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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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lächelte vage und senkte den Kopf.
    »Hallo.« Er mühte sich, seinen Atem zu zügeln.
    Die blonde Mähne verbarg ihr Gesicht. »Ich muss es dir doch sagen. Heute. Morgen fahren wir in Urlaub.« Als sie aufsah, lag Trostlosigkeit in ihrem Blick.
    Henrys Herz zitterte.
    »Ab August muss ich nach Buldern, auf das bekloppte Internat.«
    Henry hob sanft ihr Kinn. Einen Moment sahen sie sich in die Augen.
    »Ich auch«, sagte er und nahm sie in die Arme.
     
    Henry Freitag wandte sich von der Zeichnung ab. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jetzt gehen würden, Frau Morgenstern. Ich komme aus dem Nachtdienst, und der ist auf der Geschlossenen kein Zuckerschlecken.«
    »Seit wann arbeiten Sie in der psychiatrischen Abteilung?« Julia hatte noch Fragen, viele Fragen.
    »Seit zwei Jahren.« Henry erhob sich. »Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte.«
    »Ein paar Fragen sind noch offen. Die hätte ich Ihnen gern gestellt.«
    »Ich stehe Ihnen zur Verfügung. Morgen.« Henry hielt ihr die Tür auf. Julia zögerte. Einen Moment lang dachte sie daran, dass sie sich ihren Samstag anders vorgestellt hatte. Aber was half es?
    »Also gut. Dann morgen im Präsidium. Aber vergessen Sie nicht zu kommen.«
    »Wie könnte ich?«
    Das Letzte, was Julia wahrnahm, bevor sie ging, waren die Schatten unter seinen Augen, die noch einen Deut dunkler geworden zu sein schienen.

10
    Conrad betrachtete Uwe Ecks blasses Gesicht. Es hatte die Farbe verloren, als er erfuhr, dass Gottfried Freitag ermordet worden war. Bleich hob es sich vom schwarzen Rollkragen und der in dunklem Grün gestrichenen Wand hinter ihm ab.
    Ecks Lebensgefährtin Susanne Eichler, eine dralle Brünette mit einem winzigen Näschen, hatte ihn auf einen Stuhl gedrückt und ein Glas Wasser vor ihn hingestellt, das er in kleinen Schlucken trank.
    »Wie?«, fragte Eck tonlos. Sven Bentrup stand nahe der Tür und wippte mit dem Fuß, während er dem viel zu engen Rock von Susanne Eichler hinterhersah, als sie in der Küche verschwand. Lila stand ihr nicht.
    »Was für ein Verhältnis hatten Sie zu Herrn Freitag?«, fragte Conrad. Eck war der Erste, der zeigte, dass Freitags Tod ihn berührte, auf welche Weise auch immer.
    »Er war mein Geschäftspartner. Ganz einfach.« Eck sah auf, aber seine Augen fanden keinen Halt. »Wie ist es passiert?«
    »Zwischen Ihnen und Herrn Freitag soll es Streit gegeben haben.«
    »Wer sagt das?« Die Dralle kam mit einem Tablett mit Kaffee und Plätzchen zurück. Conrad schwieg und schaute zu, wie sie mit energischen Bewegungen Tassen und Teller auf den Tisch räumte.
    »Das war bestimmt die Freitag. Die mochte Uwe noch nie. Sie ist so eine Verkniffene, Luftgetrocknete.« Eck hob die Hand einige Zentimeter vom Tisch, um ihrem Wortschwall Einhalt zu gebieten. Eine fade, kraftlose Geste. Frau Eichler protestierte, indem sie die Luft ausstieß.
    »Mit Hedwig hat das nichts zu tun. Es war rein geschäftlich. Und Streit kann man das Ganze auch nicht nennen. Wir waren nicht immer einer Meinung. Das ist richtig«, sagte Eck.
    »Milch und Zucker?« Mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, drückte die Eichler Sven eine Tasse in die Hand.
    »Danke, schwarz.« Sven nahm ihr die Tasse ab und bezog wieder seinen Posten an der Tür.
    »Nicht immer einer Meinung. Ts!« Das Gesicht der Eichler wurde einige Nuancen dunkler. »Er hat dich beschissen, Uwe. Von Anfang an.«
    »Hat er das?«, hakte Sven nach.
    »Wir hatten unterschiedliche Auffassungen vom Umgang mit den Ressourcen.« Ecks Blässe wich ein wenig, nachdem er seine Tasse ausgetrunken hatte. Wahrscheinlich war er der blasse Typ, das rotblonde Haar und die Sommersprossen sprachen dafür. Herbsttyp, hätte Anke gesagt. Wieso ihm das gerade einfiel, konnte sich Conrad nicht erklären. Bei der Gelegenheit erinnerte er sich, dass er Lilly hatte anrufen wollen und sein Herz stolperte, wie es das neuerdings häufiger tat. Er schüttelte sein schlechtes Gewissen ab und versuchte, sich zu konzentrieren. Er starrte auf Ecks Hände, die reglos neben seiner Tasse lagen, schmale Hände mit langen Fingern und sorgfältig manikürten Nägeln.
    »Wie ich gehört habe, ging es um einen Vertrag, dem nicht entsprochen worden ist.« Conrad riss seinen Blick von den Händen los und sah Eck ins Gesicht.
    Eck wirkte verhältnismäßig gelassen, offensichtlich hatte er sich gefasst und war auf sicheres Terrain zurückgekehrt.
    »Die Verträge, die Uwe mit Freitag geschlossen hat, sind samt und sonders nichtig!« Die Hand

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