Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
»Danke, dass du die geholt hast.«
»Bitte sehr.« Er reichte mir eine Serviette.
Nach ein paar weiteren Bissen fühlte ich mich ausreichend gewappnet. »Ich dachte, du wärst heute Morgen bestimmt unterwegs, um Delilah zu sehen, oder kommt sie zum Gottesdienst?«, fragte ich.
Bitte sag Nein.
»Nein, sie ist diese Woche nicht in der Stadt, also bin ich allein unterwegs.«
Ja!
»Oh, macht sie Urlaub?«, fragte ich, sowohl Interesse als auch ruhige Gelassenheit vortäuschend.
»Nein, sie ist auf einer Konferenz in Chicago.«
»Und was machst du dann die ganze Woche über?«
»Tja, ich dachte, ich könnte ein bisschen Zeit mit meiner besten Freundin verbringen und an ihrem Leben teilhaben.« Er grinste.
»Klingt nach einem großartigen Plan, aber wer ist diese beste Freundin, von der du da redest?«, fragte ich unschuldig.
Er knüllte seine Serviette zusammen und zielte damit nach mir. »Der verrückte Rotschopf aus dem Nachbarhaus.«
Ich warf die Serviette zurück. »Herzlichen Dank.«
»Also, möchtest du mit mir zusammen zur Kirche fahren?«
»Klar. Lass mich nur eben den Schaden beheben, den deine Eclairs an meinem Lippenstift angerichtet haben.«
Auf dem ganzen Weg zur Kirche machten wir Witze und lachten. Er legte seinen Arm um meine Schultern, als wir auf das Gebäude zugingen. »Ich bin froh, dass du heute wieder so bist wie immer.«
»Was meinst du damit?«, fragte ich entrüstet.
»Nun, du warst in den letzten Wochen sehr ruhig.« Seine Augen blickten mich sorgenvoll an.
»War ich das?« Mist, wenn ich mit ihm zusammen war, würde ich mir mit meinen Schauspielkünsten doch ein bisschen mehr Mühe geben müssen. »Das war keine Absicht. Mich beschäftigt im Moment einfach eine ganze Menge, vermutlich lag es daran.«
»Dann sollte ich wahrscheinlich noch mehr versuchen, dich von den Dingen abzulenken, die dich beschäftigen. Als dein bester Freund.« In einer freundschaftlichen Geste nahm er mich in den Arm.
»Das Angebot nehme ich an.« Ich lachte und drückte ihn. Als wir lachend in den Kirchenraum traten, lag sein Arm noch um meine Schultern.
Anne kam und setzte sich neben Brian auf die andere Seite. Teddy verteilte das Gottesdienstblatt. Anne beugte sich vor, damit sie mich sehen konnte, und fragte: »Wie war dein Wochenende?«
Ich rückte näher an Brian heran, damit wir uns weiter im Flüsterton unterhalten konnten. Das war jedenfalls der Grund, den ich mir selbst nannte. »Grässlich.«
Anne riss die Augen auf. »Was ist passiert?«
Ich berichtete beiden von Mutters vergeblichem Versuch, mich wieder zu einem Blind Date zu schicken. Wir mussten alle darüber lachen. Und ich erzählte ihnen von meiner Unterhaltung mit Steve.
»Gut gemacht, Emma«, sagte Brian und klopfte mir anerkennend aufs Bein.
Mutter setzte sich neben Teddy auf dessen andere Seite, nachdem sie ihre Runde bei den Damen in der Kirche gedreht hatte. Als Strafe dafür, dass ich mich nicht auf ihr Blind Date eingelassen hatte, ignorierte sie mich. Das Einzige, was mir dazu einfiel, war, dass sie mich ruhig öfter so bestrafen durfte.
Ohne Brian wäre das Mittagessen unerträglich gewesen. Er hatte eine ganz besondere Art, mit meiner Mutter umzugehen, und es gelang ihm immer wieder, die Wogen zu glätten, die ich mit meinen hartnäckigen Weigerungen heraufbeschworen hatte. Ich hörte ehrfurchtsvoll zu, wie er mit ihr über meine Stärke sprach und mich tatsächlich für meine Haltung als Heldin der Frauenwelt pries.
Wir beendeten die Mahlzeit und halfen Mutter, den Tisch abzuräumen. Brian und ich verabschiedeten uns von der Familie und gingen zu seinem Auto zurück. Kaum saßen wir drinnen, begann ich zu applaudieren. »Bravo! Sie hat dir aus der Hand gefressen. Ich habe keine Ahnung, wie du das anstellst.«
Er verneigte sich im Sitzen. »Ach, das ist doch keine große Sache. Man muss es nur so formulieren, dass sie es versteht.«
Ich lachte. »Ja, mit Worten wie
tapfer, edel, leidenschaftlich
und so weiter.«
»Hauptsache, es funktioniert, oder?«
Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück. »So, und was hast du jetzt vor, wo du doch frei und ungebunden bist?«
»Sollen wir in den Park fahren?«
»Gute Idee.«
Nachdem wir dort angekommen waren, holte er eine Decke aus dem Kofferraum und dann wanderten wir los, auf der Suche nach einem guten Platz, um sie auszubreiten. Wir zogen die Schuhe aus und ließen uns fallen.
»Also, wie sieht das wirklich aus zwischen Steve und dir?« Er lag auf dem Rücken und
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