Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
blickte verlegen zur Seite. »Ich habe keine Ahnung.« Dabei verteilte ich rote und goldene Nylonblätter ein bisschen zu großzügig.
Wieder sah Kathy mich nachdenklich an. »Okay, ich lege diesen Punkt erst einmal beiseite und komme auf meine ursprüngliche Frage zurück. Habt ihr eure Freundschaft wieder ins Lot gebracht?«
»Wir haben uns beide entschuldigt, und heute Abend will er zu mir kommen und was zu essen mitbringen. Und dann will er mir alles über seine Verabredung erzählen.« Ich begann, Bücher auf den Tisch zu knallen.
»Das klingt gut. Und was hat es jetzt mit dieser Frau auf sich?« Ich breitete die spärlichen Fakten vor ihr aus, die ich in Erfahrung gebracht hatte, und sie sah mich eine Weile schweigend an, bevor sie meinte: »Mach dir um Brian keine Sorgen. Es wird sich alles finden. Wart’s nur ab.« Ich wünschte, ich könnte ihr glauben.
Der Vormittag verging rasch. Kathy und ich unterhielten uns lebhaft, wenn gerade keine Kunden im Laden waren, und bald brachte sie mich wieder zum Lachen. Dann erklang die Glocke über der Ladentür und sie verzog das Gesicht. Ich drehte mich um und sah Steve auf die Theke zukommen.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich. Er war der Letzte, den ich in einem Buchladen erwarten würde, schon gar nicht in einem Kinderbuchladen.
»Ich wollte mit dir reden«, antwortete er und lehnte sich lässig gegen die Theke.
»Worüber denn?«, fuhr Kathy dazwischen. »Vielleicht darüber, was für ein hinterhältiges, schmieriges Scheusal du bist?« Sie stellte sich zwischen uns, die geballten Fäuste in die Hüften gestemmt, die Augen lodernd vor Wut.
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich sie so vor ihm stehen sah. Wie David, der sich herausfordernd vor Goliath aufbaute. »Ja, Steve, worum geht’s?«, fragte ich ihn.
Er betrachtete Kathy voller Verachtung. »Können wir das anderswo besprechen?« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Tür.
Ich kann es genauso gut gleich hinter mich bringen
, dachte ich und nickte. »Bis zwei Uhr bin ich zurück«, sagte ich zu Kathy und drückte kurz ihre Hand, dankbar dafür, dass sie so eine treue und aufrichtige Freundin war.
Kaum hatten wir die Ladentür hinter uns geschlossen, legte ich ein scharfes Tempo vor. Es gab nichts, worüber ich mich mit Steve unterhalten wollte. Nervöse Energie trieb mich voran. Steve hatte alle Mühe, mit mir Schritt zu halten.
»Emma, würdest du bitte etwas langsamer gehen? Das ist doch hier kein Marathon.«
Ich blieb auf der Stelle stehen und wartete, bis er aufgeschlossen hatte. »In Ordnung«, antwortete ich. »Übernimm du die Führung.«
Wir gingen weiter, in viel langsamerem Tempo. »Deine Mutter hat mir erzählt, dass ihr euch gestritten habt, Brian und du.« Er klang erfreut.
Mutter war ein schreckliches Plappermaul. »Es war nur ein Missverständnis.« Ich zupfte im Vorübergehen ein Blatt von einem Baum und begann, es zu zerpflücken.
»Möchtest du darüber reden?« Er versuchte mitfühlend auszusehen, doch aus seinen Augen sprach nichts als unverhohlene Neugier.
»Nicht mit dir«, knurrte ich.
»Entschuldigung.« Er hob die Arme, als gebe er sich geschlagen. »Ich versuche nur, dir zu helfen.«
»Wohin gehen wir überhaupt?«, wechselte ich das Thema. Die Temperaturen lagen bei über 30º C und eigentlich wäre mir irgendein schattiges Fleckchen oder noch besser ein Ort mit Klimaanlage am liebsten gewesen.
»Lass uns ein Eis essen gehen.«
»Gute Idee.«
4
Der Buchladen lag nur ein paar Blocks von der Hauptstraße entfernt. Die Eisdiele im hinteren Teil von Driscolls Drugstore war ein beliebter Treffpunkt, seit sie 1910 ihre Pforten geöffnet hatte, und die Inneneinrichtung hatte sich seitdem nicht wesentlich verändert. Die lang gezogene Theke mit ihren hohen Hockern und altmodischen Soda Fountains gab es immer noch, auch wenn sie im Laufe der Jahre ein bisschen gelitten hatte. Das Einzige, das neu aussah, war die Frozen-Joghurt-Maschine.
»Na, wenn das nicht die Tochter des Predigers ist. Hallo Emma! Lange nicht gesehen.« Karen Willis, eine Klassenkameradin aus der Highschool, kam, um unsere Bestellung aufzunehmen.
»Hallo Karen. Wie geht’s?«
Sie zog einen Bleistift hinterm Ohr hervor. »Mir geht’s gut. Ich arbeite hier ein paar Stunden in der Woche, ansonsten belege ich Kurse am Junior College. Das mit Bobby und mir, das hat nicht geklappt, also hab ich diesen Jammerlappen sitzengelassen und beschlossen, etwas aus mir zu machen.«
»Gut
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