tür, dass Conrad ihm kaum folgen konnte.
     
    Die Fußgängerzone war belebt, Mütter mit Kinderwagen und quengelnden Kleinkindern, Schüler, telefonierende Angestellte, tratschende Hausfrauen. An den Tischen vor einer Bäckerei sonnten sich kichernde Teenager und pensionierte Beamte. Conrad fragte sich, wer eigentlich in diesem Land arbeitete, wenn sich so viele Menschen auf der Straße aufhielten. Er hatte Hunger. Meist kaufte er sich irgendwo ein belegtes Brötchen, das er im Wagen oder im Büro hinunterschlang, aber wenn sie schon einmal zu zweit unterwegs waren, konnten sie sich auch eine Mittagspause gönnen. Er ging auf einen Schnellimbiss zu, der völlig zu Unrecht »dreckiger Löffel« genannt wurde.
    »Ein halbes Hähnchen?« Hier gab es die besten Brathähnchen in der ganzen Stadt, fand Conrad.
    »Gibt’s da auch Nachtisch zum Mitnehmen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann spring ich rasch beim Bäcker rein. Wir treffen uns auf den Bänken vor der Jacobi-Kirche.« Damit schlüpfte Sven in die Bäckerei und schaute in der Auslage nach einem leckeren Teilchen.
    Conrad ließ sich neben Sven nieder und stellte seine Schale mit Pommes und Currywurst neben sich, auf die Hähnchen hätte er warten müssen. Eine dicke Frau mit zwei Kleinkindern hatte eine endlose Bestellung aufgegeben und ihm das letzte vor der Nase weggeschnappt. Einen Moment hielt er sein Gesicht in die Sonne. Was für ein Tag! Zwischen zwei Happen Rosinenschnecke nuschelte Sven: »Was war denn vorhin los mit dir? Darf man neuerdings nicht mehr nach dem Alibi fragen?«
    Conrad spießte ein Kartoffelstäbchen auf. »Klar darf man, muss man sogar. Nur hielt ich das für keinen sehr guten Zeitpunkt.«
    »Weil?«
    »Weil ich gerne ein paar Informationen von Eck gehabt hätte, die er uns nur geben wird, wenn er uns vertraut. Und wenn er sich verdächtigt fühlt, ist das Vertrauensverhältnis etwas gestört.«
    Sven brach ein Puddingteilchen in zwei Hälften und hielt Conrad eine davon hin. Der schüttelte den Kopf und stupste ein Stück Wurst in die Soße.
    »Was denn für Informationen?«
    »So richtig rausgerückt ist er ja nicht damit, woher sich die beiden kennen. Er hat die Eichler weggeschickt, damit sie nichts ausplaudert. Außerdem würde ich ganz gern etwas über die finanzielle Situation des Altenheims wissen.«
    »Na, dazu brauchen wir ihn ja nicht fragen. Der wird uns wohl kaum Auskunft geben, wenn er nicht muss.« Sven kramte eine Sonnenbrille aus seiner Jeansjacke. Als er sie aufsetzte, wirkte er wie eine Mischung aus Modeschöpfer und Geheimdienstler.
    »Und wen willst du dann fragen?«
    Sven grinste. Seine Zähne sahen unter dem Brillenmonstrum gefährlich aus. »Meinen besten Freund natürlich.«
    »Und wie willst du an die Genehmigungen kommen? Bis wir die haben, sind wir …« Conrad hegte den Verdacht, dass es Sven zurück an seinen Computer trieb, um dem lästigen zwischenmenschlichen Kontakt zu entgehen.
    »Ich will ja nur mal reinschauen. Rein interessehalber. Wenn wir etwas finden, kann ich immer noch die Mühlen der Bürokratie anleiern.« Sven schnappte sich die zweite Hälfte vom Puddingteilchen. Die Sonnenbrille sah Conrad erwartungsvoll von der Seite an.
    »Aber du weißt schon, dass das strafbar ist?«
    »Die Scheiße ist, dass die Guten immer erst den ganzen Papierkrieg erledigen müssen, und die Bösen in der Zeit längst über alle Berge sind.«
    Conrad kaute und schaute einem kurzen Rock und zwei langen Beinen auf hohen Hacken hinterher.
    »Wo willst du anfangen?«
    Sven folgte seinem Blick.
    »Beim Finanzamt können wir eine ganz offizielle Anfrage stellen. In die Konten würde ich so mal reinschauen. Die Bankverbindungen stehen ja auf dem Briefpapier. Ob es noch andere gibt, die da nicht draufstehen, müssen wir eben herausfinden.«
    Conrad stand auf und ließ die Reste seines Mahls in den Papierkorb fallen. Die Glocken der Jacobi-Kirche begannen zu läuten.
    »Lass dich nicht erwischen. Und …« Er drehte sich zu Sven um und blickte eindringlich auf die schwarzen Gläser. »Ich weiß von nix.«

11
    »Conrad?« Julia hielt das Handy ans Ohr und stieg aus dem Wagen. »Ich verstehe dich ganz schlecht.« Sie ging ein paar Schritte auf den Eingang zu. Der Bewegungsmelder öffnete die Glastür.
    »Ah, jetzt.« Sie blieb stehen, um

Weitere Kostenlose Bücher