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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Claire hatte eine Bedeutung in seinem Leben bekommen, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Was war mit ihm geschehen?
    »Sie ist eine gute Frau«, sagte er in den Raum, eine banale Beschreibung, wie er fand, und doch schloss sie alles ein, was er über Claire sagen konnte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
    »Wenn du mich aus irgendeinem Grunde nicht erreichen solltest, kannst du auch sie anrufen. Ich werde ihr von dir erzählen. Sie wird es bestimmt verstehen. Sie versteht so was.« Er wunderte sich über diese Erkenntnis. Sophie sagte immer noch nichts.
    »Gib mir dein Handy. Ich speichere ihre Nummer ein.«
    Sophie saß da und blickte auf den Boden. Die Worte mussten einen Umweg genommen haben, bevor sie in ihr Bewusstsein drangen. Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und reichte es ihm.

25
    Bis auf den Umstand, dass der einzige Laden im Ort geöffnet hatte und sich von Zeit zu Zeit ein LKW durch den Ort quälte, hätte man glauben können, es sei Sonntag. Das Geläut der Glocken vom Zwiebeltürmchen der Kirche, das Gezwitscher der Vögel und der Geruch von Mittagessen, der aus der Küche des Gasthofes »Zum Anger« herüberwehte, machten einen so beschaulichen Eindruck, dass Conrad von seiner Bank unter der mächtigen Kastanie am liebsten nie wieder aufgestanden wäre. Ein Junge, er mochte vier oder fünf sein, schaute ihn großäugig an und wurde von der Hand seiner Mutter weitergezogen.
    Gestern Abend hatte er sich noch aufgerafft die Mutter seines Sohnes anzurufen. Das Telefonat hatte ihn beunruhigt. Es blieb abzuwarten, wie oft und unter welchen Umständen er Sammy noch zu Gesicht bekommen würde. Der Junge war einsilbig gewesen, hatte nur »wo bist du?« und »wann kommst du?« gefragt und den Hörer an die empörte Geschiedene weitergegeben. Sie hatte ja Recht, gestand sich Conrad ein. Doch war auch sie nicht für ihren Sohn dagewesen, obwohl sie wusste, dass Conrad mit dem Fall mehr als beschäftigt war. Irgendwie musste er ja die Brötchen verdienen, Herrgott!
    Eine andere Neuigkeit war, dass Julia seine Mutter mit zu Ostendarp ins Krankenhaus geschleppt hatte, als die unerwartet im Präsidium aufgetaucht war und umgehend mit ihrem Sohn zu sprechen wünschte. Conrad fragte sich, wie Julia seine störrische Mutter überzeugen konnte, mitzugehen, und wunderte sich, dass es die alte Dame und Ostendarp einen ganzen Nachmittag lang im Garten des Krankenhauses miteinander ausgehalten hatten. Seine Mutter schwärmte beinahe von Ostendarp. Conrad war erleichtert, als er auflegte, wenn er auch noch keine Lösung für ihre Wohnsituation sah, seit den Vorfällen in Haus Abendsonne weniger denn je.
    Als ob es nicht schon genug Arbeit gäbe, kam nun noch die Untersuchung der Attacke gegen Ostendarp hinzu. Julia hatte sich auf Eck eingeschossen. Sie hielt ihn für Ostendarps Angreifer und, trotz der Geständnisse von Freitags Sohn und Frau, auch für einen verdächtigen Mörder von Freitag. Aber Eck mochte ein Betrüger, ein Steuerhinterzieher und Blender sein, für einen Gewalttäter hielt Conrad ihn nicht. Er traute seinen schmalen Händen einfach nicht zu, dass sie ein Messer in einen Menschen rammten. Da war die Lebensgefährtin schon ein anderes Kaliber. Zwar hatte Julia gemurrt, als er sie bat, ihre Ermittlung in diese Richtung zu lenken, aber ganz von der Hand weisen konnte sie diese Idee nicht. Er hingegen fragte sich, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Freitags Tod und dem Überfall auf Ostendarp gab. Sicher, der pensionierte Hauptkommissar hatte herumgeschnüffelt und eventuell wirklich etwas entdeckt, was Eck und seine Partnerin belasten könnte, so wie Julia es glaubte. Immerhin mussten die beiden irgendeinen Grund gehabt haben, mit einem Haufen Geld im Wagen zu flüchten.
    Conrad sah auf die Uhr. Kurz nach elf. Der Besuch von Wolf Seidel am Morgen war erfreulich, aber wenig informativ verlaufen. Bisher hatte die Fahndung nach Sophie Freitag nichts ergeben, auch Tom Sebald blieb verschwunden.
    Ein Radfahrer fuhr knapp an Conrads Füßen vorbei. Der Mann drehte sich um und schüttelte den Kopf, als habe Conrad die Bank mitten auf den Weg geschoben. Es erinnerte ihn an den ewigen Kleinkrieg mit den vielen Radfahrern bei sich im Münsterland. Wäre er daheim, hätte er ihn am Gepäckträger festgehalten und ihm ein paar Beschimpfungen um die Ohren gehauen. Doch jetzt, wo die Sonne so freundlich durch die Blätter blinzelte, hob er nur die Hand und lächelte ihm nach. Conrad fragte sich, wie es zu

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