Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
habe.«
»Mir tut es auch leid. Ich verstehe nur nicht, warum du dachtest, du könntest mir nicht erzählen, dass du eine Verabredung hast.« Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und drehte mich von einer Seite zur anderen.
»Es war nur so, dass du so viel mit der Hochzeit zu tun hattest. Und du warst so aufgewühlt, weil Steve der Trauzeuge von Teddy sein sollte. Es war dumm von mir, ich weiß, und ich verspreche dir, dass ich das nie wieder tun werde.«
Er hatte recht. Wahrscheinlich hätte es mich noch mehr durcheinandergebracht. Irrational, aber so etwas konnte bei mir eben ab und zu vorkommen. Wem machte ich eigentlich etwas vor? Natürlich brachte es mich durcheinander. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, Brian immer in der Nähe zu wissen, dass ich es mittlerweile für selbstverständlich hielt.
»Ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte. Du hast mich wieder einmal durchschaut. Es hat mir tatsächlich etwas ausgemacht, weil du nicht da warst, ich aber erwartet hatte, dass du da bist.« Ich holte tief Luft und gestand ihm: »Ich bin ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass du immer da bist. Und ich habe mir deine Gesellschaft zunutze gemacht, damit ich nicht allein bin. Ich habe dich eingeengt.«
Er protestierte sofort. »Nein, das stimmt nicht, Emma. Ich genieße die Zeit, die wir zusammen verbringen und ich würde keine Minute davon eintauschen, nicht gegen alle Blind Dates der Welt.«
Ich lachte und wirbelte mit meinem Bürostuhl herum. Ich wusste, wie sehr er Blind Dates hasste. »Okay, genug Melodrama für einen Vormittag. Wie war’s denn?«
»Gar nicht so schlecht, ehrlich gesagt. Man kann sich gut mit ihr unterhalten, aber das wusste ich ja schon von unseren Telefonaten. Sie ist ausgeglichen, sehr selbstbewusst und ziemlich hübsch.«
Als ich das hörte, drehte ich mich noch ein bisschen heftiger mit meinem Stuhl und spürte, wie mir der Telefonhörer mit einem Ruck aus der Hand gerissen wurde. Ausgeglichen war ichganz offensichtlich nicht. Hatte ich richtig gehört? Hatte er mir gerade erzählt, dass ihm ein Blind Date gefallen hatte? Ich angelte den Hörer unter meinem Schreibtisch hervor und schlug mit dem Kopf gegen die Tischplatte, weil ich mich zu schnell aufrichtete.
»Au! Mist!«
Kathy hatte sich umgedreht und blickte neugierig zu mir herüber. Ich winkte ihr, dass mit mir alles in Ordnung sei. Brians Stimme tönte aus dem Telefonhörer.
»Emma, bist du noch da? Was war das für ein Lärm?«
Ich bemühte mich, meine Fassung zurückzugewinnen und nahm wieder den Hörer ans Ohr. »Tut mir leid, ich habe mich ein bisschen zu schnell mit dem Bürostuhl gedreht und dabei die Kontrolle über die Telefonschur verloren. Was hast du gerade gesagt?«
Am anderen Ende der Leitung hörte ich ihn kichern. »Die Verabredung lief ziemlich gut und ich werde sie nächstes Wochenende einladen, wieder mit mir auszugehen.«
»Oh, das ist schön.« Eine glatte Lüge. Ich musste diese Unterhaltung beenden und nachdenken. »Brian, tut mir leid, aber Kathy winkt mich wie verrückt zu sich. Ich muss nachsehen, was da los ist.«
»Kein Problem. Ich kann dir ja später alles erzählen. Wie wär’s, wenn ich etwas vom Imbiss hole und es heute Abend mitbringe? So gegen sechs bei dir?«
»Klingt prima. Also, bis dann!« Ich legte auf und ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. Was passierte da mit meinem glücklichen kleinen Universum? Es hatte den Anschein, als wäre alles und jeder aus dem Ruder gelaufen, mich selbst eingeschlossen.
In den nächsten paar Minuten hielt ich mir selbst eine Standpauke. Ich benahm mich wie eine komplette Idiotin. Es gab keinen Grund, weshalb Brian sich nicht mit dieser Frau verabreden sollte. Ich hasste sie jetzt schon.
Irrational, Emma! Hör auf damit!
Ich ging nach vorne in den Laden, um Kathy beim Dekorieren des Schaufensters zu helfen. Es wurde Zeit für die Herbstauslage.
»Im Büro alles okay?«, fragte sie, während ich begann, Bücher aufzubauen.
»Nur meine typische Tollpatschigkeit. Mir ist der Hörer aus der Hand gefallen und als ich ihn hervorholen wollte, habe ich mir den Kopf gestoßen. Ich habe deinen Rat befolgt und habe Brian angerufen.«
»Und?«
»Er will sich wieder mit dieser Frau treffen«, platzte ich heraus.
Sie betrachtete mich einen Moment und sagte dann: »Das meinte ich eigentlich nicht, aber es ist okay. Fangen wir damit an. Wer ist ›diese Frau‹?«
Mir dämmerte, dass ich nicht das Geringste über sie wusste. Ich
Weitere Kostenlose Bücher