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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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überrascht zu sein brauchen.
    „Das ist Schwangerschaft?“
    „Das ist Schwangerschaft.“
    Sie fing an zu zittern. „Was mache ich nur?“
    „Du wirst es durchstehen, Frau. Besser als du es durchgestanden hast.“ Diarmid wischte das Erbrochene weg und küßte sie. „Vielleicht wird es ein Sohn. Wenn ich das Datum wüßte, würde ich es aufschreiben. Ein Tag, an den man sich erinnern muß. Aber alles, was ich sagen kann, ist: Im Frühherbst wußte ich, daß meine Frau ein Kind bekommen würde.“
    Rura kam ein schrecklicher Gedanke. „Es ist vielleicht gar nicht dein Kind, Diarmid. An jenem Tag am Loch Lomond … Deine Männer …“ Sie wollte eigentlich nicht darüber nachdenken, was an diesem Tag geschehen war.
    „Ja. Das ist eine Möglichkeit. Es macht keinen Unterschied. Das Kind ist mein Kind. Ich werde es formen. Wenn ich am Leben bleibe und du am Leben bleibst, dann werde ich es formen.“
    „Woher weißt du, daß ich schwanger bin?“
    „Deine Brüste sind größer, dein Bauch schwillt an, dir ist übel. Du bist schwanger.“
    Sie war erschreckt und voller Freude. Sie war erniedrigt und voller Stolz. Es war alles sehr merkwürdig.
    „Gibt es etwas, was ich tun muß, oder nicht tun darf? Muß ich irgend etwas Wichtiges wissen. Vergib mir. Es ist so verwirrend.“
    „Sie haben dich zum Töten ausgebildet“, sagte Diarmid trocken, „nicht um Kinder zu gebären. Ironie des Schicksals. Mach dir keine Sorgen, Mädel. Ich habe schon mal als Hebamme gearbeitet. Ich kann es noch einmal machen.“
    Sie wurde von der morgendlichen Übelkeit nicht allzu sehr beunruhigt. Nach ungefähr zehn Tagen trat sie nur noch sehr selten auf, fast gar nicht mehr.
    Rura gab dem Haus einen Namen, weil es, wie sie sagte, einen Namen verdiente. Sie nannte es Lindsays Zuflucht, um an die beiden zu erinnern, die im Wald lagen. Sie hielt das kleine Grab sauber und fand später Blumen, die sie darauf stellte. Manchmal ging sie zur See hinunter – nur so weit, daß es ein angenehmer Spaziergang war – und brachte große Muschelschalen mit zurück, die sie für die Herstellung eines Zierbretts verwendete. Und sie begann damit, einen Steinhaufen aus schönen Kieselsteinen aufzuhäufen. Sie war fest entschlossen, Jenny und Duncan etwas für Lindsays Zuflucht zu geben. Sie verbrachte einen ganzen Morgen damit, den Namen mit einem scharfen Feuerstein in den großen Stein über der Tür einzuritzen. Diarmid beobachtete sie belustigt. Sie war wie ein Kind – ein Kind in einem Frauenkörper. Er bestaunte die Veränderung, die die Schwangerschaft mit sich gebracht hatte. Sie schien sowohl älter als auch jünger geworden zu sein.
    Diarmid verbrachte seine Tag damit, zu jagen, zu fischen, nach Früchten zu suchen und Holz für den Winter zu schneiden. Es gab Torf und Reisig im Überfluß. Wenn sie das Risiko in Kauf nahmen, bei Nacht den Rauch in den Himmel schweifen zu lassen, dann war die Gefahr des Erfrierens beinahe gebannt. Es war ein annehmbares Risiko. Er hatte noch nie gehört, daß Grenzer so spät im Jahr noch so hoch nach Norden kamen. Außerdem war immer noch das Frauto da. Er hatte es gut versteckt, ungefähr vierhundert Meter vom Haus weg, unter Farn und Fichtenzweigen, an einem Punkt, von dem aus sie schnell aus dem Wald verschwinden konnten. Rura hatte gesagt, daß es nur noch ungefähr einhundert Kilometer weit fahren würde; aber für einen Notfall würde das allemal reichen. Sie hatte ihm beigebracht, wie die Kontrollen zu bedienen waren und wie man die Maschine startete, im Falle eines Falles. Er war sich sicher, daß er, wenn er mußte, damit umgehen konnte.
    Rura verbrachte ihre Tage damit zu vergessen, daß sie eine Vernichterin gewesen war, zu lernen, eine Frau zu sein. Es war ein aufregender Vorgang. Es war, als würde sie eine oberflächliche Persönlichkeit abschälen und etwas völlig anderes darunter entdecken. Sie lernte zu nähen und machte für sich und Diarmid Kleider aus den alten Klamotten und Stoffstücken, die sie aus Tobermory auf Mull hatten mitbringen können. Sie lernte, wie sie Wildbret zubereiten mußte, um es lagerfähig zu machen, wie Fisch, Geflügel und Hochlandrinder, die verwildert waren, schmackhaft und auf verschiedenste Weise zuzubereiten waren. Sie lernte, das Salz im Meerwasser zu verwenden. Sie lernte, tierische Fette und Öle zu gewinnen und haltbar zu machen. Sie lernte, wie Felle gegerbt und geschmeidig gemacht wurden, was man mit dem Pelz von Kaninchen und Schafen anfangen

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