Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
doch ich lächelte ihm zuversichtlich zu, bevor ich mich neben ihn setzte. Ich wusste, was ich zu tun hatte.
Die Unterhaltung beim Essen hatte etwas ausgesprochen Gestelztes. Hätten Dad und Steve nicht über Politik geredet, hätten wir schweigend dagesessen. Ich hielt meinen Blick meist auf meinen Teller gerichtet, um nicht auf Mutters verrückte Grimassen reagieren zu müssen, mit denen sie mich offensichtlich dazu bringen wollte, mit Steve zu reden. Stattdessen dachte ich über das nach, was ich ihnen allen schon sehr bald mitteilen würde.
Als alle mit dem Essen fertig zu sein schienen, stand ich auf. Alle Blicke richteten sich auf mich und ich holte tief Luft. »Ich möchte euch allen etwas sagen.« Ich atmete noch einmal tief durch, während ich meiner Mutter geradewegs in die Augen sah. »Heute erkläre ich mich zur alten Jungfer.«
Einen Augenblick lang sahen alle verdutzt aus, doch dann begann es einigen von ihnen zu dämmern, was genau ich damit sagenwollte. »Was um Himmels willen redest du da, Emma?« Mutter sah verärgert aus.
»Nun, da ich offenbar meinem eigenen Urteil nicht trauen kann, wenn es um Verabredungen mit Männern geht, und da ich eine magische Anziehungskraft auf merkwürdige Typen auszuüben scheine, ähm ...« Ich warf einen schnellen Blick auf Steve, doch der schien noch immer verwirrt. »Und da meine Familie auch kein besseres Händchen bei der Auswahl meiner Dates hat, habe ich beschlossen, mich nicht mehr mit Männern zu verabreden.« Ich wagte einen Blick in die Runde. Dad war offenkundig davon überzeugt, dass ich übergeschnappt war. Anne wirkte entgeistert. Teddy sah Steve an, als sei ihm gerade aufgegangen, dass doch mehr hinter der ganzen Geschichte stecken könnte. Ich brachte es nicht über mich, Brian anzusehen. Ich fürchtete mich vor dem, was ich in seinen Augen sehen oder auch nicht sehen würde.
Steve lächelte und sagte: »Du kannst doch nicht allen Ernstes annehmen, dass wir das glauben«, so als sei ich ein kleines Mädchen, das gerade einen Wutausbruch hatte und das man beruhigen musste.
Ich sah ihn kalt an. »Glaub mir, ich meine es ernst, und zwar jedes Wort.«
Mutter gab ein ungeduldiges Schnauben von sich. »Das ist einfach lächerlich.« Sie stand auf und begann, die Teller aufeinanderzustapeln.
Brian ergriff meine Hand. Ich umklammerte sie und sah Mutter fest in die Augen. »Weißt du, vielleicht ist es das, aber trotzdem bin ich mit diesem Thema fertig. Ich bin glücklich mit meinem Leben, so wie es ist, und ich bin sehr wohl in der Lage, auf mich selbst aufzupassen.«
Sie hörte auf, die Teller aufzustapeln und sah mich an. Aus ihren Augen sprachen Verletztheit und Enttäuschung. »Das kann ich nur hoffen, denn von mir brauchst du keine Hilfe mehr zu erwarten«, sagte sie ruhig. »Solange du auf dieser lächerlichen Haltung bestehst, bist du in diesem Haus nicht mehr willkommen.« Sie drehte sich um und ging in die Küche.
»Evelyn, warte!«, rief Anne und lief ihr nach. »Das kannst du doch nicht ernst meinen.«
»Oh doch, das kann sie«, sagte ich leise. Ich war wie betäubt. Mir war klar gewesen, dass sie enttäuscht sein würde, doch ich hätte mir nie träumen lassen, dass sie mich aus ihrem Leben verbannen würde. Tränen stiegen mir in die Augen.
Steve kicherte hämisch. »Und du glaubst wirklich, als alte Jungfer kannst du glücklich sein?«
Ich drängte die Tränen zurück und fuhr ihn an: »Jedenfalls glücklicher als mit einem Schwindler wie dir.«
»Schwindler?« Teddy schnellte von seinem Stuhl hoch.
»Du hast sie betrogen?«, fragte Dad ungläubig.
Oh, Mist.
Ich hatte die Katze aus dem Sack gelassen. Steve stotterte hilflos, als die beiden auf ihn einstürmten. Ich hörte, wie Anne und Mutter in der Küche miteinander stritten, und plötzlich wurde mir bewusst, dass Brian immer noch stumm meine Hand hielt. Nun endlich blickte ich ihn an und sah zu meiner grenzenlosen Überraschung, dass seine Augen vor Stolz strahlten.
Ich kicherte hysterisch, doch dann riss ich mich gerade lange genug zusammen, um zu fragen: »Fahren wir nach Hause?«
Die Heimfahrt nahm ich nur verschwommen wahr. Ich sagte immer wieder: »Ich habe es getan. Ich kann es nicht glauben, dass ich es getan habe.«
Brian versicherte mir die ganze Zeit, dass er stolz auf mich sei, weil ich meiner Familie endlich die Stirn geboten hatte. »Du warst wunderbar, Emma, so stark und selbstsicher. Aber bist du dir ganz sicher, dass du dich nie mehr mit Männern treffen
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