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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Belle
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er hinzu, „wenn du Stunk machen willst, dann richte dich an mich, verstanden?“. Ich nickte, aber wusste nicht so recht, was er damit meinte: „Wo finde ich dich denn, wenn ich Ärger machen will?“. Ich wusste gar nicht, welchen Posten er bekleidete. „Mich?“ Er tippte sich an die Ecke des blauen Barettes, das aus seiner Hosentasche rauslugte, „Instandsetzung. Ich reparier' die Panzer. Wenn du also mal was richtig Großes anfassen willst, dann kannst du mich ja mal besuchen kommen.“ Ich wusste, dass diese, mit einem breiten Strahlen vorgetragene Anzüglichkeit, nicht ernst gemeint war. Mir war allerdings nicht klar, warum er dann vor meiner Tür Wache geschoben hatte. „Und wie kommst du dann dazu, anstatt großer Panzer zu reparieren, kleine Frauen zu beschützen?“. Er senkte den Blick, überlegte einen Augenblick: „Ich hatte frei. Ich war nicht im Dienst. Ralfi hatte mich darum gebeten.“ Verlegen kratzte er sich den Hinterkopf; „Aber sag ihm nicht, dass ich dir das verraten habe, klar?“. Es war ihm sichtlich unangenehm, das zuzugeben. „Nein, mache ich nicht, versprochen.“ Ich fand das so nett von ihm, dass ich ihm spontan einen Schmatzer auf die Backe drückte. „Danke!“.
    In diesem Augenblick kam Ralf wieder zurück und rief entrüstet: „Hey! Das ist meine Frau! Finger weg!“, aber er hatte gemerkt, dass dieser kleine Kuss rein freundschaftlich gemeint gewesen war und nahm es mir nicht übel. Es klang einfach nur toll. 'Meine Frau'. Herzzerreißend romantisch. Ich seufzte und grinste Ralf verträumt an. War ich seine Frau? Unsere Blicke trafen sich und ich war mir sicher, dass er das mit Absicht gesagt hatte, um zu sehen wie ich reagieren würde. Hoffentlich hatte ich den Test bestanden. Ich nahm seine Hand und drückte sie zärtlich. Ich war mit dem Begriff 'meine Frau' einverstanden.
    Die amerikanischen MPs kamen, um die Sperrstunde einzuläuten. Mit der Militärpolizei wollte sich keiner anlegen. Stumm standen sie in einer Ecke der Kneipe, schlugen demonstrativ mit den weißen Schlagstöcken in die flache Hand und jeder wusste, dass es höchste Zeit war nach Hause zu gehen. Geradezu fluchtartig verließen wir das Lokal. Lachend und Späße machend stapften wir durch den Schnee zurück in das Camp und verabschiedeten uns von Micha.

Kapitel 13
    „ Sag mal nimmst du eigentlich die Pille?“ Ralf brachte mich völlig aus dem Konzept, weil er dieses Thema so unvermittelt ansprach. „Pille? Wie kommst du darauf? Äh... nein, wieso fragst du?“, aber in dem Augenblick als ich es aussprach, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, wieso er gefragt hatte. Ich hatte nicht an Verhütung gedacht. Ich war mit mir und ihm so sehr beschäftigt gewesen, dass ich dafür keinen Gedanken mehr gehabt hatte. „Nur so. Ich dachte nur, dass wir ja auch nicht doppelt verhüten müssen. Ich kann nämlich nicht mehr. Das habe ich vor Jahren schon beendet. Meine kleinen Soldaten sind sozusagen außer Dienst gestellt.“ Innerlich ließ ich einen Seufzer der Erleichterung los, fragte mich aber auch, warum er sich so jung hatte sterilisieren lassen. Es war eine delikate Angelegenheit und so fragte ich so beiläufig wie möglich: „Nanu? Wie kommt denn das?“ Ralf seufzte und man sah ihm an, dass ihm die Frage unangenehm war. „Meine Ex meinte, sie könnte mich mit einem Kind erpressen. Und da habe ich nicht mitgespielt. Als sie dann schwanger war, wusste ich, dass es nicht von mir sein konnte. Tja, und genau aus dem Grund bin ich hier.“ Ralf schaute mich an in der Erwartung, von mir ein Urteil zu erhalten. Er wollte wissen, was ich davon hielt. „Das heißt, Du bist auch hierher geflüchtet?“. Ralf nickte: „Ja, irgendwie war es schon eine Flucht. Nachdem sie mich betrogen und verlassen hatte, wollte ich weg. Da bot sich das mit der SFOR geradezu an.“ Ich nickte verständnisvoll: „Ja, das kann ich nachvollziehen.“ Bei mir war es nicht wirklich anders gewesen. War 'Krieg' tatsächlich ein Zufluchtsort für verwundete Seelen? Wenn die Bewohner dieser Gegend vor dem Krieg flüchteten, war hier Platz für die, die vor dem normalen Leben wegliefen. Verrückte Welt.
    „ Ich finde es nicht okay, seinen Partner mit einem Kind zum Bleiben erpressen zu wollen. Ein Kind ist doch etwas so Besonderes, das darf doch nicht als Beziehungskitt verwendet werden“, sinnierte ich. Ralf bestätigte mich: „Das sehe ich genauso. Wenn ich Kinder haben will, dann doch nur, weil ich es will. Weil ich mit der

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