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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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unfreiwilligen Aufenthalt verursacht hatte. Rettungswagen, Feuerwehr und Polizei gruppierten sich um einen Wagen, dessen linke Seite auf einen der Alleebäume geprallt war. Tom fuhr langsam vorbei. Die Farbe des Wagens, hellblau-metallic ... und auch die Form des Autos, die das Wrack noch erkennen ließ … Claire, verdammt, Claire! Nein! Er steuerte den Wartburg auf den schmalen Seitenstreifen ins Gras und stieg aus. Die Sanitäter schoben eine Trage in den Rettungswagen.
    »Claire!«, rief er und eilte auf den Wagen zu. Abrupt wurde er von einem Feuerwehrmann am Arm gepackt.
    »Hey, Sie können hier nicht …«
    »Und ob ich kann. Das ist Claire.« Tom riss an seinem Arm. »Lassen Sie mich los, Sie Volltrottel.«
    »Sind Sie ein Verwandter?«
    »Nein, aber …«
    »Wenn Sie kein Verwandter sind …«
    Ein Mann, vielleicht vierzig, mit vollem Haar und im Trenchcoat, trat auf sie zu.
    »Was ist los?«
    »Das geht Sie einen Scheißdreck an.«
    »Das glaube ich nicht.« Der Typ zog seinen Ausweis aus der Tasche und hielt ihn Tom hin.
    »Conrad Böse«, stellte er sich vor. »Und Ihr Name? Am besten weisen Sie sich aus. Sie haben doch sicher einen Führerschein dabei.« Böse lächelte bissig und nickte dem Feuerwehrmann zu, der Toms Arm freigab und davonging.
    Ein Bulle, dachte Tom. Was macht die Kriminalpolizei hier? Was ist mit Claire? Wenn er Näheres erfahren wollte, blieb ihm nichts übrig, als der Aufforderung Böses nachzukommen. Tom reichte ihm seinen Führerschein.
    »Hören Sie. Ich kenne die Frau im Rettungswagen. Ich muss zu ihr.«
    Böse las in dem Dokument. »Jan Thomas Sebald.« Er blickte Tom ins Gesicht, eine Spur interessierter als zuvor.
    »Weswegen sind Sie hier?«, fragte Böse.
    Der Rettungswagen setzte den Blinker und rangierte auf die Fahrbahn.
    »Wegen der Frau, die gerade in diesem Rettungswagen weggebracht wird. Sind Sie taub?«, sagte Tom.
    Böse schwieg, schien zu überlegen, ohne den Blick von Tom zu wenden. Dann: »Wie wär’s, wenn wir uns unterhalten?«
    »Ich wüsste nicht, worüber.« Tom wandte sich ab.
    »Moment.« Böse kam an seine Seite und ging ein paar Schritte neben ihm her. »Ich hätte ein paar Fragen an Sie, Herr Sebald. Ihretwegen bin ich nämlich hergekommen, auch wenn ich nicht erwartet hätte, Sie zufällig anzutreffen. Hat man Ihnen meine Ankunft nicht mitgeteilt?«
    »Wer sollte das getan haben?« Tom lachte auf. »Meinetwegen?«
    »Ich habe mit einer Dame telefoniert, Moment, wie war noch mal der Name …« Er durchsuchte die Taschen seines Mantels, fand aber nicht, was er suchte.
    »Mit Annelie? Davon hat sie mir nichts gesagt. Worum geht es denn?« Am Auto angekommen, öffnete Tom die Tür.
    »Wollen wir uns einen Augenblick in Ihren Wagen setzen?«
    Tom zuckte die Schultern und entriegelte die Beifahrertür. Das Feuerwehrauto rückte ab, die Männer sahen ihm nach.
    »Ich habe Ihnen eine traurige Mitteilung zu machen.« Böse machte eine Pause und holte Luft. »Ihr Vater ist tot.«
    Tom riss den Kopf herum. »Mein … deswegen sind Sie hier?«
    »Es tut mir leid. Er ist ermordet worden.«
    »Das ist ja interessant.«
    »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?«
    »Nein.«
    Wieder trat Schweigen ein.
    »Wissen Sie, es ist nicht gerade die übliche Reaktion auf eine Todesnachricht.«
    »Was ist denn die übliche Reaktion, Herr Böse, Herr Hauptkommissar Böse?«
    »Sie hatten kein besonders gutes Verhältnis zu Ihrem Vater?«
    »Ich hatte gar kein Verhältnis zu meinem Vater. Ich kannte ihn nämlich gar nicht. Wie wollen Sie überhaupt sicher sein, dass es sich um meinen Vater handelt bei dem Toten?«
    »Wir haben recherchiert.«
    »So?«
    »Ja.«
    »Und dabei hat sich herausgestellt, dass irgendein Toter mein Vater ist. Okay. Und was wollen Sie von mir?«
    »Wir suchen den Täter.«
    »Hier? Na, dann suchen Sie mal schön weiter. Bei mir sind Sie jedenfalls an der falschen Adresse. Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte …« Während Tom über Böse hinweg nach dem Hebel griff, um die Beifahrertür zu öffnen, rutschte sein Ärmel hoch. Böse konnte die Einstichstellen sehen. Ihre Blicke trafen sich. Langsam schloss Böse wieder die Tür.
    »Haben Sie nicht doch Lust, einen Moment mit mir zu sprechen?«
    »Was wollen Sie von mir? Ich hatte keinen Kontakt zu meinem Vater. Wenn Sie so gut recherchiert haben, wie Sie sagen, müssten Sie das eigentlich wissen.«
    »Gottfried Freitag hat noch zwei weitere Kinder, wussten Sie das?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Von meiner Mutter.

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