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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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wegen Masern geschlossen hatte. Julia wollte wissen, wo Conrad blieb, die Oma meldete sich zu einer Spritztour in die Eifel ab, Sven habe etwas Wichtiges, was er nicht am Telefon … Conrad schaltete den Apparat ab und nahm zwei Kopfschmerztabletten. Sammy düste mit einem Polizeiauto mit einem richtigen Martinshorn durch die Wohnung. Ich wandere aus, dachte Conrad. Dann wählte er Svens Nummer. Noch bevor das Freizeichen ertönte, schepperte Svens Stimme aus dem Hörer.
    »Wo, zur Hölle, steckst du? Weißt du, wie spät es ist? Ich habe nämlich …«
    »Sven.«
    »Der Freitag hat …«
    »Sven?!«
    »Würdest du mich nicht ständig unterbrechen. Wir brauchen die verdammte Genehmigung, wenn wir weiterkommen wollen.«
    Conrad hielt den Hörer vom Ohr weg. »Könntest du eventuell etwas leiser sprechen?«
    »Nein. Beweg deinen Arsch her.«
    »Ich kann nicht.«
    Im Hörer wurde es still. Das Polizeiauto raste gegen Conrads Fuß, und er jaulte jämmerlich auf.
    »Der Kindergarten hat die Masern .«
    »Mann, Conrad, wir können die Arbeit der Behörde nicht wegen Kinderkrankheiten lahmlegen.«
    »Und was glaubst du, soll ich nun machen? Stefan wird mich teeren und federn lassen, wenn ich schon wieder mit Sammy auftauche, und Sammy kann ich das auch nicht antun.«
    »Du warst doch derjenige, der immer auf den Genehmigungen bestanden hat. Erinnerst du dich?«
    Sammy sammelte sein Auto ein und wollte es neu starten. Conrad nahm es ihm aus der Hand, Sammy protestierte. Mit dem Telefon in der einen Hand und dem Spielzeugauto in der anderen schloss sich Conrad im Bad ein, Sammy trommelte gegen die Tür. Das Trommeln setzte sich in Conrads Kopf zu einem Höllenlärm fort. Wann würden die verdammten Tabletten endlich wirken?
    »Hör zu, Sven. Am besten du kommst her. Ich versuche irgendwen von der Staatsanwaltschaft zu erreichen, der für eine Unterschrift unter dem Wisch sorgt. Die Staatsanwältin hat Urlaub, und ihre Vertretung habe ich noch nicht an die Strippe gekriegt. Ich weiß auch nicht, was bei denen los ist.«
    »Und was soll ich da bei dir? Kannst du nicht fahren?«
    Conrad seufzte. Eigentlich konnte er nicht fahren, Sven hatte das genau erfasst. Nachdem er von Lilly gekommen war, hatte er noch ein paar Schluck Whisky getrunken, ein paar zu viel. Aber darüber mochte er ihm keine Auskunft geben.
    »Ob du in der Dienststelle am Rechner sitzt oder hier, ist doch egal. Und bis ich die staatsanwaltlichen Genehmigungen eingeholt habe, wäre es besser, wenn Stefan dir nicht zufällig über die Schulter schauen würde.«
    »Und ich könnte den Babysitter für Sammy spielen.«
    »Nein. Du sollst ihn nicht spielen.«
    »Ich soll einer sein. Na, super!«
    Sven sagte nichts mehr, und auch die Geräusche an der Tür waren verklungen, nur der Wasserhahn tropfte. Dann hörte Conrad ein gequältes Stöhnen am anderen Ende der Leitung.
    »Also gut. Aber bilde dir ja nicht ein …«
    »Nein, tue ich nicht. Bis gleich.« Conrad legte auf und betrachtete das Auto in seiner Hand. Er drückte einen Knopf, und das Ding jaulte auf. Sammy fand er in seinem Zimmer auf dem Boden. Der Junge sah sich nicht um, als Conrad in der Tür stand und immer noch das kreischende Spielzeug in der Hand hielt.
    »Sven kommt.«
    Sammy sagte nichts.
    »Hör mal, Sammy …«
    »Sven kommt. Ich hab’s gehört.«
    Abrupt beendete das Auto sein Getöse.
    »Ich muss arbeiten. Du und Sven, ihr habt euch doch bisher immer prima verstanden.«
    »Du musst immer arbeiten.« Das Kind drehte sich um und hatte Tränen in den blanken Augen. »Du hast es versprochen. Du wolltest mit mir spielen, jeden Tag.«
    »Ja. Hab ich. Aber …«
    Sammy sammelte ein paar Legosteine vom Boden auf und warf sie in ein Kästchen, dann nahm er seinen Clown in den Arm und wiegte sich hin und her. Conrad wollte ihm über den Kopf streichen, aber Sammy wich aus. In dem Augenblick klingelte es an der Tür und das Telefon schellte erneut. Conrad nahm den Anruf an und ging zur Tür. Durch den Spion erkannte er Sven und ließ ihn ein. Er musste geflogen sein.
    »Mutter, jetzt ist es gerade ganz schlecht«, sagte Conrad in den Hörer. »Nein, ich kann dich heute nicht besuchen.«
    Sven schlenderte in die Küche, nahm sich eine Tasse aus dem Schrank und goss sich Kaffee ein. Dann fuhr er den Computer im Wohnzimmer hoch. »Sammy?«
    Conrad betrachtete das Hawaiihemd seines Kollegen und die dürren Unterschenkel, die aus Bermudashorts ragten. Um das Ensemble abzurunden, trug er blaue Socken und

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