Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
hierher einladen?«
»Ich dachte, es sei höchste Zeit, dass ihr beide euch aussprecht, und außerdem hat er meine Soßen immer sehr gemocht.« Sie hob den Topf hoch, den sie in der Hand hielt.
Ich fasste mich an den Kopf. »Warum kannst du dich nicht einfach raushalten? Das alles geht dich überhaupt nichts an.«
Sie stellte den Topf auf die Kochplatte zurück und stemmte die Hände mitsamt den Ofenhandschuhen in die Hüften. »Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn ich weiß, dass meine einzige Tochter nicht glücklich ist.«
Ich starrte sie mit zusammengekniffenen Augen wütend an. »Dass ich keinen Mann habe, heißt noch lange nicht, dass ich nicht glücklich bin, Mutter.« Ich seufzte und lehnte mich gegen die Küchentheke.
Sie begann, die Kartoffeln vom Topf in die Servierschüssel zu legen. »Das habe ich auch nicht gesagt, aber ich denke, du könntest glücklicher sein, wenn du nicht die ganze Zeit allein wärst.«
»Ich bin nicht die ganze Zeit allein; ich bin ständig entweder mit Kathy oder mit Brian zusammen.«
»Ich war immer der Ansicht, dass ihr beide ein richtig nettes Paar seid, du und Steve«, fuhr Mutter fort, als hätte sie überhaupt nicht gehört, was ich gesagt hatte.
»Ach ja? Bis ich ihm nicht mehr genügte und er sich mit anderen Frauen treffen wollte, was?«
»Nun, ich denke, er hat erkannt, dass er damals einen Fehler gemacht hat.« Sie legte den Kopf schief und sah mir in die Augen. »Gib ihm eine Chance, Emma. Der Herrgott weiß, dass dein Vater seine Schwächen hatte, als ich ihn geheiratet habe, aber sieh dir an, wie glücklich wir jetzt sind. Weißt du, Steve erinnert mich an ihn«, fügte sie nachdenklich hinzu.
Ich schnaubte vor Lachen und langte nach einer Kartoffel. »Wie kommst du denn darauf? Er hat sicher nicht das Zeug zum Pfarrer.«
Sie schlug meine Hand weg. »Das meine ich nicht. Ich rede von der Zeit, bevor dein Vater Pfarrer wurde. Er war ein bisschen unbesonnen und wild, genau wie Steve, und einmal hat er sich von mir getrennt, weil er mit einer anderen ausgehen wollte.«
Ich starrte sie an. »Das hast du mir noch nie erzählt«, platzte ich heraus. »Was ist damals passiert?«
Sie ließ den Servierlöffel sinken und sah mich an. »Nun, ich habe nicht herumgesessen und darauf gewartet, dass er zu mir zurückkehrt, wenn es das ist, was du meinst. Oh nein, gleich am nächsten Wochenende bin ich mit jemandem ausgegangen und an den darauffolgenden Wochenenden auch. Dein Vater traf sich eine Weile mit dieser anderen Frau, aber er merkte schnell, dass sie ganz schön anstrengend war. Sie machte ihn schrecklich unglücklich. Und dann, kurz nachdem sie sich getrennt hatten, kam er wieder angekrochen und bat mich um Verzeihung. Ich habe es ihm natürlich nicht leicht gemacht, aber er war der einzige Mann, den ich glaubte jemals lieben zu können, und er hatte erkannt, dass ich die einzige Frau für ihn war.«
Ich beobachtete meine Mutter, wie sie die Soße aus dem Kochtopf in eine Sauciere schöpfte. Sie strahlte vollkommenes Selbstvertrauen aus. In diesem Augenblick beneidete ich sie, denn dieses Selbstvertrauen hatte ich nicht. Wir hatten eine ähnliche Erfahrung gemacht, doch unsere Reaktionen darauf hätten unterschiedlicher nicht sein können. Mein Selbstvertrauen war erschüttert worden, als Steve mich fallen ließ, doch allmählich bekam ich mein Leben wieder in den Griff. Sie wollte, dass meineGeschichte ein glückliches Ende fand, so wie ihre, doch ich konnte es nicht riskieren, von Steve oder auch von sonst jemandem noch einmal so verletzt zu werden. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich sie enttäuschen würde, weil ich mit all dem abgeschlossen hatte.
Ich trat zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Du weißt, dass ich dich liebe, nicht wahr?«
»Ich liebe dich auch, Schatz.« Sie band ihre Schürze ab. »Und nun hilf mir, das alles hier ins Esszimmer zu bringen.« Wir nahmen die Schüsseln und trugen sie zum Tisch. Dad und Steve diskutierten über die anstehenden Präsidentenwahlen.
Zum Glück sind sie beide für dieselbe Seite
, dachte ich. Ansonsten wäre das Mittagessen zu einer lautstarken Auseinandersetzung geworden. Eine deftige Debatte über Politik war ganz nach Dads Geschmack und ich hatte oft genug mit angesehen, wie er einen politischen Gegner in Grund und Boden brüllte. Als Marathonredner wäre er eine Idealbesetzung.
Brian, Anne und Teddy saßen schweigend auf ihren Stühlen. Brian blickte besorgt auf, als ich den Raum betrat,
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