Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
gemacht«, sagte ich und warf Steve einen Blick zu, der so viel bedeutete wie:
So hätte ich es mit dir auch machen sollen
. Er grinste nur. Ich wandte mich wieder Karen zu. »Was machst du am College?«
»Kosmetologie. Ich hab immer schon gern mit Haaren und Make-up herumgespielt.« Vor allem mit ihren eigenen Haaren, so wie sie aussahen. Ich wusste gar nicht, dass Turmfrisuren wieder in Mode waren. »Also, was kann ich euch bringen?«
Ich sah auf die Speisekarte über ihrem Kopf. »Ich nehme eine Kugel Mandel-Schokolade im Hörnchen. Nein, lieber im Becher, bitte.« Schließlich wollte ich mich vor Steves Augen nicht mit Eiscreme bekleckern. Becher und Löffel schienen mir die sicherere Alternative zu sein.
»Und was darf’s für dich sein, Schätzchen?« Karen ließ vor Steve all ihren Charme spielen. Sie klapperte sogar mit ihren künstlichen Wimpern, ich schwöre es!
»Tja, also.« Steve lehnte sich gegen die Theke. Karen tat es ihm nach. »Wie wär’s mit demselben wie Emma?« Dann zwinkerte er ihr zu.
Ich beschloss, dass er einfach nicht anders konnte. Wann immer ein weibliches Wesen in die Fünfzigmeilenzone um Steve geriet, musste er einfach losflirten. Trotzdem: Ich fand diese Vorstellungen inzwischen einfach nur noch ermüdend.
Verärgert sagte ich: »Seit wann magst du Mandeln? Ich dachte, du hasst jede Form von Nüssen?«
»Menschen ändern sich«, erwiderte er mit einem Lächeln und einem weiteren Augenzwinkern für Karen.
»Das bleibt abzuwarten«, gab ich zurück. Bislang waren mir an ihm noch keinerlei Veränderungen aufgefallen.
Wir gingen mit unseren Eisbechern zu einer der Sitznischen und setzten uns einander gegenüber. »Und, wie laufen die Geschäfte?«, fragte er. »Als ich hörte, dass du deinen Job gekündigt hast, um einen Kinderbuchladen zu eröffnen, konnte ich das überhaupt nicht verstehen.«
Nein, du bestimmt nicht
, dachte ich. Ich hatte den Laden eröffnet, weil ich immer schon mit Begeisterung Bücher gesammelt hatte, vor allem Bücher, die mit Nancy Drew zu tun hatten. Ich besaß auch einige sehr seltene Ausgaben von Nancy-Drew-Romanen, die ich normalerweise in meinem Bankschließfach unter Verschlusshielt. Sie waren eine Menge Geld wert und man hatte mir schon erstaunliche Summen dafür geboten. Aber ich könnte mich nie von ihnen trennen. Meine Tante Shirley, die Kinderbücher ebenfalls geliebt hatte, hatte sie mir vor ein paar Jahren gegeben, kurz bevor sie an Krebs starb.
Bücher waren meine Möglichkeit, zu fliehen – und nach der Trennung hatte ich eine Fluchtmöglichkeit weiß Gott nötig gehabt. Nun wollte ich eine neue Generation von Kindern an all die großartigen Kinderbuchreihen heranführen und die Liebe zum Lesen in ihnen wecken. Allerdings sah es so aus, als gäbe es mindestens ebenso viele Erwachsene wie Kinder, die Kinderbücher sammelten. Man konnte eine Menge Geld damit verdienen, die Bücher ausfindig zu machen, die sie suchten. Und außerdem genoss ich es, auf eigenen Beinen zu stehen.
Ich betrachtete Steve hinter halb geschlossenen Lidern, während wir unsere Eiscreme löffelten. Mannomann, er war wie geschaffen für einen Anzug. Seine Kleidung war immer perfekt geschneidert und hob seinen athletischen Körperbau hervor, für den er täglich ins Fitnesscenter ging. Er war ein erfolgreicher Anwalt in einer großen Kanzlei in Dallas – dank seiner Überredungskünste, die er bei den Geschworenen und so ungefähr jedem anderen einsetzte, dem er begegnete, mich eingeschlossen. Ihm ging es gut in Dallas, aber mir war meine kleine Stadt lieber. Sie lag weit genug im Norden, um noch ein bisschen offenes Land um sich herum zu haben und nicht nur Vorstädte und Häuser, die sich meilenweit in die Landschaft erstreckten.
»Na, woran denkst du?«, fragte Steve und mir wurde klar, dass ich ihn angestarrt hatte. Und ich war mir nicht sicher, wie lange schon.
Als sich unsere Blicke trafen, spürte ich, wie mir die Hitze in die Wangen stieg und sich in meinem Bauch ein flaues Gefühl ausbreitete. Zum Teufel mit diesen blauen Augen! Einen irrwitzigen Moment lang wünschte ich mir, er würde mich in die Arme nehmen und küssen, bis ich nicht mehr klar denken könnte. Ich versetzte mir innerlich einen Tritt dafür, dass ich ihn immer noch begehrte.
»Ich dachte nur gerade an den Abend, als wir uns kennengelernt haben.« Ich machte mir nicht die Mühe, ihm meinen letzten Gedanken mitzuteilen.
Er beugte sich vor und nahm meine Hand. »Das war der beste
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