Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
willst? Ich meine, du hast doch immer gesagt, dass du dir Kinder wünschst.«
»Ja, ich meine es ernst. Sieh mich doch an. Ich bin doch jetzt schon fast ein Fall für die Klapsmühle. Ohne Dates bin ich ganz sicher besser dran. Und Kinder kann ich auch ohne einen Mann haben. Denk nur an Angelina Jolie und all die anderen Singlefrauen, die Kinder adoptiert haben.« Mit jedem Wort wurde meine Stimme eine Spur schriller und im Augenblick war ich nicht gerade in triumphaler Stimmung. Ich konnte es einfach nichtglauben, dass meine Mutter mich tatsächlich aus dem Haus verbannt hatte.
Das sagte ich Brian, doch er versicherte mir: »Sie ist nur unglücklich und durcheinander, Emma. Sie kriegt sich schon wieder ein.«
Ich konnte das alles noch nicht fassen. Als Brian mich ins Haus gebracht hatte, stand ich kurz vor einem hysterischen Weinkrampf. Der arme Kerl! Völlig verschreckt betrachtete er mich, wie ich abwechselnd schluchzend und kichernd auf dem Sofa saß. »Wie wär’s, wenn ich Kathy anrufe?«, fragte er. Es war nicht zu übersehen, dass er sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen wollte. Ich nickte nur, sprechen konnte ich nicht. Er wählte Kathys Nummer und erklärte ihr in kurzen Worten, was passiert war.
Als Kathy kam, saß ich stumm und benommen da, während Brian im Wohnzimmer auf und ab ging. Mike hockte in einer Zimmerecke und jaulte von Zeit zu Zeit mitfühlend. Kathy setzte sich zu mir aufs Sofa und verkündete: »Ich habe Cary und José. Wen von beiden möchtest du?« Sie hielt eine DVD und eine Flasche Tequila hoch. Ich schlang ihr die Arme um den Hals und lachte und weinte gleichzeitig. »Also nehmen wir José«, meinte sie und versuchte ohne großen Erfolg, mir mit der DVD in der einen und der Flasche in der anderen Hand begütigend auf den Rücken zu klopfen.
»Nein«, sagte ich, setzte mich auf und wischte mir die Tränen ab. »Ich brauche dich nicht, damit du mich betrunken machst, obwohl ich den Gedanken durchaus zu schätzen weiß. Ich bin nur froh, dass du hier bist.«
»Ein Plausch unter Mädels, das ist es, was du brauchst. Vergiss die ganzen Männer.« Sie scheuchte Brian fort, der sich in der Nähe der Tür herumdrückte: »Sch! Ich kümmere mich um Emma.« Er verschwand, ganz offensichtlich erleichtert. Kathy grinste mich an. »Ist es nicht komisch, wie sie sich davonmachen, sobald eine Träne im Anmarsch ist?«
Ich lachte, doch ich war enttäuscht, wie schnell er die Flucht ergriffen hatte. Bis jetzt war er noch nie vor meinen Tränen davongelaufen.Kathy zog eine Tüte Schokolinsen aus ihrer Tasche und reichte sie mir. »So, nun erzähl mal.«
Und genau das tat ich. Ich schilderte ihr die Gedanken und Ereignisse, die zu meiner Ankündigung beim Mittagessen geführt hatten.
»Nun, Schatz, du bist gewiss nicht die erste Frau, die den Leuten sagt, dass sie sie in Ruhe lassen sollen, aber bist du dir ganz sicher, dass es das ist, was du willst?«
Ich schloss die Augen und lehnte mich auf dem Sofa zurück. »Das sollte ich wohl besser. Zurücknehmen kann ich es nun nicht mehr.«
6
Schließlich brach das nächste Wochenende an und ich stand inzwischen völlig neben mir. Annes Überredungskünsten war es zu verdanken, dass Mutter meine Entscheidung schließlich akzeptierte, wenn auch nicht ohne Protest. Jeden Tag machte sie mir am Telefon Vorhaltungen und redete mir zu – und um des Familienfriedens willen ließ ich diese Telefonate über mich ergehen. Auch Steve rief mich Abend für Abend an und versuchte, mir einen Termin für ein gemeinsames Essen abzuringen. Offenbar hielt er meine Ankündigung für eine Art Herausforderung, die es zu meistern galt. Ich war mir nicht sicher, welche Erklärung er meinem Bruder und meinem Vater für die Tatsache geliefert hatte, dass er mich betrogen hatte – doch anscheinend war es ihm gelungen, die Wogen zu glätten, und als sie mich danach fragten, hielt ich es für ratsam, keine schlafenden Hunde zu wecken.
Nach meinem hysterischen Ausbruch fühlte ich mich in Brians Gesellschaft unbehaglich und immer, wenn ich Steves Namen erwähnte, verdüsterte sich seine Miene. Also sprach ich mit ihm nur noch über so harmlose Themen wie das Wetter und die Arbeit. Und Delilah. Oh ja, er würde sich an diesem Wochenende wieder mit ihr treffen, und natürlich hatte er überhaupt kein Problem damit, über sie zu reden. Ich schickte ein kleines Dankgebet genHimmel, dass ich nach dem Wochenende nicht da sein würde, um mir seine glühenden
Weitere Kostenlose Bücher