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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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denn?«, brauste die Angesprochene auf. »Wo hätte ich denn hingesollt, mit den Kindern? Ich hatte keine Freunde, nicht mal Bekannte, außer der Nachbarin. Meine Mutter wollte mich nicht aufnehmen. Ich hatte kein Geld. Nur das, was ich für den Einkauf brauchte, gab er mir abgezählt, wenn ich zuvor eine Liste mit den Sachen gemacht hatte, die wir benötigten. Manchmal blieben ein paar Pfennige übrig. Die versteckte ich in einer Tasse hinten im Küchenschrank. Aber er fand sie und …«, sie brach ab und biss sich auf die Lippe, »… tat etwas mit den Münzen«, fügte sie leise hinzu.
    Julia schwieg. Sie wollte nicht hören, was er ihr angetan hatte.
    »Ich kann das nicht sagen. Es ist zu …«
    Wieder trat Stille ein. Julia musste etwas sagen, musste sie hindern, doch weiterzusprechen.
    »Es ist unaussprechlich«, sagte sie schließlich, und Julia atmete auf.
    »Warum sagen Sie, dass Sie ihn umgebracht haben? Jetzt, meine ich. Warum jetzt?« Die Worte waren aus Julia herausgesprudelt. Plötzlich hatte sie den dringenden Wunsch, sich zu bewegen, also stand sie auf, ging zum Fenster, kam zurück und setzte sich wieder. Die Unruhe blieb.
    »Haben Sie ein Taschentuch?« Sie hielt ihre blutverschmierte Hand hoch. Julia gab ihr eines, und sie wickelte es um den Zeigefinger. Dann holte sie Luft. »Es ist etwas passiert. Deshalb.«
    »Sie werden verstehen, dass Sie schon ein wenig deutlicher werden müssen.«
    Die Freitag nickte, blieb aber stumm.
    Es machte Julia ganz kribbelig. »Ja?«
    »Ich kann nicht darüber reden.«
    »Verdammt, Frau Freitag! Es tut mir schrecklich leid, was Ihnen alles passiert ist, aber wenn Sie nicht über den Mord reden wollen, gehen Sie nach Hause und warten die Ermittlungen ab.«
    Als Julia aufsprang, zuckte Hedwig Freitag. Dabei schienen die klaren Worte der kleinen Frau einen Augenblick Erleichterung verschafft zu haben.
    »Wenn Sie meinen Jungen einsperren, kann ich nicht mehr weiterleben«, sagte sie, und plötzlich strömten die Tränen der letzten dreißig Jahre über ihr Gesicht. »Ich kann nicht mehr, nicht mehr«, wiederholte sie. Der Verzweiflung in ihrer Stimme schenkte Julia Glauben, nur gehörte die Frau in kein Gefängnis, sondern auf eine geschlossene psychiatrische Station, bis sie keine Gefahr mehr, vor allem für sich selbst war.
    Julia telefonierte, und kurz darauf traten zwei Uniformierte ein. »Rufen Sie den Amtsarzt an oder den diensthabenden oder von mir aus irgendeinen Arzt, der sich auftreiben lässt, Marc«, sagte sie zu dem jüngeren. Die Freitag stand auf.
    »Ich bin nicht verrückt. Ich gehe in keine Klapsmühle.« Damit strebte sie der Tür zu und wollte an den beiden Beamten vorbei. Diese stellten sich ihr in den Weg.
    »Setzen Sie sich, Frau Freitag«, sagte Julia.
    »Ich gehe jetzt.«
    »Gerade wollten Sie noch unbedingt bleiben.«
    »Ich gehe in keine Klapsmühle, und wenn Sie mir nicht glauben, dass ich Gottfried erstochen habe, gehe ich nach Hause. Ich werde Ihnen das Messer mitbringen.«
    »Davon haben wir schon eines.«
    »Dann bringe ich eben seine Augen.«
    Zeit verging, ohne dass sich jemand rührte. Julia hatte das Gefühl, minutenlang nicht geatmet zu haben.
    »Begleitet Frau Freitag in die Zelle«, sagte sie schließlich.
    Eine Weile hing Julia der zufriedene Ausdruck nach, den die Frau zuletzt auf dem Gesicht trug. Es würde dauern, ehe der Arzt kam. Man hatte zwar eine Liste von Ärzten, die für solche Fälle zur Verfügung standen, aber einer war im Urlaub, einer musste sein Kind betreuen und ein dritter ging gar nicht erst ans Telefon. Es war jedes Mal ein Akt, irgendwen für eine Einweisung oder auch nur für eine Blutabnahme aufzutreiben. Sie konnte nur hoffen, dass Hedwig Freitag bald in der Psychiatrie betreut würde. Und für Julia würde nun alles von vorn beginnen: Hausdurchsuchung, Laboruntersuchungen, Abgleiche von Zeiten und Alibis. Nur heute nicht. Heute ganz bestimmt nicht mehr. Ihr Abend hatte sich um weitere zwei Stunden verkürzt, und die Badewanne wartete immer noch. Julia hatte das dringende Bedürfnis, sich zu reinigen, lange und gründlich.
    Die Dämmerung hatte eine Kühle mitgebracht, die sich wohltuend auf ihre Haut legte, als sie aus dem Präsidium trat. Sie öffnete die Tür des Golfs, und ihre Handtasche klingelte. Wer immer es war, sie wollte nicht mit ihm reden. Sie wollte gar nicht mehr reden. Sie legte die Tasche auf den Sitz, das Klingeln brach ab. Und wenn es wichtig gewesen war? Sie konnte wenigstens einen

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